In den Armen des Scheichs
weder widerstehen konnte noch wollte. Xavian hatte das verdammte Flitterwochenprotokoll und die zahllosen Dienstboten unglaublich satt. Allen voran Baja, die immer wie eine misstrauische alte Krähe im Hintergrund hockte und ihn belauerte, als wolle er ihr Junges aus dem Nest rauben!
„Die vielen Leute um uns herum gehen mir gehörig auf die Nerven!“, knurrte er gereizt, was Layla ein leises Kichern entlockte. Das wandelte sich allerdings zu einem nervösen Hüsteln, als Xavian seine Kleidung mit ungeduldigen Bewegungen abwarf und einfach zu ihr in die Wanne stieg.
„Mir auch“, gestand sie errötend, sobald sie wieder Luft bekam.
„Wir könnten sie ja rausschmeißen.“
Laylas Augen weiteten sich.
„Die gesamte Mannschaft, meine ich!“, präzisierte Xavian mit zunehmendem Enthusiasmus. „Wir schicken sie einfach zum Palast zurück.“
„Wer soll mich dann baden?“, fragte seine Frau gepresst. „Und wer bereitet unsere Mahlzeiten zu?“
„Wir selbst.“
„Ich weiß nicht …“
Ganz allein mit ihm in der Wüste? Sogar ohne ihre treue Zofe? So verlockend der Gedanke ihr vor Bajas Unkereien noch gewesen wäre, so gefährlich erschien er Layla jetzt.
„Wir … wir könnten sie ja bitten, etwas diskreter zu sein“, versuchte sie es mit einem Kompromiss, streckte noch etwas schüchtern die Hände aus, formte mit ihnen eine Schale und ließ warmes Wasser über Xavians gebräunte Brust und breite Schultern rinnen. „Ich bin es einfach gewohnt, immer viele Menschen um mich zu haben. Dir ginge es mit einer Menge Geschwistern sicher genauso …“, plapperte sie einfach drauflos. „Vielleicht sollte ich dir testhalber meine sechs Schwestern ausleihen.“
Xavian lachte, fing ihre Hände ein und zog sie an seine Lippen. „Mir reicht völlig, dass ich die schönste von ihnen bei mir in der Wanne habe!“ Entspannt lehnte er sich zurück und lauschte Laylas lustigen Anekdoten aus ihrer Kindheit und wie sie, zusammen mit ihren Schwestern, etliche Dienstmägde und Kindermädchen zur Verzweiflung getrieben hatte.
Und ohne nachzudenken oder sich darüber Rechenschaft abzugeben, erzählte auch er auf einmal kleine Geschichten von sich und seinen Cousins.
„Eigentlich endete es immer damit, dass sie sich noch mit letzten Kräften stritten und prügelten. Und jedes Mal, wenn ich nach einem Tag oder einem Wochenende mit den drei Raufbolden erschöpft und gleichzeitig aufgekratzt in unseren leeren Palast in Qusay zurückkehrte, fehlten mir meine Brüder ganz besonders …“, erinnerte er sich mit einem schwachen Lächeln, das sich allerdings eine Sekunde später in ein Stirnrunzeln verwandelte. „Ich meine, dann vermisste ich es noch mehr, keine eigenen Brüder zu haben“, korrigierte er sich rasch.
Layla lächelte. „Siehst du, man kann also doch etwas vermissen, was man nie hatte.“ Sie freute sich über die unerwartete Offenheit, mit der er zu ihr sprach. „Und was war in der Schule? Wollte nicht jeder mit dem zukünftigen König befreundet sein?“
„Ich wurde zu Hause unterrichtet. Und ehe du fragst … ja, ich war sehr einsam.“
Die letzte halbe Stunde hatte Layla geschützt im Kreis seiner Arme gegen Xavians Brust gelehnt gesessen und seine Liebkosungen genossen, die eher zärtlich als leidenschaftlich waren. Doch zusammen mit dem, was er ihr erzählte, schufen sie mehr Nähe zwischen ihnen, als es der heißeste Liebesakt vermocht hätte.
Inzwischen war das Wasser so kalt geworden, dass die Brautleute in stummer Übereinstimmung ins breite Bett wechselten, wo sie eine Weile in einvernehmlichem Schweigen einfach aneinander gekuschelt dalagen und jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
„Was wäre wohl gewesen, wenn wir uns schon früher getroffen und offen miteinander geredet hätten …“, sinnierte Xavian nachdenklich.
Layla hob den Kopf von seiner Brust und schaute ihrem Mann in die Augen. „Wir sind einander bereits früher begegnet. Anlässlich der Krönung in Aristo stand ich direkt neben dir am roten Teppich. Ich hatte insgeheim gehofft, du würdest mich erkennen, aber …“ Errötend senkte sie den Blick. „Nachdem die Königin kurz davor war, in Ohnmacht zu fallen, hast du mich fast umgestoßen, um sie aufzufangen.“
„Habe ich nicht …“
„Oh, doch!“ Auf einmal war er wieder da, der alte Schmerz, jahrelang übersehen und ignoriert zu werden. Dabei hatte sie wirklich keine alten Wunden aufreißen wollen. „Zumindest hast du einfach durch mich hindurchgeschaut
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