In Den Armen Des Normannen
Entschlossen schob sie diese Gedanken von sich, als sie sich auskleidete und badete. Ihr war so warm, und sie fühlte sich so entspannt, dass sie sofort ins Bett kletterte und traumlos bis zum Morgen schlief. Sie wachte vom Geruch nach Speck und gebratener Wurst auf, und sofort wurde ihr übel. Das bestätigte ihre Angst, dass sie schwanger war. Entschlossen, nicht in Panik zu geraten und wieder so niedergeschlagen zu sein wie am Tag zuvor, wusch sie sich Hände und Gesicht und machte sich daran, den Staub der Reise aus ihrer Kleidung zu bürsten. Sie holte die goldenen Armbänder heraus, die Guy ihr geschenkt hatte. Sie würde sie zum Geschäft des Goldschmiedes bringen, wo sie bei ihrem letzten Besuch in London die Medaille für Guy gekauft hatte und würde versuchen, sie zu verkaufen. Sie fragte sich kurz, wie viel sie ihr wohl bringen würden, dann entschied sie sich, nicht weniger als zehn oder zwölf Deniers zu akzeptieren. Es würde nicht schaden, wenn sie so hübsch wie nur möglich aussähe, entschied Lillyth, deshalb kämmte sie ihr Haar, bis ihr Gesicht von Locken eingerahmt war, dann zog sie sorgfältig ihren Umhang über und setzte die Kapuze auf. Schnell ging sie die Straße entlang, achtete nicht auf die Menschen, die versuchten, sie aufzuhalten, um ihre Waren zu verkaufen. Sie hoffte, dass sie sich an den Weg erinnerte, bog um eine Straßenecke und blieb dann einen Augenblick verwirrt stehen. Ah ja, dort war der Laden, auf der anderen Seite der Straße. Sie zögerte nur kurz, dann betrat sie das Geschäft, nahm all ihren Mut zusammen und schob die Kapuze von ihrem Kopf. Dann stand sie plötzlich vor dem elegantesten Mann, den sie je gesehen hatte. Er kaufte Schmuck und hatte zwei Diener bei sich. Er war außergewöhnlich groß und schlank, hatte silberblondes Haar und silbergraue Augen. Von Kopf bis Fuß war er schwarz gekleidet, seine Kleidung wurde nur durch die silberne Stickerei um seinen Kragen aufgehellt. Er verbeugte sich vor ihr und machte eine Geste zu dem Mann hinter dem Ladentisch. »Damen zuerst«, sagte er. Eine leichte Röte stieg in Lillyths Wangen, als sie dem Goldschmied die goldenen Armbänder reichte.
»Ich möchte sie gern verkaufen. Seid Ihr vielleicht daran interessiert?«, fragte sie den Goldschmied. Sie fühlte die Blicke des Gentleman auf sich ruhen, und ihre Brust hob und senkte sich heftig. Der Goldschmied sah sich die Armbänder lange an. »Fünf Deniers«, sagte er schließlich.
Lillyth war enttäuscht. »Ich dachte ... ich dachte vielleicht an zehn?«, fragte sie zögernd.
Der Goldschmied schüttelte den Kopf und zuckte dann entschuldigend mit den Schultern.
Der große Mann neben ihr mischte sich in die Unterhaltung. »Darf ich sie einmal sehen?«, fragte er. »Bei schönen Dingen werde ich immer schwach.« Sein Blick ruhte noch immer auf Lillyths Gesicht.
Sie hielt ihm die Armbänder hin. »Sie lassen jede Frau, die sie trägt, noch besser aussehen«, erklärte sie.
»Ich denke dabei schon an jemanden.« Er lächelte. »Ich werde Euch zehn Deniers dafür geben, cherie.«
»Danke, Monsieur«, antwortete sie leise. Sie hasste diesen ganzen Handel, aber die Armbänder waren das einzig Wertvolle, das sie verkaufen konnte, und sie wusste, dass sie Geld brauchte. Er zählte das Geld in ihre Fland, und ohne noch einmal in seine silbergrauen Augen zu sehen, verließ Lillyth schnell den Laden.
Als sie wieder in dem Gasthaus zurück war, entschied sie sich, das Haus nicht wieder zu verlassen, bis Sebastian kam, um sie zu holen. Es dauerte vier Tage, bis er kam.
»Kind, ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, weil ich nicht früher kommen konnte. Geht es Euch gut?«
»Ja, aber ich bin froh, dass Ihr gekommen seid. Ich habe mir nämlich schon Sorgen um Euch gemacht. Ich habe etwas Schmuck verkauft und besitze jetzt zehn Deniers. Das Problem ist, soll ich das Geld dazu benutzen, meine Rechnung hier zu begleichen oder soll ich es für die Zukunft aufheben?«, dachte sie laut nach. Beinahe sofort traf sie eine Entscheidung. »Wenn Ihr Euch um mein Pferd kümmern würdet, dann werde ich mit dem Wirt verhandeln. Kommt!«
Obwohl ihre Knie ein wenig zitterten, setzte sie ihre hochmütigste Miene auf, als sie mit dem Wirt sprach. »Mein Ehemann wird sich um einige Tage verspäten. Wenn er kommt, dann gebt ihm bitte die Nachricht, dass ich mich entschieden habe, schon weiterzureisen, und oh, ja, ich habe es beinahe vergessen, bitte rechnet meinen Aufenthalt mit dem von
Weitere Kostenlose Bücher