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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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zusammen gegessen, und einmal waren sie nach Inverness ins Kino gefahren. Er erheiterte sie mit vergnüglichen Anekdoten über seine Patienten, und sie erzählte ihm von ihren Fortschritten mit dem Material für ihre Dissertation. Aber da war nichts Romantisches an ihrer Freundschaft. Alasdair war ein sympathischer, sanftmütiger Mann, der aber nicht einmal annähernd die Leere füllen konnte, die Iains Abwesenheit in ihrem Leben hinterlassen hatte.
    Zu schade.
    Bis Alasdair kam, hatte Billie sich umgezogen und trug nun einen schwarzen Pullover und eine schwarze Hose. Er begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange. „Heißt das, du kommst mit?“
    Sie trat zurück und musterte ihn. Er war die Verkörperung des schottischen Landarztes auf dem Weg zu seinen Hausbesuchen, in Tweedmantel, Jagdhut und farbenfroher Krawatte, die zudem leicht schief saß. „Sicher. Ich freue mich schon darauf.“
    „Das Wetter ist aber nicht so besonders“, warnte er.
    „Ich weiß. Ich bin zu Fuß zu Cameron’s gegangen, um die Post abzuholen. Sag, schnellt die Selbstmordrate um diese Jahreszeit in die Höhe?“
    „Soll das ein Scherz sein?“
    „Nein, durchaus nicht. Es gibt einen wissenschaftlich bewiesenen Zusammenhang zwischen Lichtmangel und Depression. Ehrlich gesagt, ich habe morgens beim Wachwerden schon keine Lust aufzustehen.“
    „Liegt das wirklich nur am Lichtmangel, Billie?“
    Sie zog eine Grimasse. „Wer weiß? Auf jeden Fall bin ich bereit, überall dahin zu gehen, wo Licht ist, um mich damit aufzutanken.“ Sie rief einen letzten Abschiedsgruß zu Flora ins Haus hinein und zog die Haustür hinter sich ins Schloss.
    „Warst du schon mal dort oben?“, fragte er sie auf dem Weg zu seinem Auto.
    „So weit draußen noch nicht.“
    „Dann wird dir die Fahrt sicher gefallen.“
    Ja, es gefiel ihr. Zwar ließ sich die Sonne kein einziges Mal am wolkenverhangenen Himmel blicken, aber die Heizung in Alasdairs Wagen funktionierte bestens und hielt die Insassen angenehm warm. Alasdair erzählte lustige Geschichten aus seiner Zeit als Assistenzarzt in einem Krankenhaus in Edinburgh, und Billie stellte fest, dass die düstere Stimmung, die drückend auf ihr gelegen hatte, sich nach und nach hob.
    „Wundert mich, dass du noch nicht hier oben warst“, bemerkte er nach einer guten halben Stunde Fahrt.
    Sobald sie über die Anhöhe von Bein Domhain hinweg waren, breitete sich felsübersätes Weideland vor ihren Augen aus. Schafe standen in Grüppchen zusammen und grasten friedlich. Die karge Landschaft besaß eine strenge Schönheit, selbst unter dem grauen Winterhimmel. Dennoch meldete sich kein Bedürfnis in Billie, anzuhalten und die Gegend zu erkunden. „Wieso? Gibt es hier oben etwas, das ich mir ansehen sollte?“
    „Wenn ich mich nicht irre, ist das das Land deiner Vorfahren.“
    Sie saß plötzlich sehr, sehr still. „Meiner Vorfahren?“
    „Du bist doch eine MacFarlane, oder nicht? Hast du mir nicht erzählt, dass es das ist, was dich hergebracht hat?“
    „Willst du damit sagen, meine Familie hat hier oben gelebt?“
    „Nun, ganz so simpel ist es wohl nicht, das müsstest du doch inzwischen wissen. Jahrhundertelang gab es keine Nachnamen in Schottland. Doch später, als die Clans und ihre Gefolgsleute sich dann zusammentaten, ordnete man diese Gegend hier oben den MacFarlanes von Bein Domhain zu.“
    „Ich frage mich, warum mir das bisher niemand gesagt hat.“
    „Ja, wundert mich auch. Ich wollte es auch nur nebenbei erwähnen.“
    Iain hatte Billie gesagt, dass von Christinas Geburtsort kein Stein mehr auf dem anderen stand. Jetzt meldeten sich jäh Zweifel in ihr. „Wie kommt es, dass du so viel weißt, Alasdair?“
    „Ich bin hier aufgewachsen, weißt du nicht mehr? So wie mein Vater vor mir und vor ihm sein Vater. Mein Vater mag ein einfacher Wildhüter gewesen sein, aber er speicherte alles, was er je über Druidheachd und die Gegend um Loch Ceo und Bein Domhain hörte.“
    Sie fragte sich, welche Leute noch davon wussten, dass das hier einst MacFarlane-Land gewesen war. Sie hatte das Gefühl, dass Iain zu ihnen gehörte. Nur hatte er beschlossen, es ihr zu verschweigen. „Ist irgendetwas von den MacFarlanes übrig geblieben? Bauten? Ruinen?“ Bei jeder Frage sah sie, wie er den Kopf schüttelte. Frustriert schlug sie sich auf die Schenkel. „Ein Steinkreis, in dem sie jeden Ross geopfert haben, den sie in die Finger bekommen konnten?“
    „Wenn du ein Stonehenge erwartest, Billie … das liegt

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