In Den Armen Des Normannen
er ein Zimmer auswählte und Lillyth und Vater Sebastian hineinbat. Es war ein bequemes Schlafzimmer, doch trotz des Sonnenscheins draußen war es in dem Zimmer kalt. Ein kleineres Zimmer mit einem Rollbett darin lag gleich dahinter.
»Ich werde Euch etwas zu Essen hinaufschicken lassen und einen der Diener bitten, ein Feuer anzuzünden«, meinte Robert.
Bei der Erwähnung von Essen wurde Lillyth noch blasser. »Danke, mein Lord, aber ich kann heute Abend nichts mehr essen. Sebastian kann das Feuer für mich anzünden.«
»Ich werde ein paar Frauen schicken, die sich um Euch kümmern.« Einen Augenblick sah er verwirrt aus. »Diese verdammten plappernden Mädchen, mit denen sich meine Frau umgibt, sind vollkommen nutzlos. Ich denke, ich werde Euch besser meinen Arzt schicken.«
»Oh, nein, nein, nein«, bat sie und sank auf das Bett. »Ich bin nicht krank, mein Lord, ich bin einfach nur müde.«
»Ich hab's!«, rief Robert erfreut aus. »Meine alte Kinderfrau. Sie wird Euch bemuttern, vielleicht wird sie Euch sogar mit Aufmerksamkeit überschütten.« Lachend nahm er ihre Hände. »Vater Sebastian wird sie zu Euch bringen, und ich werde später noch einmal kommen, um zu sehen, wie Ihr Euch fühlt.« Er zog ihre Hand an seine Lippen, dann gingen die beiden Männer.
Lillyth war so erleichtert, dass sie ganz schwach war. Robert hatte betroffen ausgesehen und sich ihr gegenüber väterlich verhalten. Vielleicht könnte er um der Freundlichkeit willen nett zu ihr sein und würde von ihr keinerlei Bezahlung verlangen.
Sebastian kam mit einer schlichten, netten, fetten Frau zurück. Sie warf nur einen Blick auf das armselige Geschöpf, das auf dem Bett hockte, dann hob sie beide Hände. Sie wandte sich zu Vater Sebastian. »Weg, weg, verschwindet von hier. Wir brauchen hier keinen Mann.«
Lillyth bedankte sich noch bei ihm, ehe er aus dem Zimmer geschoben wurde.
»Ich werde Euch auskleiden, legt Euch nur zurück. Ich weiß, dass Ihr nichts gegessen habt, aber Schlaf ist jetzt das
Wichtigste. In Frankreich gibt es eine Redewendung, die besagt, >Schlaf ist wie essen!<« Sie brachte Lillyth ins Bett. »Morgen werde ich Euch baden und Euer wunderschönes Haar waschen, aber heute Nacht müsst Ihr erst einmal schlafen«, drängte sie.
»Mein Lord Robert wird gleich noch einmal kommen«, begann Lillyth.
»Ha! Er wird nicht durch diese Tür gelassen! Ich werde ihm sagen, dass Ihr schlaft. Er wird tun, was ich ihm sage - das hat er schon immer getan.«
»Ihr seid so freundlich zu mir. Wie ist Euer Name?«, fragte Lillyth, als die Frau die kühlen Laken über sie zog.
»Mein Name ist Bette. Ein schlichter Name für eine schlichte Frau. Aber Euer Name ist wunderschön, Lillyth. Er passt zu Euch.«
Die ältere Frau plapperte noch weiter, bis Lillyth einschlief. Sie hörte nicht mehr, dass Robert kam und auch nicht, dass Bette ihn wieder wegschickte. Sie hörte gar nichts mehr bis spät am nächsten Morgen. Sie rollte in dem großen Bett zur Seite und öffnete die Augen. Sie war allein, doch das dauerte nicht lange. Bette kam gleich mit kühler Milch und heißen, gebutterten Brötchen mit Honig aus der Küche. Sie bestand darauf, dass Lillyth im Bett frühstückte. Danach half sie ihr beim Baden und wusch und trocknete ihr wunderschönes langes Haar.
»Ihr werdet heute nichts anderes tun als Euch auszuruhen, und wenn Robert kommt, werde ich ihm raten, Euch nicht zu ermüden.«
Lillyth lachte. »Ihr klingt nicht so, als hättet Ihr große Ehrfurcht vor ihm, Bette.«
»Das denke ich nicht! Er war in meinem Kinderzimmer, aye, und sein Sohn auch.« Sie nickte. »Lillyth, Liebes, Ihr habt gar nichts anzuziehen, aber macht Euch keine Sorgen, ich werde mit Robert reden.«
»Oh, nein, das dürft Ihr nicht«, protestierte Lillyth.
»Unsinn! Er ist ein sehr großzügiger Mann. Wirklich, Ihr solltet nur die Kleider sehen, die seine Frau hat und all diese plappernden Geschöpfe, mit denen sie sich umgibt. Jede von ihnen ist äußerst extravagant. Und sie tut nichts anderes, als an ihm herumzunörgeln, der arme Mann. Ich weiß, was ihm gefällt. Er braucht einen Ort, an den er kommen und sich für eine Stunde entspannen kann. Wir werden ihm diesen Ort schaffen, das werdet Ihr schon sehen.« Sie plauderte über ihre Pläne, und Lillyth lächelte vor sich hin.
Ein Klopfen an der Tür ließ Lillyth schnell wieder unter den Decken verschwinden, doch als Bette die Tür öffnete, stand nur ein Bote mit einem kleinen Paket davor. Bette
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