In den Armen des Highlanders
Tochter zuliebe.«
Erfreut lächelte Emily. Mit diesem Vorschlag bewies er wieder einmal sein gutes Herz. Ihr Vater starrte ihn misstrauisch an. »Ist das ein Friedensangebot?«
»Nicht direkt - ich biete Euch einen Waffenstillstand an.«
Da brach Warwick in verächtliches Gelächter aus. »Und das aus dem Mund von Harolds Sohn? Sagt doch, werdet Ihr auch mich in den Rücken stechen, sobald ich mich abwende?«
Entsetzt über diese Schmähung, zuckte Emily zusammen.
»Nein«, fuhr ihr Vater fort, »so dumm wie Henry Plantagenet bin ich nicht. Ich kenne das Blut, das in Euren Adern fließt, Ravenswood. Und ich werde Euch niemals über den Weg trauen.«
Heißer Zorn verdunkelte Dravens Augen.
»Bitte, Vater!«, flehte Emily und ergriff seinen Arm. »Dieses Angebot hat Lord Draven ehrlich gemeint.«
»Und ich lehne es ab, wie das jeder vernünftige Mann tun würde. Nur ein Narr würde sich sicher fühlen mit einem Ravenswood hinter seinem Rücken oder unter seinem Dach.«
Einige beklemmende Sekunden lang fürchtete Emily, Draven würde ihren Vater zu Boden strecken. Stattdessen trat er zurück. »Kommt, Lady Emily, Simon - wir reisen ab.«
Mit zugeschnürter Kehle nickte sie.
»Aber das Hochzeitsfest ist noch nicht vorbei!«, fauchte Hugh. »Gestern hat Emily angekündigt, sie würde ein paar Tage hier bleiben. Ihr könnt sie mir noch nicht wegnehmen, Ravenswood.«
»Doch, Vater, das kann er.«
Seine schmerzliche Miene trieb ihr die Tränen in die Augen. Doch sie weinte nicht. Und sie versuchte auch nicht, Draven umzustimmen.
Ihr Vater hatte ihn schwer beleidigt. Um ihretwillen hatte Draven das schweigend hingenommen, ohne sich zu wehren.
Noch mehr durfte sie nicht von ihm verlangen.
»Mein Vetter Godfr ied wird meine Truhe holen las sen, Sir. Wenn Ihr Euch inzwischen um die Pferde kümmert, ich möchte mich nur rasch von meinen Schwestern verabschieden.«
Wortlos nickte Draven und ließ sie mit Hugh allein.
»Wieso konntest du nicht ein kleines bisschen nachgeben, Vater?«, fragte sie vorwurfsvoll.
Sein Gesicht verhärtete sich. »Soll ich mich vor einem solchen Mann demütigen?«
Warum war er nur so furchtbar starrsinnig? Emily schüttelte resignierend den Kopf. »Streiten wir nicht, das wäre sinnlos. Ich hatt e gehofft, du würdest Lord Dra ven eine Gelegenheit geben, dir zu beweisen ...«
»Er ist der Mörder meiner Leute, Em«, unterbrach er sie. »Hast du das vergessen?«
Nach kurzem Zögern entgegnete sie: »Nein, das glaube ich nicht. Und ihm glaube ich auch nicht, wenn er behauptet, du seist über sein Dorf hergefallen.« Forschend schaute sie in die Augen ihres Vaters. »Oder hast du’s etwa getan?«
»Eigentlich solltest du das besser wissen. Diese Lüge hat er dem König erzählt, um seine Missetat zu vertuschen. Und du zweifelst an mir?«
»Nein, Vater«, versicherte sie und berührte seinen Arm. »Aber ich finde, ihr beide solltet aufhören, einander zu beschuldigen, und ausnahmsweise euren Verstand benutzen. Wenn ihr jene Verbrechen nicht begangen habt, muss jemand ande rer über eure Ländereien herge fallen sein. Vielleicht könntet ihr mit vereinten Kräften feststellen, wer das war.«
Verächtlich kräuselte Hugh die Lippen. »Das weiß ich doch, Mädchen. Und wenn du auch ein wenig klüger wärst, würdest du hier bleiben, in meiner Obhut.«
Emily tätschelte seufzend seine Hand. »Das ist nicht möglich. Und du weißt es. Was der König angeordnet hat, müssen wir befolgen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Nun will ich mich von Joanne und Judith verabschieden.«
Während sie im Gedränge der Gäste ihre Schwestern suchte, schimmerte etwas Rotes vor ihren Augen, und sie erkannte die scharlachfarbene Tunika ihres Vetters. »Godfried?«, rief sie, bevor er außer Hörweite geriet.
Beflissen wandte er sich um. »Aye?«
»Würdest du bitte veranlassen, dass meine Truhe auf Lord Dravens Wagen geladen wird.«
Er nickte, dann zauderte er und schaute zur Tür, durch die der Earl of Ravenswood soeben hinausgegangen war.
»Stimmt was nicht?«, fragte sie.
»Wahrscheinlich ist alles in Ordnung«, erwiderte er und strich durch sein kurzes schwarzes Haar. »Es ist nur ...«
Da er verstummte, wiederholte sie: »Nur?«
Auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Furchen. »Gestern Abend hat Joanne gesagt, dass der Mann, der Niles niedergeschlagen hat, Draven de Montague gewesen ist.«
»Und?«
Jetzt schaute er direkt in Emilys Augen. »Aber das
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