In den Armen des Meeres
Blair sagst – und über die vergangenen sechs Jahre. Ich habe immer vermutet, dass du Alexi treu geblieben bist. Das stimmt doch, oder?«
Elysse errötete. »Er war so grausam ... ich fürchte, es wäre ihm auch egal, wenn er die Wahrheit kennen würde. Vielleicht würde er mich sogar auslachen, weil ich die ganze Zeit über Jungfrau geblieben bin.« Als Ariella schwieg, fügte sie hinzu: »Wir haben uns sechs Jahre lang immer weiter auseinandergelebt und wir sind vollkommen verschiedene Menschen geworden. Wie konnte ich nur jemals glauben, dass wir unsere Liebe wiederentdecken würden, wenn er doch gezwungen war, mich zu heiraten, weil ein Mann gestorben ist?«
»Doch, das könnt ihr«, erklärte Ariella energisch und sprang auf die Füße. »Du und Alexi, ihr seid füreinander bestimmt. Es war seine Entscheidung, dich zu heiraten. Hast du meine Familie vergessen? Ein de Warenne liebt nur einmal, und dann ist es für immer. Dann gibt es nichts anderes mehr. Alexi hat sich in dich verliebt, als er noch ein kleiner Junge war. Er ist wütend, voller Schuldgefühle und eifersüchtig auf Blair – aber er liebt dich noch immer. Dessen bin ich ganz sicher!«
Elysse stand ebenfalls auf und sah sie an. »Ariella, die Nacht, als wir miteinander geschlafen haben, war die schönste Nacht meines Lebens. Ich dachte, es wäre ein Neuanfang für uns. Ich dachte, wir würden eine richtige Ehe führen – voller Liebe und Leidenschaft.«
»Wie hast du das gemeint, als du sagtest, er wolle Frieden?«
»Er hat die Pläne für seine Abreise vorgezogen. Er möchte nun am ersten Juni nach China segeln, nicht am fünfzehnten wie ursprünglich geplant – um von mir wegzukommen! Bis dahin sollen wir wie höfliche Fremde miteinander umgehen. Aber er ist kein Fremder. Er ist mein Ehemann, der Mann, den ich liebe. Einst war er mein bester Freund.«
»Er läuft also vor dir davon?«
»Ja, das tut er.«
Ariella zog die Brauen hoch. »Das ist sehr interessant, Elysse. Alexi ist kein Feigling. Er ist ein Kämpfer. Aber offensichtlich hat er Angst davor, hier mit dir zusammen zu sein.« Sie begann zu lächeln. »Warum aber sollte er Angst vor dir haben?«
»Was du da sagst, ergibt keinen Sinn.«
»Alexi wird ebenso von der Vergangenheit verfolgt wie du – vielleicht sogar noch mehr. Und jetzt läuft er davon. Hm. Was wirst du also jetzt tun?«
»Wie bitte?«
»Ach, komm schon, Elysse. Du hast gerade die Leidenschaft kennengelernt, mit dem Mann deiner Träume. Du willst doch wohl nicht einfach dastehen und ihn davonsegeln lassen?«
Elysse holte tief Luft. Ganz plötzlich wurde sie aufgeregt. Warum hatte sie es zugelassen, dass Alexi die Regeln ihrer Ehe bestimmt? Sie wusste, was sie wollte. Sie wollte ihren Mann.
»Wenn Emilian sich wie ein so selbstsüchtiger, eigensinniger Dummkopf benehmen würde, dann würde ich kämpfen. Ich würde mit Zähnen und Klauen um das kämpfen, was ich haben will – und ich würde damit anfangen, indem ich ihn verführe«, erklärte Ariella.
Elysse stockte der Atem. Sie fühlte sich wieder an den Abend erinnert, den sie zusammen verbracht hatten. Alexi war versessen darauf gewesen, mit ihr zusammen zu sein. Sie war sicher, dass ihr Verlangen ungewöhnlich war. Warum ließ sie zu, dass Alexi vor ihr davonlief? Würde sie es wagen, die Sache in ihre eigenen Hände zu nehmen?
»Du hast recht. Ich will meinen Mann behalten, und ich will eine richtige Ehe führen. Es ist Zeit zu kämpfen.«
Alexi war wachsam, als er die große Eingangshalle von Oxford Mansion betrat. Es war halb elf Uhr am Abend, und er wollte es vermeiden, Elysse zu begegnen. Er hatte sein Möglichstes getan, um ihr aus dem Weg zu gehen seit jener fatalen Nacht, in der er sie die Treppe hinaufgejagt und ihr praktisch Gewalt angetan hatte. Aber sie behauptete weiterhin, sie hätten einander geliebt.
Offensichtlich hatte er sich ihre Lustschreie nicht eingebildet.
Ich habe Elysse geliebt. Das war unmöglich – er war nur fähig zu schnellem, lustvollem Sex. Der größte Teil des Abends war in seiner Erinnerung verschwommen. Aber die eine oder andere Erinnerung hatte er daran, wie er sie berührt, sie geküsst und in den Armen gehalten hatte. Sicher war er nicht wirklich so verzweifelt von dem Wunsch besessen gewesen, mit ihr zusammen zu sein, wie es in seiner Erinnerung der Fall war. Sicher liebte er sie nicht mehr, nicht nach all diesen Jahren, so wie einst, als er ein Junge gewesen war.
Er bemühte sich sehr, möglichst viel von
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