In Den Armen Des Normannen
und wählte stattdessen ein seidenes Unterkleid in einem sanften Grün, dazu nahm sie eine grüne Samttunika, dann band sie ihren goldenen Gürtel um die Hüften. Sie ersetzte die einfache weiße Kopfbedeckung durch eine aus passender, grüner Seide, die sehr gewagt war, weil man das Haar durch den dünnen Stoff sehen konnte. Sie legte sogar einen Hauch der roten Lippensalbe auf ihre Lippen und benutzte ein wenig Parfüm, dann war sie mit ihrer Erscheinung zufrieden und ging zurück in das Nebenzimmer, in dem er ihr zu warten befohlen hatte.
Sie keuchte, als sie die große Gestalt von Andre im Flur entdeckte. Sie öffnete den Mund ... »Bitte, Mademoiselle, schreit nicht, ich flehe Euch an. Ich werde Euch nichts zuleide tun, darauf gebe ich Euch mein Wort!«
Sein Gesicht war ganz grau geworden, die Kratzer, die sie auf seiner Wange hinterlassen hatte, boten einen starken Kontrast dazu, er sah aus, als fühle er sich nicht sehr wohl. Ihr Blick fiel auf einen roten Fleck an seinem Kettenhemd.
»Ihr blutet ja - kommt und setzt Euch.« Sie nahm ihn mit in ihr Zimmer.
Lillyth sah in seine braunen Augen und stellte fest, dass er noch sehr jung war, wahrscheinlich in ihrem Alter. Ein wenig ihrer Furcht verschwand, als er lächelte. »Das ist eine Wunde, die ich Euretwegen bekommen habe, cherie.«
»Zwei erwachsene Männer, die um eine Frau kämpfen, das ist doch lächerlich!«, schalt sie.
»Drei erwachsene Männer, Mademoiselle«, erklärte er, und seine Augen blitzten schelmisch.
Sie versuchte, ihm zu helfen, sein Kettenhemd auszuziehen. »Wie schafft Ihr es nur, in solch schweren Sachen den ganzen Tag umherzugehen?«, fragte sie verwundert.
Er hob die Schultern und zuckte dann zusammen, weil die Wunde schmerzte. Sie half ihm dabei, die kurze Tunika unter dem Kettenhemd auszuziehen und errötete dann, als er bis auf seine wollene Hose nackt vor ihr saß. Sie wusch die Wunde an seiner Schulter aus, dann strich sie etwas des grünen Balsams aus der Medizinkiste ihrer Mutter darauf. Sie schüttelte den Kopf, als sie vor ihm kniete. »Zwei Brüder, die mit dem Dolch aufeinander losgehen. Ihr solltet euch schämen!«
»Drei Brüder, mapetite«, widersprach er, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte über seine eigene Dummheit.
»Gütiger Himmel, was ist denn hier los?«, fragte Guy, der an der Tür stand. Er trat in das Zimmer, sein Zorn wurde mit jedem Schritt größer, bis er die Wunde sah, um die Lillyth sich kümmerte. Ganz langsam schwand sein Zorn, seine Augen blitzten, als er sagte: »Bei den Göttern, Andre, du musst mir unbedingt Unterricht geben. Du bist noch nicht fünf Minuten allein mit der Frau und hast schon einen Grund gefunden, dich auszuziehen und ihr deinen muskulösen Oberkörper zu zeigen. Raus hier, ehe ich mit meiner Peitsche auf dich losgehe, du junger Hund!«
Andre hob seine Kleidung auf, doch ehe er die Tür des Zimmers hinter sich schloss, warf er Lillyth einen Handkuss zu.
Sie senkte den Blick, doch sie fühlte Guys eindringlichen Blick auf sich ruhen. Sie merkte, wie ihr eine heiße Röte in die Wangen stieg, schnell legte sie den Balsam zurück in die Medizinkiste und rückte all die kleinen Tiegel zurecht. Schließlich brach er das Schweigen zwischen ihnen.
»Warum bedeckt Ihr Euer Haar, Lillyth?«
»Das ist Sitte bei uns, mein Lord, alle anständigen angelsächsischen Frauen tun das«, erklärte sie.
»Nehmt die Kopfbedeckung ab«, befahl er leise.
»Mein Lord, das kann ich nicht! Das ist unanständig«, protestierte sie.
»Wir werden eine neue Sitte einführen«, erklärte er ruhig, griff nach ihrer Kopfbedeckung und nahm sie von ihrem Haar.
»Aber warum?«, fragte sie verzweifelt.
»Warum?«, wiederholte er und zog eine Augenbraue hoch. »Weil es mir so gefällt«, erklärte er schlicht, und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich noch.
»Bin ich Euer Sklave?«, verlangte sie hitzig zu wissen.
»Ihr habt es genau erfasst, Mademoiselle.«
Lillyth zog sich von ihm zurück, zur anderen Seite des Zimmers. »Ich glaube, ich habe das größere Zimmer für uns beide ausgewählt«, meinte er und betonte die letzten Worte. Lillyth biss sich auf die Lippe, um nicht auf seine Herausforderung zu antworten.
Er sah sich um. »Wenn das hier Eure Sachen sind, dann bringt sie in mein Zimmer.« Er zog sein schweres Kettenhemd aus und wusch sich die Hände.
»Sollen wir jetzt zum Essen gehen?« Spöttisch verbeugte er sich vor ihr.
Sie nahm ihren üblichen Platz am Tisch ein.
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