In Den Armen Des Schicksals
zu unterscheiden.“
„Du bist keine Närrin.“
„Doch, aber keine ganz so schlimme wie die, für die er mich hielt. Ich arbeitete an der Konzeption für meine Dissertation. Monatelang habe ich daran gefeilt, um es dem Komitee einzureichen. Und dann musste ich feststellen, dass Dave seinem Doktorvater einen nahezu identischen Entwurf vorgelegt hatte. Er hatte alle meine Ergebnisse genommen und nur ein paar kleinere Änderungen eingefügt. Ich denke, er war überzeugt, ich würde zu erniedrigt sein, um einen Ton zu sagen. Ich habe es trotzdem getan. Zwar stand mein Wort gegen seines, aber die Fakultät hat mir geglaubt. Dave wurde der Universität verwiesen. Allerdings ist es ihm vorher noch gelungen, alle meine Aufzeichnungen einschließlich meiner Büchersammlung, von denen viele nicht mehr zu ersetzen sind, sowie die Dateien auf meinem Computer zu zerstören. Ich war gezwungen, wieder bei null anzufangen.“
Iain stieß einen Fluch aus, unflätig zwar, aber treffend.
Billie lächelte zerknirscht. „Nachdem Dave mit mir fertig war, konnte ich nicht einmal sagen, was noch übrig geblieben war. Ich beschloss, das Land zu verlassen, um es herauszufinden und gleichzeitig Abstand von ihm zu gewinnen. Gegen Ende ließ er sogar vage Drohungen gegen mich fallen. Auch wenn ich nicht wirklich glaubte, dass er das ernst meinte, hatte ich doch auch keine Lust, ständig über die Schulter sehen zu müssen. Am schlimmsten ist eigentlich, dass ich meinem Urteilsvermögen nicht mehr vertraue.“
„Hast du schon mal daran gedacht, dir eine Zielscheibe aufs Herz tätowieren zu lassen?“
„Was meinst du?“
„Du hast mir gerade beschrieben, wie und wo du am leichtesten zu treffen bist. Wäre ich ein Mann, der es darauf anlegt, Frauen zu verletzen, würde mir deine Offenheit wahrscheinlich sogar den Anreiz geben.“
„Du bist aber kein Mann, der Frauen verletzt.“
„So? Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß es einfach! Glaubst du denn, ich …“ Sie brach abrupt ab, und ihre Augen verloren allen Glanz. „Na schön, du hast deinen Punkt klargemacht.“
„Und welcher Punkt wäre das?“
„Dass ich recht hatte. Ich habe nichts dazugelernt.“
„Nein.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das war ganz und gar nicht der Punkt. Nein, ich gehöre nicht zu den Männern, denen es Spaß macht, Frauen zu verletzen, also stimmt deine Beurteilung. Und dennoch bist du vorsichtig, und das solltest du auch sein. Du kennst mich nicht und …“
„Iain.“ Sie legte ihre Hand an seine Wange. „Du lässt nicht zu, dass jemand dich kennenlernt.“
Er konnte die Frage in ihren Augen lesen. Doch statt einer Antwort presste er seinen Mund auf ihre Lippen. Da waren Jahre, von denen er ihr erzählen könnte, doch er konnte nicht einmal eine Stunde davon mit ihr teilen. In Ceo Castle gab es eine halbe Inschrift, die er ihr übersetzen könnte, doch er wagte es nicht, auch nur ein Wort davon auszusprechen. Die Last, die er zu tragen hatte, war allein seine Last; niemand sonst ging das etwas an.
Sie bewegte sich in seinen Armen, er konnte ihre Brüste über seine Brust gleiten spüren. Feste, perfekte kleine Hügel, die darum bettelten, von ihm berührt zu werden. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schlug seine Absicht, Trost zu spenden, in Lust um. Er war geradezu berüchtigt für seine Selbstbeherrschung, ebenso wie für die vielen Frauen, die ihn für einen kurzen Teil seines Lebens begleitet hatten, doch jetzt war da nichts, was seine Reaktion kontrollierte. Vor einem Moment noch war er überzeugt gewesen, nie wieder im Leben Hunger zu verspüren. Jetzt kam er um vor Hunger.
Sie öffnete die Lippen für ihn und schlang die Arme um seinen Hals. Sie lag halb auf ihm, jede kleinste Bewegung von ihr löste eine weitere Reaktion in ihm aus. Selbst als Halbwüchsiger hatte er nie solch verzweifeltes Verlangen gespürt, solche Leidenschaft, die jeden anderen Gedanken ausblendete als den, sich auf immer in dieser Frau zu verlieren.
Seine Hände lagen an ihrer Taille, nur für einen Moment. Er hatte vorgehabt, sie sanft von sich zu schieben, um sich Raum zu schaffen, damit er die Beherrschung zurückerlangen konnte. Stattdessen zerrte er ihr die Bluse aus dem Rockbund und glitt mit den Händen an ihren Seiten empor. Hätte sie einen BH getragen, hätte er sich vielleicht zusammennehmen können. Doch sie trug keinen, und er hatte nie etwas so Samtenes, etwas so wunderbar Nachgiebiges und Weiches wie ihre Brüste
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