In den Armen des Meeres
Anziehung, die ihnen beiden nicht willkommen war.
»Mrs de Warenne?«, fragte eine vertraute männliche Stimme.
Sie erschrak und bemerkte Baard Janssen, der ihr auf seinem Wallach entgegenkam. Er lächelte ihr herzlich zu. Sie zögerte, ehe sie das Lächeln erwiderte. Seit ihrer kurzen Begegnung vor Wochen bei den Büros von Windsong Shipping hatte sie ihn nicht mehr gesehen und auch nicht mehr an ihn gedacht. Jetzt allerdings erinnerte sie sich an eine Bemerkung, die Alexi gemacht hatte – dass Janssen finanzielle Unterstützung bei Blair suchte.
»Ich sah Sie vorüberfahren und habe Sie erkannt.« Der Blick aus seinen grauen Augen war genauso kühn wie an dem Tag, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. »Ich musste galoppieren, um Sie einzuholen. Zum Glück bin ich quasi auf einem Pferderücken groß geworden. Aber ein Schiffsdeck unter meinen Füßen ist mir noch lieber.« Er grüßte Ariella, indem er sich an den Hut tippte, doch dann sah er wieder Elysse an. »Wie geht es Ihnen? Es ist ein schöner Tag, gerade richtig für eine schöne Frau, im Park spazieren zu gehen.«
Sein Blick war so direkt, dass es ihr unangenehm war. Sie klopfte an die Rückenlehne des Kutschers. »Bitte fahren Sie weiter!« Sie lächelte Janssen an. »Ich habe nicht gewusst, dass Sie in der Stadt geblieben sind. Mir geht es gut, vielen Dank! Haben Sie den Besuch in London genossen, Kapitän?«
»Gerade jetzt genieße ich ihn ungemein.«
Sie wandte sich ab. »Darf ich Ihnen meine Schwägerin vorstellen, die Viscountess St. Xavier? Ariella, Baard Janssen, Kapitän der Astrid aus Dänemark.«
Janssen lächelte Ariella höflich zu. »Ich hoffe immer noch, Ihnen eine Führung über mein Schiff anbieten zu können«, sagte er und beugte sich ein wenig vor, während er sprach. »Ich würde gern wissen, was Sie von ihr halten.«
Sie sah Ariella an, die über diesen Flirt nicht sehr glücklich zu sein schien. »Ich bin sehr beschäftigt, Kapitän. Ich werde aber in meinen Kalender schauen und nachsehen, ob ich in der nahen Zukunft wohl einen freien Nachmittag habe.«
»Ich lasse ein Nein als Antwort nur äußerst selten gelten, nicht von einer schönen, anmutigen und bezaubernden Frau.«
Sie lächelte höflich. »Sie sind sehr freundlich, Kapitän. Wann werden Sie Segel setzen? Sie sind schon recht lange im Hafen. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie Zuckerrohr gebracht.«
»Ah, eine Frau, die mit mir über Schiffe sprechen möchte!« Er lächelte. »Ich warte noch den Abschluss einiger Geschäftsangelegenheiten ab, Mrs de Warenne, dann werde ich nach Afrika aufbrechen.«
Sie erschrak, denn sie kannte niemanden, der mit Afrika Handel trieb. Er hatte doch gewiss nichts mit menschlicher Fracht zu tun? »Werden Sie mit Palmöl handeln?«
»Zweifellos. In den Ländern mit Manufakturen besteht danach eine große Nachfrage.«
»Ja, das stimmt.«
Hatte Blair diese Reise finanziert? fragte sie sich. War das die Art von Informationen, von der Alexi hoffte, sie würde sie von Blair bekommen? Doch Alexi interessierte sich nicht für den Handel mit Palmöl.
Janssen verneigte sich, nickte Ariella kurz zu, wendete dann sein Pferd und versuchte offensichtlich, sie mit seinen Fähigkeiten als Reiter zu beeindrucken. Sie unterdrückte ein Lächeln. Er war kein sehr guter Reiter, das erkannte sie an der Art, wie er die Zügel des armen Tieres hielt und dabei ganz schräg im Sattel saß.
Ariella legte ihr eine Hand aufs Knie. »Was war das?«
Elysse drehte sich zu ihr um. »Alexi erwähnte etwas in der Art, dass Blair Janssen finanziert. Ich bin die Frau des Kapitäns eines Handelsschiffes, Ariella, und ich denke, ich kann nicht anders. Wenn es um Handel geht, bin ich immer neugierig.«
»Du und Alexi, ihr passt so gut zueinander«, rief Ariella.
»Wohl kaum«, bemerkte Elysse trocken. »Du hast ihm also einen Brief geschrieben. Hat er darauf geantwortet?«, fragte sie und hoffte, dass ihre Frage beiläufig klang, als eine schöne Kutsche neben ihren Wagen fuhr.
»Er schrieb, er würde zurückkehren, wenn er es für richtig hält, und keinen Augenblick früher.«
Diesmal brachte Elysse beim besten Willen kein Lächeln zustande. »Warum habe ich eigentlich gefragt?«
»Sein Brief klang zornig, Elysse. Was ist passiert? Warum ist er gleich nach der Dinnerparty weggefahren?«, fragte Ariella. »Warum ist er so unhöflich, nahezu unerträglich?«
Elysse zuckte die Achseln, als wäre es ihr egal, während sie doch in Wirklichkeit wieder
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