In den Armen des Scheichs
hergestellt sein wird.“
„Und was geschieht mit … mit unserem toten Sohn?“, fragte Saqr zögernd und schaute unwillkürlich zu seiner Frau hinüber, in Erwartung eines erneuten Ausbruchs. Doch Inas, die den Männern gefolgt war, saß neben dem fremden Kind, wiegte es zärtlich in ihren Armen und summte selbstvergessen ein Kinderlied.
„Ich werde mich darum kümmern“, versprach Dr. Habib.
Nachdem er den toten Prinzen in einem geheimen Grab zur letzten Ruhe gebettet hatte, kehrte der Arzt von Schuldgefühlen zerfressen in den Palast zurück zu seinem neuen Patienten. Er kam gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie Prinz Zafir zum ersten Mal die Augen aufschlug.
„Ommah?“ , wimmerte der Kleine nach seiner Mutter und versuchte, seinen Blick auf ein Ziel zu fixieren. Er wirkte völlig konfus und ängstlich.
„ Ommah ist hier, Xavian …“, murmelte Inas zärtlich und überwältigt davon, wie gut es sich anfühlte, wieder Mutter zu sein.
Es vergingen viele Wochen, in denen die Königin zahllose Stunden am Tag und ganze Nächte an der Seite des kranken Kindes wachte. Der Junge wurde zunehmend kräftiger, die Wunden an seinen Handgelenken heilten langsam, und als er eines Morgens die schwarzen Augen aufschlug, Inas die Arme entgegenstreckte und sie mit einem fröhlichen ommah begrüßte, war die Gehirnwäsche erfolgreich beendet und Qusays Zukunft gerettet.
8. KAPITEL
„Wo ist er?“, fragte Xavian und fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. „Wo haben Sie ihn hingeschafft?“
„Eure Hoheit …“ Akmal rang verzweifelt die Hände. „Ich denke, es ist besser, Sie lassen ihn ruhen.“
„Wo ruht er?“ Seine Stimme war leise, doch in den schwarzen Augen glühte ein gefährliches Feuer. „In der königlichen Gruft?“ Ihm wurde schwindelig, er musste hier raus! „Ich will sofort dorthin gebracht werden!“
Der königliche Friedhof lag nicht weit vom Palast entfernt. Bewacht und hinter hohen Mauern verborgen, wurde er der Öffentlichkeit bei besonderen Gelegenheiten zugänglich gemacht. Zuletzt am Tag nach der Beerdigung seiner Eltern. Xavian kehrte nur widerstrebend an diesen traurigen Ort zurück, doch in diesem Fall …
„Dort ist er nicht.“ Dr. Habib war so totenblass, als brauche er selbst einen Arzt.
„Wo denn?“, wollte Xavian immer noch von Akmal wissen, doch der hob nur die Schultern.
„Ich weiß darüber nichts.“
„Akmal sagt die Wahrheit“, meldete sich Dr. Habib erneut zu Wort. „Niemand weiß davon. Es war eine Sache zwischen Ihren Eltern und mir.“
„Meinen Eltern?“ Xavian lachte zynisch. „Sie waren nicht meine Eltern, das wissen Sie doch wohl am besten! Wo ist Xavian?“
„Es gibt einen Platz am Rand der Wüste, wo Waisen bestattet werden …“
„Der Armenfriedhof?“, stieß Xavian wild hervor.
Akmal brach erneut mit dem Protokoll, indem er seinen König anflehte, ruhig zu bleiben, doch der hörte ihn nicht einmal.
„Sie wollen mir ernsthaft sagen, dass Sie Prinz Xavian von Qusay auf einem Armenfriedhof vergraben haben? Bringen Sie mich dorthin! Sofort!“
Er war verletzt, verwirrt und schäumte vor Wut. Unwillig schüttelte er Zakari und Stefania ab, die ihn zurückhalten wollten, und spie verachtungsvoll vor dem erstarrten Arzt auf den Boden. Es war Akmal, der schließlich seinem Befehl nachkam.
Xavian hatte das beklemmende Gefühl, als sei er es, den man an dem abgeschiedenen Platz bestattet hatte. Eine Kindheit, ein Leben … begraben und vergessen.
„Eure Hoheit … kommen Sie doch …“, versuchte Akmal, ihn zu bewegen, zum Wagen zurückzukehren. „König Xavian, wir müssen ….“
„Xavian liegt hier!“ Schwarze Augen hielten den zitternden Großwesir in Schach. „Und er wird seinen angestammten Namen zurückerhalten und in allen Ehren auf dem königlichen Friedhof seine letzte Ruhe finden, wie er es verdient hat!“
„Nein!“, flehte Akmal. „Wenn die Wahrheit herauskommt … was geschieht dann mit Qusay, mit unserem armen Volk? Es wird nicht nur auf seinen König verzichten müssen, sondern auf alle liebevollen und stolzen Erinnerungen an Ihre Eltern, Sire. Uns bleibt gar keine Wahl, als mit der Lüge weiterzuleben. Lassen Sie sich Zeit und denken noch einmal in Ruhe über alles nach …“
Während der Rückfahrt zum Palast wurde Xavian klar, dass er tatsächlich nachdenken musste, wie sein nächster Schritt aussehen sollte. Das war aber auch schon alles, was er seinem Großwesir als Entgegenkommen gewähren
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