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In Den Armen Des Normannen

In Den Armen Des Normannen

Titel: In Den Armen Des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte. Ihre Finger zitterten, als sie ihre Zöpfe erneut flocht und sie dann auf dem Kopf hochsteckte. Ohne noch einmal zu versuchen, ein wenig zu schlafen, kleidete sie sich an, schlang ihren warmen Umhang um sich und suchte nach Vater Sebastian. Er schlief abgesondert von den anderen in einer eigenen Hütte. Lillyth betrat die Hütte und weckte ihn auf.
    »Ich bitte Euch, gleich jetzt mit mir abzureisen, mein Freund.«
    Er sah sie ruhig an. »Sagt mir, was Euer Problem ist, mein Kind.«
    »Oh, Vater, alles ist ein solches Durcheinander. Wie kann ich Euch das erzählen, ich schäme mich viel zu sehr.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Kind, nichts kann mich schockieren, aber lasst Euch Zeit. Eure Geschichte wird zweifellos auf unserer Reise ans Licht kommen. Ich muss nach London, um Bischof Odo aufzusuchen, ehe wir nach Berkhamstead reisen. Wird Euch das stören, Kind?«
    »Nein, nein. Es ist mir gleichgültig, wohin ich gehe, solange wir nur schnell hier verschwinden. Vater, glaubt Ihr, wir könnten zuerst nach Westen reisen, um eine eventuelle Suchmannschaft abzulenken und dann unsere Reise nach London machen? Ich möchte nicht hier weglaufen, nur damit man mich morgen oder übermorgen wieder findet und hierher zurückbringt.«
    »Ich kenne nur die Hauptstraße nach London, aber wir können einen Umweg machen, ich bin sicher, das wird Euch beruhigen.« Er lächelte sie freundlich an. »Ich denke nicht, dass Ihr etwas zu essen für Euch selbst mit auf die Reise genommen habt? Nein, das dachte ich mir. Nun, da Ihr eine solche Eile habt abzureisen, solltet Ihr diese Weizenkuchen in Eure Satteltasche packen. Ihr werdet feststellen, dass Euer Pferd zusammen mit dem meinen hinter der Hütte angebunden ist.« Er lachte leise. »Ihr habt überhaupt nicht daran gedacht, wie Ihr Euer Pferd mitten in der Nacht aus dem Stall holen wollt, ohne einen Aufruhr zu verursachen, nicht wahr?«
    Sie wurde ganz blass. »Ich konnte an nichts anderes denken als nur daran, von hier wegzukommen. Es tut mir Leid, dass Ihr für uns beide denken musstet. Ich werde versuchen, in Zukunft aufmerksamer zu sein.«
    »Kommt, ich denke, bis zum Tagesanbruch werden wir auf der Hauptstraße in Sicherheit sein.«
     
    Sie tätschelte Zephyrs Nüstern und murmelte leise Worte, dann stieg sie auf und zog ihren Umhang fest um sich, um die Kälte abzuhalten. Sie ritten in schnellem Tempo los, weil Lillyth so viel Abstand wie nur möglich zwischen sich und den Mann bringen wollte, der sie betrogen hatte, und weil Sebastian ihre Furcht besänftigen wollte. Sie ritten schweigend zwei Stunden lang und die ersten Streifen der Dämmerung erschienen am schwarzen Himmel, als Lillyth rief: »Glaubt Ihr, dass normannische Soldaten uns aufhalten werden?«
    »Macht Euch keine Sorgen, niemand wird es wagen, uns aufzuhalten. Ich habe einen Reisepass vom König persönlich bei mir. Er verbietet jedem, mich zu behindern.«
    »Ich hoffe, Ihr habt Recht, denn nach allem, was ich erlebt habe, sind die Normannen sehr kühn. Sie scheinen immer nur das zu tun, was sie wollen.«
    »Die meisten Normannen sind sehr religiös, Kind. Meine Anwesenheit sollte Schutz genug für Euch sein.«
    »Wenn sie so religiös sind, wieso haben sie dann uns Angelsachsen einfach getötet und unsere Häuser niedergebrannt?«
    »Ein Normanne glaubt nicht, dass die Tatsache, dass er ein Soldat ist und dass er religiös ist, im Widerspruch zueinander stehen. Für sie ist das wie eine Hand in einem Handschuh. Sie beten vor der Schlacht immer um einen Sieg, und nach der Schlacht bedanken sie sich bei Gott dafür. Der Normanne ist ein überlegenes Geschöpf, wenn es um militärische Dinge geht.«
    »Tragt Ihr Waffen, Vater?«
    »Ich trage kein Schwert, aber dennoch nehme ich an der Schlacht teil. Ich helfe den Verwundeten und den Sterbenden. Bischof Odo trägt auch kein Schwert, aber er benutzt einen mit Eisen gespickten Ball, der wesentlich größeren Schaden anrichten kann, würde ich behaupten.«
    Sie ritten schweigend mehrere hundert Meter weiter, dann meinte Vater Sebastian: »Die Pferde brauchen eine Rast, und wir werden etwas essen. Ich höre vor uns einen Fluss rauschen. Dort wollen wir Rast machen, Kind.«
    Er machte ein kleines Feuer und kochte etwas Wasser, dann fütterte er die Pferde. Lillyth holte ein paar der Weizenkuchen hervor und knabberte nachdenklich daran. In Gedanken war sie weit weg. Guy würde jetzt aufstehen, vielleicht hatte er bereits bemerkt, dass sie nicht mehr da war. Schon bald

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