In den Armen des Playboys
neben der Tür. Megan ignorierte den Stuhl, den er für sie hervorzog, und eilte zur Staffelei, um ein Tuch über die Leinwand zu werfen. Dann setzte sie sich auf einen Hocker und begann, ihre Pinsel zu reinigen.
„Wie kommst du mit dem Bild voran?“ Es fiel James schwer, sich nicht anmerken zu lassen, wie gereizt er war.
„Gut“, erwiderte Megan, ohne aufzublicken.
„Darf ich es irgendwann sehen?“
„Erst wenn es fertig ist.“ Noch immer sah sie ihn nicht an.
Zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte Megan ihm gestanden, davon geträumt zu haben, eine berühmte Malerin zu werden. Das hielt er für ziemlich unwahrscheinlich, weil sie seiner Meinung nach nicht genug Talent besaß. Megan malte gut – nicht umsonst hatte sie sechs Semester lang die Kunstakademie besucht, doch ihren Bildern fehlte das gewisse Etwas.
Sie hatten sich in einer Kunstgalerie vor dem einzigen Gemälde kennengelernt, das je von Megan ausgestellt worden war. Es hatte James nicht sonderlich beeindruckt – Stillleben waren nicht seine Sache –, doch am Ende des Abends hatte er das Werk gekauft, weil er sicher war, endlich die richtige Frau zum Heiraten gefunden zu haben: jung, attraktiv und auf rührende Wei se unschuldig. Besonders Letzteres hatte dem zynischen Mann von Welt gefallen. Außerdem konnte es nicht schaden, dass Megan aus einer vermögenden Familie kam, er wollte nicht riskieren, nochmals seines Geldes wegen geheiratet zu werden.
Später hatte er Megan ermutigt, nach der Heirat weiterzumalen – es war gut, wenn sie ein Hobby hatte, das sie beschäftigte. Und nach der Fehlgeburt hatte er sie beschworen, wieder mit der Malerei zu beginnen. Da nahm er auch in Kauf, dass sie den Künstlertick entwickelt hatte, andere ihre Arbeiten erst sehen zu lassen, wenn sie fertig waren.
Doch auch die größte Geduld hatte einmal ein Ende, und an diesem Punkt war er jetzt angekommen.
„Roberta sagt, du hättest noch nicht gefrühstückt“, bemerkte er schärfer als beabsichtigt.
Endlich blickte Megan ihn mit ihren großen braunen Augen an. Sein Ton schien sie zu überraschen.
„Ich … habe in letzter Zeit nicht viel Appetit“, sagte sie und wandte sich wieder den Pinseln zu.
„Dann komm, und trink ein Glas Saft mit mir.“
„Gleich …“
James zählte bis zehn, dann erklärte er entschlossen: „Megan. Wir müssen uns unterhalten.“
„Ja, da hast du recht. Das müssen wir.“ Dennoch machte sie keinerlei Anstalten, zu ihm an den Tisch zu kommen.
Jetzt war es mit seiner Geduld vorbei.
„Dann leg bitte die Pinsel weg und komm her!“, forderte er sie schroff auf.
In diesem Ton hätte er nicht mit ihr reden dürfen, aber seine Langmut hatte Grenzen.
Schweigend sah er zu, wie Megan die Pinsel zur Seite legte, aufstand und den Gürtel ihres Seidennegligés fester zog. Erst in diesem Moment fiel ihm auf, wie stark sie seit der Fehlgeburt abgenommen hatte.
Als er Megan kennengelernt hatte, war sie eine durchschnittliche, halbwegs hübsche, rundgesichtige, etwas mollige Brünette mit ausdrucksvollen Augen gewesen, die wenig Wert auf ihr Aussehen legte. Wie viele Künstler, war sie in sich gekehrt und menschenscheu. Doch bei ihrer Hochzeit zwei Monate später war sie bereits sehr viel eleganter und selbstbewusster aufgetreten und hatte zugegeben, einen professionellen Stilberater hinzugezogen zu haben, der ihr Make-up-Tipps gegeben und ihr geholfen hatte, das Brautkleid und ihre Flitterwochengarderobe auszusuchen. James war völlig angetan gewesen von der neuen Megan, vor allem, weil sie ihn damit überrascht hatte, da er ja bis kurz vor der Hochzeit auf Geschäftsreise gewesen war.
In der Hochzeitsnacht hatte er keinen Gedanken an Jackie verschwendet. Das war umso erstaunlicher, weil er seiner ersten Frau drei Tage zuvor in New York am Arm ihres neuesten Liebhabers zufällig über den Weg gelaufen war.
Und auch jetzt dachte er nicht an Jackie. Gebannt verfolgte er, wie Megan sich von der Arbeit abwandte und zu ihm kam.
Schon gestern, auf Hughs Hochzeit, hatte er sie attraktiv gefunden. Jetzt musste er sich eingestehen, dass sie wunderschön und verteufelt sexy aussah, obwohl sie kein Make-up trug und das Haar lässig zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Nur einige widerspenstige Strähnchen rahmten ihr zartes Gesicht.
Eigentlich stand es ihr gut, dass sie abgenommen hatte, musste James sich eingestehen. Ihre Wangenknochen wirkten interessanter, die Augen größer, ihr Hals länger. Und auch die Beine. Sie war jetzt
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