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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde, dass nicht Feigheit ihn bewogen hatte, sie freizugeben, sondern Mut.
    Zum ersten Mal seit Langem fühlst du dich lebendig. Ich habe dich dazu gebracht, dass du um etwas kämpfen willst.
    Noch immer hörte er ihre Worte. Sie waren wahr. Beides hatte nur Billie geschafft. Fast hätte er sich von der Lust auf Leben verlocken lassen, die in seinen Adern kursierte. Die Hoffnung, die Leidenschaft, die Freude. Fast hätte er vergessen, dass es ihm bestimmt war, sich für den Rest seiner Tage in Schmerzen und Agonie zu winden. Wenn Billie bei ihm blieb, würde sie Zeuge des Horrorszenarios werden müssen.
    Natürlich war er ein Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Er glaubte nicht an den MacFarlane-Fluch.
    Doch er glaubte an dessen Vermächtnis.
    Hollyhock winselte wieder und kratzte an der Fensterscheibe.
    Es hatte stärker zu schneien begonnen. An solchen Abenden war er als Junge zusammen mit Duncan und Andrew hinausgelaufen. Das ganze Leben hatte vor ihnen gelegen. Sie waren so voller Ungeduld gewesen, dass der Spaß endlich anfangen möge. Sie hatten Pläne geschmiedet und sich alles genauestens ausgemalt, und ein Plan war bombastischer und grandioser als der andere gewesen.
    Wenn sie noch länger warteten, würde Hollyhock wohl in einer Schneewehe stecken bleiben. „Na schön, ein kurzer Spaziergang. Aber du bleibst bei Fuß, oder es wird in Zukunft keine abendlichen Spaziergänge mehr für dich geben.“
    Hollyhock hechtete zur Haustür.
    Die Luft war eisig. Hollyhock rannte zur erstbesten Schneewehe und stürzte sich kopfüber hinein. Iain stopfte die behandschuhten Hände in die Jackentaschen und ging die Auffahrt hinunter. Der Wetterbericht hatte keinen Schneesturm angesagt, aber es war schwierig, in den Highlands etwas vorherzusagen. Billie hatte einmal scherzhaft behauptet, die Meteorologen in Schottland würden ihre Voraussagen beliebig aus dem Hut ziehen können, schließlich sei die eine so treffsicher wie die nächste. Etwas Regen, etwas Schnee, etwas Sonnenschein.
    Billie.
    Hollyhock rannte an ihm vorbei, hielt an, schüttelte sich den Schnee aus dem Fell und rannte weiter.
    Iain pfiff, doch der Hund – ein Hund, der das Klappern des Trockenfutters hörte, wenn es in seinen Napf fiel, gleich in welchem der fünfzig Räume auf Fearnshader er sich gerade aufhielt – hörte nicht.
    „Hollyhock!“
    Von dem Hund war nur ein dunkler Blitz gegen den weißen Schnee zu erkennen. Ein dunkler Blitz, der rasant verschwand.
    Hollyhock hielt auf Ceo Castle zu. Auf dem gleichen Pfad, auf dem Iain Billie nach Fearnshader getragen hatte, als sie fast ertrunken wäre. Iain rief und pfiff, doch von Hollyhock war nichts mehr zu sehen.
    Iain überlegte, was er nun tun sollte. Er konnte wieder ins Haus gehen und darauf warten, dass der Hund zurückkam. Falls er zurückkam. Oder er konnte Hollyhock suchen gehen. Die Entscheidung fiel innerhalb einer Sekunde. Iain hatte genug verloren. Er drehte sich um, um die Hundeleine aus dem Haus zu holen, dann setzte er Hollyhock nach.
    Um diese Uhrzeit und bei dem Wetter herrschte auf der Uferstraße nur wenig Verkehr. Ein Auto würde Hollyhock also höchstwahrscheinlich nicht zum Verhängnis werden, aber Iain setzte keinerlei Vertrauen in Hollyhocks Richtungssinn im Schnee. Wenn es in der Nacht noch kälter wurde, würde der Hund möglicherweise erfrieren.
    Iain war auf halber Strecke beim Schloss angekommen, als er Hollyhock irgendwo bei der Ruine bellen hörte. Wieder rief und pfiff er, und wieder ignorierte Hollyhock ihn geflissentlich. Alle paar hundert Meter blieb Iain stehen, um zu rufen und zu pfeifen, aber der Hund zeigte sich nicht. Bellte nur, wie als Antwort, um Iain wissen zu lassen, dass das Spiel noch immer im Gange war.
    Langsam kroch die Kälte durch Iains Jacke. Die Landschaft lag unter einer weißen Decke, doch Orientierungsmarken waren gut zu erkennen. Er zog den Schal enger um seinen Hals. Es war derselbe Schal, den er Billie umgewickelt hatte, um sie vor dem Rauch zu schützen, als Cumhann Moor brannte.
    Billie.
    Wo mochte sie jetzt sein? War sie noch nach Hause gekommen, bevor der Schnee auf die Uferstraße gefallen war? Sie kam aus Florida, berühmt für Sand und Sonne. Was wusste Billie schon über Schnee und Eis? Manchmal hatte sie sogar immer noch Schwierigkeiten damit, sich zu erinnern, auf welcher Straßenseite man hier fuhr.
    Ihm war klar, dass er sich den Rest seines Lebens um sie sorgen würde. Er würde sich immer fragen, wo sie war, wie es

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