In den Armen des Scheichs
getroffen“, behauptete ihr Gatte mit seidenweicher Stimme. „Und ich nehme meine neue Stellung durchaus ernst …“
„So ernst, dass du nicht einmal zu deiner eigenen Hochzeit pünktlich erscheinst?“, unterbrach sie ihn spöttisch.
Wie konnte sie es wagen?
Es stand ihr weder an, ihm direkte Fragen zu stellen, und schon gar nicht, ihm einfach ins Wort zu fallen! Anstatt stolz und glücklich zu sein, den König von Qusay als Ehemann gewonnen zu haben, überfiel sie ihn gleich nach der Hochzeit mit Vorwürfen und Forderungen!
„Ich hatte meine Gründe fürs Zuspätkommen“, hörte er sich sagen.
„Die da wären …?“
Er konnte es nicht fassen!
Sie erwartete doch wohl nicht, dass er sich ihr erklärte? Was er gesagt hatte, war schon viel zu viel und wurde von ihr offensichtlich als Schwäche ausgelegt. Wie konnte sie nur so dreist sein, ihn auch noch aufzufordern, ihr seine Gründe darzulegen, die absolut seine Privatangelegenheit waren?
Immer noch starrte Layla ihn aus ihren violettblauen Augen abwartend an. Sie rechnete offenbar wirklich mit einer Antwort!
Was würde sie wohl sagen, wenn er ihr tatsächlich die Wahrheit gestand? Dass ihr neuer Ehemann manchmal befürchtete, den Verstand zu verlieren. Dass seine Narben oft derart schmerzten und brannten, sodass er die gerötete Haut um die Handgelenke herum fast aufgekratzt hätte? Oder wie er sich immer öfter dabei ertappte, dass er den Atem anhielt und lauschte, weil er vermeinte, irgendwo in der Ferne ein Kinderlachen zu hören, das ihm kalte Schauer über den Rücken jagte!
Xavian konnte sich Laylas Reaktion nur zu gut ausmalen! Besonders, wenn er ihr auch noch gestand, dass er überzeugt war, selbst dieses Kind zu sein …
„Du hast mich über eine Stunde warten lassen.“ Ihre wundervollen Augen erschienen ihm jetzt noch leuchtender und intensiver. „Und das ohne die geringste Erklärung oder Entschuldigung. Und dann erwartest du von mir zu glauben, dass du deine Pflichten tatsächlich ernst nimmst? Unsere Hochzeit heute war auch ein Pflichttermin! Und du …“
„Schweig!“ Seine Hand zuckte nach oben, als wolle er sie schlagen. Doch Layla wich nicht zurück, und Xavian, der noch nie eine Frau misshandelt hatte und es auch in Zukunft nicht beabsichtigte, wusste in einem Augenblick der Selbsterkenntnis, dass die heiße Wut, die unkontrolliert in ihm aufflammte, eigentlich ihm selbst galt.
Layla war im Recht. Er hatte seine Pflichten heute sträflichst vernachlässigt. Sonst grundsätzlich pünktlich, immer gut vorbereitet und eher akribisch genau bis pedantisch, und keineswegs so lässig wie in seinen Zeiten als Playboy, war er heute seiner neuen Rolle als verantwortungsvoller König und Herrscher nicht gerecht geworden.
Und deshalb sah er sich zu etwas gedrängt, was er nie zuvor getan hatte.
„Es lag nicht an dir“, sagte er ruhig und sah, wie sich eine kleine, steile Falte zwischen ihren Augen bildete. „Es war nicht meine Absicht, dich warten zu lassen. Oder meine königlichen Pflichten zu verletzen und unsere Hochzeit damit womöglich zur Farce zu machen …“
Xavian hörte sich selbst wie aus der Ferne reden und konnte kaum fassen, was er da gerade sagte. Zum ersten Mal gab er einem anderen Menschen eine Erklärung über sein Verhalten ab, die schon fast an eine Entschuldigung grenzte! Und es fühlte sich nicht einmal schlecht an.
„Es … ich habe unerwartet einen Brief erhalten.“ Die winzige Falte zwischen Laylas Brauen vertiefte sich. „Ich hätte ihn später, nach unserer Trauung lesen sollen. Ich wusste, er würde mich nicht unberührt lassen und womöglich beunruhigen.“ Xavian schluckte heftig, bevor er fortfuhr. „Und so war es dann auch.“
„Ich bin sicher, dass dir momentan viele Dinge im Kopf herumgehen“, sagte sie verständnisvoll. „Ich vermisse meine Eltern auch sehr, aber dein Verlust ist noch viel frischer und damit ungleich schmerzhafter. Deshalb akzeptiere ich deine Entschuldigung.“
Entschuldigung? Er hatte sich doch gar nicht bei ihr entschuldigt! Oder doch? Musste man das Wort Verzeihung überhaupt aussprechen, um sie zu erlangen?
Xavian verzichtete darauf, dieses Problem laut zu erörtern, räusperte sich kurz und fuhr einfach fort. „Wenn du wirklich der Ansicht bist, mehr Zeit mit seinem neuen König würde dem Volk auch mehr Sicherheit geben, dann sollst du deinen Monat haben“, versprach er hoheitsvoll. „Natürlich will auch die Bevölkerung von Qusay ihre neue Königin
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