In den Armen des Scheichs
befreien. Aarif wurde allerdings auf der Flucht von einem Schuss getroffen und fiel ins Wasser. Kaliq gelang es, ihn zu retten, doch während er noch unter Wasser suchte, wurde das Floß mit Zafir abgetrieben …“
Xavian verzichtete auf jede Form von Höflichkeit. Er wandte sich abrupt um und wäre ohne ein weiteres Wort verschwunden, hätte sich ihm Zakari nicht in den Weg gestellt.
„Bitte … hören Sie mir nur noch einen Moment zu.“
„Ich habe bereits mehr als genug gehört.“ Xavian war schneeweiß, Schweißperlen standen auf seiner Stirn, doch seine Stimme war fest und kalt. „Meine Frau wartet auf mich.“
„Zafir ist nie wieder aufgetaucht. Wir haben unablässig auf der ganzen Welt nach ihm gesucht und …“
„Das tut mir sehr leid“, sagte Xavian in abschließendem Ton, doch Zakari hörte ihm gar nicht zu. Während Stefania im Hintergrund leise weinte, umfasste er plötzlich Xavians Handgelenk mit festem Griff und schob mit der anderen Hand den Ärmel seiner Robe hoch.
„Bitte …“ Seine tiefe Stimme brach. „Während Stefanias Krönungszeremonie standen Sie meiner Frau zur Seite, als sie drohte ohnmächtig zu werden. Sie sah diese Narben … deine Augen, die meinen gleichen! Sie hat dich erkannt … ich habe dich erkannt, Zafir …“
„Das reicht!“, donnerte Xavian und versuchte, sich loszureißen, allerdings vergeblich.
„Genau diese Narben befinden sich auch an den Handgelenken meiner anderen Brüder.“ In Zakaris dunklen Augen schimmerten Tränen. Es war dieses erste Zeichen der Schwäche an dem starken Mann, und die Kraft, mit der er immer noch das Handgelenk seines Bruders umklammert hielt, die Xavian zwangen, sich endlich der Wahrheit zu stellen.
„Aber das kann nicht sein …“, flüsterte er erstickt. „Ich kann es nicht glauben!“
„Das erging mir damals auch nicht anders“, sagte Stefania gequält. „Ich war schockiert, überwältigt, als ich die Narben sah und glaubte, in die Augen meines Mannes zu schauen. Und ich hatte schreckliche Angst, womöglich falsche Hoffnungen in ihm zu wecken. Die Vermutung, der Kronprinz von Qusay könne sein verschollener kleiner Bruder sein, war aber auch zu fantastisch und absurd. Dann stellte ich heimlich Recherchen an, erfuhr aus alten Zeitungen, dass die Bevölkerung von Qusay beunruhigt war, weil der einzige Sohn ihres Königs nie in der Öffentlichkeit gesehen wurde und sich deshalb das Gerücht hielt, dass er ein kranker, schwächlicher Knabe sei …“
„Das stimmt ja auch! Ich war krank!“, unterbrach Xavian sie grob. „Ich litt unter Krampfanfällen und deshalb …“
„Und dann fand ich den Artikel, in dem stand, der kleine Prinz liege im Sterben. Das war zwei Tage nach deinem Verschwinden.“ Wie Zakari war auch Stefania inzwischen ganz natürlich zum verwandtschaftlichen Du übergegangen. „Am nächsten Tag dementierte die gleiche Zeitung den Bericht. Der Palastarzt gab auf einer öffentlichen Pressekonferenz zu, dass der Thronfolger tatsächlich dem Tode nahe gewesen sei, sich aber wieder ganz erholen würde, auch wenn es noch einige Zeit dauerte. Es gab keine offiziellen Fotos von Xavian als Kind. Nur ein gemaltes Portrait, auf dem er schlief.“
„Nein!“, stieß Xavian hervor und schüttelte abwehrend den Kopf. „Das ist unmöglich! Zu viele Leute würden von den Hintergründen wissen und …“ Er brach ab und biss sich auf die Lippe. „Nein!“ Das klang jetzt richtig verärgert.
„Bitte, ich kann mir vorstellen, wie sehr dich das alles verstören muss“, sagte Stefania mitleidig und zuckte unter seinem wilden Blick zusammen.
„Sie wissen gar nichts!“ Abrupt machte er sich frei und riss die Tür auf. Akmal fiel ihm förmlich zu Füßen, und sein bleiches Gesicht sagte Xavian, dass er zumindest den lautstark geführten letzten Teil ihrer Konversation mitbekommen haben musste.
„Ist das wahr?“, herrschte er seinen Großwesir an.
„Natürlich nicht, Eure Hoheit! Diese absurden Unterstellungen sind eine Lüge.“
Xavian mochte Akmal nicht besonders, hatte aber nie Grund gehabt, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln. Und seine offene Empörung bewies ihm, dass er auch diesmal die Wahrheit sprach.
„Ja, es gab eine Zeit, da waren Sie sehr krank und schwach, Sire. Damals hatte ich allerdings noch nicht meine heutige Stellung inne. Es war der Palastarzt, der Tag und Nacht nicht von Ihrer Seite wich. Und dann haben Sie sich ganz langsam wieder erholt, es war wie ein Wunder …“
Voller
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