In den Armen des Playboys
hatte er das Bedürfnis gehabt, seine Lebensgeschichte zu erzählen. Erinnerungen an seine trostlose Kindheit auszugraben war nicht seine Sache. Doch irgendwie verstand er Megan. Er hatte sich ihr nicht geöffnet, sondern alles in sich vergraben. Das mochte daran liegen, dass er bei Jackie seine Seele bloßgelegt hatte, um dann herauszufinden, dass sie gar keine Seele besaß.
In diesem Moment wurde ihm klar, wie viel ihm daran lag, dass Megan mehr über ihn erfuhr.
Also erzählte James beim Essen von seiner Familie und seinem Vater. Er berichtete die ganze Wahrheit, verschwieg Megan nichts. Als er auf den Tod seines Bruders zu sprechen kam, fühlte seine Kehle sich wie zugeschnürt an. Er kam nur bis zu Jonathans Testament, dann konnte er nicht mehr.
James atmete tief ein, nahm sein Weinglas auf, trank es in einem Zug leer und atmete langsam aus.
Deshalb rede ich nicht gern über die Vergangenheit, musste er sich eingestehen. Weil er die schmerzlichen Erinnerungen nicht aushielt. Er konnte den Schmerz nicht ertragen.
Schweigend hatte Megan sich die Familiengeschichte ihres Mannes angehört. Die Gewalttätigkeiten seines brutalen Vaters erschreckten sie. Im Vergleich dazu kamen ihr die Dinge unbedeutend vor, die sie ihrer eigenen geldgierigen und herrschsüchtigen Mutter ankreidete. An der Liebe ihrer Mutter hatte Megan nie gezweifelt. Und ihrem Vater schienen die Nörgeleien seiner Frau nichts auszumachen. Henry Donelly war ein warmherziger, aber weicher Mann, der eine starke Frau brauchte, um Ordnung in sein Leben zu bringen.
Megan erkannte, dass James’ Liebesunfähigkeit auf den Mangel an Liebe in seiner Kindheit zurückzuführen war. Wie konnte man etwas zeigen, das man nie kennengelernt hatte? Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn James’ Bruder nicht umgekommen wäre. Jonathan musste seinen kleinen Bruder sehr geliebt haben, da er ihm alles hinterlassen hatte.
„Wie alt war dein Bruder, als er starb?“, fragte Megan.
„Dreiundzwanzig. Er hatte einen Autounfall.“ Ironisch lächelte James. „Raserei unter Alkoholeinfluss. Ich habe es immer seltsam gefunden, dass Jonathan das Testament einen Tag vor seinem Tod aufgesetzt hat. Wie so ausgerechnet da?, frage ich mich.“
„Du denkst, er könnte Selbstmord begangen haben?“
James zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Nur mein Vater könnte das beantworten. Ich weiß nur eins: Jonathan war nicht glücklich. Er war hochintelligent, hatte einen Intelligenzquotienten von hundertfünfzig. Arzt wollte er werden. Aber Dad weigerte sich, ihm das Medizinstudium zu bezahlen. Also trat Jonathan ins Familienunternehmen ein und wurde Dads Lakai – ein hoch bezahlter –, aber trotzdem ein Lakai.“
„Er hätte doch aber gehen und sich selbstständig machen können wie du, James.“
„So einfach war es nicht. Jonathan war der Erstgeborene, der Verantwortungsbewusstere. Er ist nicht aus Feigheit zu Hause geblieben, sondern um meine Mutter zu schützen.“
„Ach, James. Was für eine Tragödie!“
Megans Mitgefühl rührte ihn, aber er wollte nicht über seinen Vater und die Vergangenheit reden.
„Könnten wir weitere Einzelheiten meiner Lebensgeschichte auf ein andermal vertagen“, sagte er unvermittelt. „Sonst erscheint der verflixte Ober und erkundigt sich, ob das Essen nicht in Ordnung ist, nur um nochmals in deinen Ausschnitt schielen zu können. Hierher kommen wir nicht mehr, wenn du so aufreizend gekleidet bist.“
„Ich bin nicht aufreizender gekleidet als deine Jessie“, verteidigte Megan sich.
„Mit Jessie bin ich nicht verheiratet. Es ist mir egal, ob sie es genießt, wenn Fremde sie anstarren.“
Das saß. „Ich genieße es nicht, wenn andere mich anstarren! Wie kannst du so etwas sagen?“
Nun lächelte James. „Du siehst süß aus, wenn du wütend bist“, bemerkte er amüsiert. „Und jetzt iss dein Risotto.“
Gereizt sah Megan ihn an. Sie hasste es, wenn er versuchte, ihr mit einem abgedroschenen Kompliment den Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Ich habe keinen Hunger mehr“, erklärte sie aufsässig.
„Ich auch nicht.“ James blickte auf ihren Mund … ihre Brüste. „Jedenfalls nicht auf Essen“, setzte er sinnlich hinzu.
Megan atmete scharf ein. Wenn er sie so ansah, war sie machtlos.
„Gehen wir“, schlug er heiser vor. „Auf der Stelle.“
Verblüfft sah sie ihn an. „Aber … wir haben doch noch mehr bestellt. Und was ist mit dem Wein?“
„In der Villa gibt es genug zu essen und auch
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