In Den Armen Des Normannen
würden sie nach ihr suchen, überlegte sie voller Angst.
In der Tat hatte Guy keine Ahnung, dass sie abgereist war. Er war früh aufgestanden und holte Männer aus Oxstead, die bei den Bauarbeiten helfen sollten. Er war entschlossen, Lillyth um jeden Preis aus dem Weg zu gehen. Sie konnte zu ihm kommen, er würde nicht wieder zu ihr gehen. Alison stellte schon bald fest, dass Lillyth nicht mehr da war, doch weil sie sich gut vorstellen konnte, wohin sie gereist war, entschied sie sich, nichts zu sagen.
Sebastian sah Lillyth nachdenklich an. »Ich habe geglaubt, Ihr wärt sehr glücklich mit Montgomery«
Sie sah ihn erstaunt an, dann platzte sie heraus. »Das war ich auch, doch dann habe ich herausgefunden, dass er schon eine Frau und Kinder in der Normandie hat.« Ihre Worte klangen bitter.
Sebastian sprach vorsichtig weiter. »Viele Männer nehmen sich eine Geliebte, das ist ganz üblich. William sieht das natürlich nicht gern, denn er ist glücklich verheiratet, aber die meisten Männer haben nicht dieses Glück und suchen sich ihre Freuden dort, wo sie sie finden.«
»Aber er hat mich geheiratet! Er hat uns von einem Priester trauen lassen, wir haben ein großes Fest gefeiert und alle hier in Godstone eingeladen.«
»Verstehe«, meinte Sebastian nachdenklich. » Ihr habt geglaubt, Ihr wärt seine Frau, und dann habt Ihr herausgefunden, dass er bereits eine Frau hat?«
Sie nickte trübsinnig.
»Ihr dürft kein Schuldgefühl oder Reue fühlen wegen dem, was geschehen ist. Ihr hattet nichts damit zu tun, jetzt verstehe ich auch, warum Ihr weggehen musstet. Ihr wärt gezwungen gewesen, weiter in der Stellung als Geliebte zu bleiben, und nachdem Ihr Euch als seine Frau gefühlt habt, wäre das unerträglich gewesen.«
Lillyth konnte nicht von dem Kind sprechen und wechselte schnell das Thema. »Wenn wir unsere Reise wieder aufnehmen, denke ich, wir sollten so schnell wie möglich diese Straße verlassen.«
Er nickte. »Ich denke, wir sollten eher nach Osten reisen und nicht nach Westen. Denn das wäre gar nicht logisch.«
Zum ersten Mal lächelte sie ihn an. Sie ritten den Rest des Tages Seite an Seite, und Lillyth hatte genügend Zeit, ihren Begleiter zu betrachten. Er war nicht älter als Guy, aber sehr dünn, als hätte er ein Leben der Entsagung gelebt. Seine Augen waren dunkel und eindringlich, und er hatte eine große Hakennase. Obwohl er nicht sehr groß war, so vermutete Lillyth doch, dass er eine sehnige Kraft besaß, die ihm in einem Kampf zugute kommen würde. Sie hielten nur an, um ihre Pferde zu tränken, und unterbrachen ihre Reise erst, als die Sonne schon tief am Himmel stand. Er bat sie, Feuer zu machen, dann brach er auf, um ihnen etwas zum Abendessen zu jagen.
Lillyths Rücken schmerzte, weil sie den ganzen Tag im Sattel gesessen hatte, und sie machte einen kleinen Spaziergang, um Wasser zu holen und ihre Muskeln zu entspannen. Als sie mit dem Wasser zurückkam, briet Vater Sebastian Eier über dem Feuer. Sie entdeckte das Huhn, das noch nicht gerupft war. »Ich werde es heute Abend kochen, dann haben wir Fleisch für morgen«, meinte er.
Sie lachte. »Ihr habt es gestohlen, nicht wahr?«
Er breitete beide Hände aus. »Wir wollen sagen, ich habe es gefunden, ehe es sich verirren konnte.«
Nachdem sie ihre Eier gegessen hatten, schnitzte Sebastian einen Spieß, auf dem er den Vogel aufspießte, um ihn über dem Feuer zu braten, und Lillyth sammelte einige Kräuter, mit denen sie ihn ausstopfen konnten. In dieser Nacht lag sie lange wach, ehe sie einschlafen konnte. Obwohl sie sehr müde war, konnte sie sich nicht an den harten Boden gewöhnen, vor dem sie nur ihr Umhang schützte.
Am nächsten Tag trafen sie andere Reisende, die auch nach London wollten, und Vater Sebastian handelte mit ihnen um Nahrungsmittel. Lillyth fühlte sich nicht mehr so ängstlich, weil sie nicht länger allein waren. Sie fragte sich, warum Reiter von Godstone sie noch nicht eingeholt hatten.
Vielleicht ist er froh, mich los zu sein, dachte sie kalt. Nun, ich bin auf jeden Fall froh, ihn los zu sein, fluchte sie heftig.
Ihr Rücken schmerzte, genau wie zu der Zeit, zu der sie sonst immer ihre monatliche Blutung bekam, und sie rechnete im Geist nach, um festzustellen, ob dies jetzt auch wieder der Fall sein würde. Nachdem die Blutungen ihrer Fehlgeburt aufgehört hatten, hatte sie ein paar Tage im Bett gelegen, beinahe eine ganze Woche lang. Dann war Guy beinahe drei Wochen weg gewesen, und eine
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