In den Armen des Meeres
um dann umso schneller weiterzuschlagen.
Einerseits war ein Teil von ihm sehr zufrieden, dass sie Zeugin seines größten Triumphes geworden war. Und andererseits war er wütend, dass sie es gewagt hatte, dorthin zu kommen.
Ihretwegen hatte er einen Mann getötet.
Er fluchte. Er war ein sehr leidenschaftlicher Mensch. Alles, was er tat, machte er mit großer Hingabe und vollem Einsatz. Nachdem das Entsetzen über Montgomerys Tod verebbt war, hatten Schuldgefühle und Verzweiflung eingesetzt.
Bis Elysse O'Neill zwischen sie getreten war, waren sie Freunde gewesen.
In den Wochen, die auf den Unfall folgten, hatte er nicht klar denken können. Als sie in der Kirche durch den Mittelgang auf ihn zugekommen war, war er voller Zorn gewesen, auf sie wie auch auf sich selbst. In den Jahren, die seit ihrer Hochzeit und Montgomerys Tod vergangen waren, hatte er gelernt, seine Schuldgefühle zu verdrängen und die Erinnerungen an jene Wochen ebenso. Es war zu schwierig und zu schmerzlich, daran zurückzudenken.
Aber hin und wieder, meistens in der Nacht, wenn er allein am Steuer der Coquette unter dem funkelnden Sternenhimmel stand, dann kehrten die Erinnerungen daran plötzlich zurück. Dann dachte er an jenen Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und an die Freude, die er damals empfand. Dann erinnerte er sich an die Ballnacht, an ihre Verehrer, und an den Kampf auf Leben und Tod. Nie würde er den Anblick von Elysses tränenüberströmtem Gesicht vergessen. Dann fiel es ihm schwer, die Erinnerungen beiseitezuschieben ...
Aber als sie am Hafen auf ihn gewartet hatte, waren alle diese Erinnerungen wieder auf ihn eingeströmt. Verdammt, er hatte gehofft, sie nie mehr wiederzusehen. Er hatte weite Umwege auf sich genommen, um die alten Wunden nicht wieder aufzureißen. Er war fest entschlossen, sie zu meiden.
Aber sie war seine Frau.
Er hatte sie geheiratet, um ihren Ruf zu schützen. Wenn es darum ging, Elysse zu beschützen, so hatte er keine Wahl. Vielleicht war er nicht zu der Heirat gezwungen worden, aber jetzt war er zur Ehe gezwungen – eine Verbindung, für die er nicht bereit war, die er nicht gewollt hatte und noch immer nicht wollte!
Der Ruf seiner Frau war so berüchtigt wie sein eigener. Sie war Londons bekannteste Verführerin ...
Beinahe hätte er gelacht, aber es war nichts Komisches daran. Nie hätte er sich vorstellen können, dass Elysse O'Neill Londons größte Lebedame werden würde. Er fluchte und stöhnte dann auf, als sein Kopf wieder zu schmerzen begann. Aber hatte sie nicht schon immer gern kokettiert?
Elysse de Warenne, die Königin der feinen Gesellschaft, ging niemals ohne einen ihrer Liebhaber aus ...
Er begann auf und ab zu schreiten. Von allen ihren Liebhabern hatte er schon gehört. Er hatte es sich zu seiner Aufgabe gemacht, stets zu wissen, wer ihre Begleiter waren. Und wenn er sich in der Stadt aufhielt, dann waren seine Freunde und seine Feinde gleichermaßen bemüht, ihm Namen zu nennen. Nur seine Cousins schienen sehr zurückhaltend zu sein.
Sie schlief mit seinem Bankier. Er konnte es kaum fassen. Sie musste geplant haben, ihn in irgendeiner Weise zu verletzen, so wie sie es bei Montgomery getan hatte. Warum sonst sollte sie die Affäre öffentlich machen, indem sie Thomas Blair zum Hafen mitbrachte?
Er kannte Elysse besser als jeder andere. Sie war eitel und selbstsüchtig, verwöhnt und umschwärmt. Sie war an männliche Aufmerksamkeit so gewöhnt, dass sie es kaum aushielt, wenn diese fehlte. Nichts hatte sich geändert. Sie führte Thomas Blair an der Nase herum und genoss es, sich ihm hinzugeben. Bald schon würde sie mit Baard Janssen spielen und auch ihn in ihr Bett holen. Er dachte daran, sie zu warnen, denn der Däne war nicht vertrauenswürdig und kein Ehrenmann. Aber sie würde nicht auf ihn hören ...
Was hatte denn nicht mit ihm gestimmt gestern Abend?
Er erinnerte sich an die Episode im Hinterzimmer von Windsong Shipping mit erschreckender Deutlichkeit und konnte es kaum fassen. Er verachtete seine Ehefrau. Er wollte die Vergangenheit vergessen – alles davon. Sie waren keine Freunde – sie würden es auch nie mehr sein. Auf den kleinen stechenden Schmerz, den er bei diesem Gedanken empfand, achtete er nicht. Er wollte nicht verheiratet sein, weder jetzt noch später. Der Kindertraum war nicht mehr als genau das – das naive Wunschdenken eines kleinen Jungen.
Und doch hatte er am vergangenen Abend Verlangen empfunden. Schlimmer noch, er hatte
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