In den Armen des Scheichs
glühten vor Wut und Verachtung. „Ich bin zu Ihnen gekommen und habe Sie um Hilfe gebeten, weil ich Angst hatte, wahnsinnig zu werden! Diese furchtbaren Träume …!“
„Die Pillen, die ich Ihnen gegeben habe, hätten die Albträume stoppen sollen.“
„Sie waren meine Erinnerungen! Reale Geschehnisse!“ Am liebsten hätte er dem Arzt einfach den Hals umgedreht, doch jetzt war keine Zeit für Vergeltung. „Ich will die ganze Wahrheit wissen, also raus damit!“, forderte er.
7. KAPITEL
Schmerz sollte eine Privatangelegenheit sein. Zumindest für eine Weile. Trotzdem gab es für sie kein Entrinnen …
Wie in Trance, gefangen in namenloser Qual, taumelte Königin Inas Al’Ramiz am Strand entlang und versuchte zu erfassen, was gleich über sie hereinbrechen würde:
Ratgeber.
Journalisten.
Kameras.
Der Ältestenrat …
Und noch schlimmer würden die Fragen sein: Wie lange war der junge Prinz bereits krank gewesen? Warum hatte man Xavian niemals in der Öffentlichkeit gesehen? Würde König Saqr Al’Ramiz jetzt abdanken? Sollte er nicht Platz für seinen Bruder machen, Scheich Yazan, damit der zusammen mit seiner Frau, Sheikha Rihana, die ihm drei Söhne geboren hatte, Qusay regieren konnte? Gesunde Jungen, mit den gleichen blauen Augen wie Xavians …
Aber da endete auch schon die Ähnlichkeit.
Tief in ihrer von Eifersucht zerfressenen Seele verabscheute Inas die robuste Widerstandsfähigkeit ihrer Neffen. Kareef, der Älteste, so selbstbewusst und mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit ausgestattet. Rafiq, der verwöhnte, launenhafte Kraftprotz, und dann war da noch Tahir, das wilde, ungezähmte Füllen …
Was hatte es sie gekostet zu lächeln, wenn Rihana, die Glucke, sich auch noch bei ihr über die Lebhaftigkeit ihrer Rasselbande beklagte, während Xavian irgendwo im Palast im abgedunkelten Zimmer in seinem Bettchen lag und ruhte .
„Oh, Xavian … mein armer Sohn!“
Zerrissen von Trauer und Schmerz stolperte Inas durch den warmen Sand am Meer entlang. Sie hatte ihren Mann angefleht, versucht, mit dem Palastarzt zu handeln, um mehr Zeit herauszuschinden, ehe sie der Welt das Unfassbare würde gestehen müssen.
Lasst mich doch trauern! Lasst mich wenigstens für eine kleine Weile nur Mutter sein, ehe ich als Königin wieder Stärke demonstrieren muss …
Sie hatte seinen kleinen kalten Körper bis zum Morgengrauen in den Armen gehalten und an ihr Mutterherz gepresst, bis man ihn ihr entriss. Sobald sie wieder in den Palast zurückkehrte, würde man zunächst den persönlichen Berater des Königs informieren, dann die Ältesten, das restliche Personal und zum Schluss das Volk.
Von der königlichen Suite aus gab es einen direkten Weg zum Privatstrand. Breite, in Stein gehauene Stufen, die ihr den Zugang zu diesem kleinen Paradies eröffneten, in dem Inas immer Ruhe und Trost gefunden hatte. Hier gab es keine Gaffer, keine Kameras oder Dienstboten … nur sie selbst und die grandiose Natur, den einzigen verlässlichen Balsam für ihre Seele. Hier konnte sie ihren Schmerz herausschreien und Linderung für ihre Qual finden. Doch heute wollte der Zauber nicht wirken.
„Xavian …!“ Haltlos schluchzend brach Inas in die Knie und vergrub ihr tränenüberströmtes Gesicht in den Händen. Sie hatte ihren einzigen Sohn so sehr geliebt, dass sie auch sterben wollte, als er seinen letzten Atemzug tat. Ohne ihn weiterzuleben, erschien ihr undenkbar.
Doch sie war auch Königin, und als solche hatte sie eine Pflicht gegenüber ihrem Volk zu erfüllen. Geschützt durch ein hochwirksames Beruhigungsmittel würde sie an der Seite des Königs stehen, wenn der den Tod seines Sohnes bekanntgab und abdankte, weil sie nicht in der Lage war, ihm einen gesunden Thronfolger zu schenken!
Aber vielleicht entschied der Ältestenrat auch, der Bevölkerung von Qusay durch eine neutrale Person das Versprechen des Königspaares zu übermitteln, den ersehnten Thronerben doch noch zu produzieren …
Man hatte sie immer wieder gewarnt, dass dieser Tag kommen würde, aber als liebende Mutter hatte sie die Augen vor der Realität verschlossen und es nicht wahrhaben wollen, dass ihr Sohn zu schwach und krank war, um jemals ein normales Leben führen zu können.
So hatte sie entgegen jedem Rat und jeder Prophezeiung ihr behindertes Kind sieben Jahre vor den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmt und nur durch ihre Sturheit und Verbissenheit am Leben erhalten. Von moderner Medizin bis zu Wunderheilern und der Anwendung
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