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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlichter Felsbrocken, einer, der noch dazu langsam zerbröckelte, mit einer Inschrift, die in die Oberfläche eingeritzt worden war.
    Ein Verdacht begann sich in ihr zu formen.
    „Ah, du hast ihn also gefunden.“
    Als sie sich umdrehte, sah sie Alasdair hinter sich stehen. „Das ging aber schnell bei dir.“
    „Mit dem Wagen ist es viel einfacher. Und Annie ist absolut fit, sie brauchte meine Dienste heute gar nicht.“
    „Ich würde sagen, wenn das hier alles ist, was von den MacFarlanes übrig geblieben ist, dann sind wir in einem wahrlich erbarmungswürdigen Zustand.“
    Alasdair ging neben ihr in die Hocke. „Bist du sicher, dass Annie das hier gemeint hat?“
    Sie teilte seine Zweifel nicht. „Was hätte sie sonst meinen können? Und da ist ja auch eine Inschrift. Ich weiß nur nicht, was sie bedeutet.“
    Er richtete sich auf. „Lass uns den Stein sauber machen, dann werden wir ja sehen.“
    Minutenlanges sorgfältiges Schrubben mit Alkohol und Wattetupfern aus Alasdairs Arzttasche enthüllte tief eingravierte Buchstaben. Billie starrte auf die Hälfte einer Inschrift in Gälisch, während Alasdair die guttural klingenden Worte entzifferte. „Schade, dass es nicht vollständig erhalten ist“, sagte er schließlich. „Da fehlt zu viel, als dass es Sinn ergeben würde.“
    „Dann kannst du es übersetzen?“
    „Aye, ich spreche Gälisch und könnte es – wenn der Text vollständig wäre.“
    Nachdenklich betrachtete sie den Stein. „Hast du Papier dabei? Ich glaube, ich habe einen Bleistift in der Tasche.“
    „Du willst es abreiben?“
    „Sicher, warum nicht? Es ist immerhin etwas.“ Sie erwähnte nichts davon, dass sie noch einen zweiten Reibdruck machen würde – von der anderen Hälfte, die fest in einer Brustwehr auf Ceo Castle eingraviert war. Bis sie nicht den gesamten Text übersetzt und verstanden hatte, würde sie ihren Fund mit niemandem teilen. Sie lächelte zu Alasdair auf. „Ein halbes Familienandenken ist besser als gar keins.“
    „Schauen wir, ob wir es hinbekommen.“
    Während er zum Wagen zurückging, um einen Block zu holen, zeichnete Billie mit den Fingerspitzen die Linien der Buchstaben nach. Der Wind heulte über die Felder und rüttelte an den Haselbüschen. Billie war kalt, von den Haarspitzen bis zu den Zehen in den dicken Wollsocken. Doch der Stein fühlte sich nahezu warm an.
    Die Turmstufen schienen Billie bedrohlicher, als sie sie in Erinnerung hatte. Obwohl die Ungeduld in ihr brannte, die andere Inschriftenhälfte zu kopieren, war sie gestern nicht mehr nach Ceo Castle hinausgefahren, nachdem Alasdair sie bei Floras Cottage abgesetzt hatte. Das, was hier als Sonnenlicht bezeichnet wurde, war längst verloschen, und so hatte sie sich damit abfinden müssen, bis zum nächsten Morgen zu warten.
    Doch der nächste Tag zeigte sich mit so wenig Licht, dass man morgens um zehn Uhr schon meinte, die Dämmerung sei hereingebrochen.
    An einem sonnigen Tag, mit Iain hinter sich, war ihr der Turm bereits düster und unheimlich erschienen. Jetzt stand Billie am Fuße der Wendeltreppe und sprach sich in Gedanken Mut zu, doch ihren Beinen schien das herzlich egal zu sein.
    Maras Wagen hatte sie in einiger Entfernung am Rande von Cumhann Moor geparkt und war das Stück Weg bis zum Schloss gelaufen. Iain hatte ja bereits betont, dass das Schloss nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war, und die Schilder überall auf dem Grundstück bekräftigten das nur noch. Wenn sie schon unbefugt eindrang – denn das war es sicherlich, was sie hier tat –, musste sie es ja nicht unbedingt an die große Glocke hängen. Jetzt allerdings fragte sie sich, ob man sie vor dem Frühjahr finden würde, sollte sie bis nach oben gelangen und dann nicht mehr den Mut aufbringen, die Wendeltreppe auch wieder hinabzusteigen.
    Auf dem Weg nach oben malte sie sich groteske Szenen aus, wie sie da oben als kurzhaariges Rapunzel festsaß und auf ihre Rettung aus dem Turm wartete. Ihr Prinz würde allerdings mit einem Hubschrauber aufwarten müssen, bevor sie ihm ihr Herz schenkte.
    Mit schweißnassen Handflächen und zittrigen Knien trat sie schließlich oben, auf dem Rundgang, erleichtert in das fahle Morgenlicht hinaus. Das Panorama interessierte sie dieses Mal weniger als noch beim ersten Besuch, dennoch nahm sie sich einen Moment Zeit und ließ den Blick über Loch Ceo, die Moorlandschaft und die Berge am Horizont schweifen. Der Wind heulte um den Rundgang und fing sich gellend pfeifend in den

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