In den Armen des Schotten
einmal abgefeuert, als er aus dem Haus rannte. Die Kugel müsste eigentlich in der Holzwand neben der Tür zum See hin stecken.«
»Wo ist Ihre Pistole? Ich muss sie als Beweismittel an mich nehmen.«
»Ich habe keine.«
Jack richtete den Blick auf Robbie. »Wie bitte? Sie haben damit gerechnet, dass Trump noch einmal kommen würde, um Megans Haus zu durchsuchen, und unbewaffnet auf ihn gewartet?«
Robbie zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe nicht gesagt, dass ich unbewaffnet war, ich sagte, ich hätte keine Pistole.«
Seufzend holte Jack sein Handy aus der Tasche. »Ich werde die Bundespolizei anrufen, denn die wollen bei solchen Todesfällen immer hinzugezogen werden. Warum gehen Sie nicht zu mir nach Hause und machen es sich gemütlich; denn ich kann mir vorstellen, dass wir hier noch ein Weilchen brauchen. Der Schlüssel ist unter der Hausmatte.«
»Wir müssen herausfinden, ob er Megans Laptop an Collins geschickt hat.«
»Ich werde seine Taschen nach einem Hotelschlüssel oder einer Quittung durchsuchen. Wenn er ihn noch nicht losgeschickt hat, müsste er noch in seinem Zimmer oder im Auto sein. Wenn doch, kümmern wir uns um das Problem, nachdem wir dieses hier erledigt haben.«
Robbie zögerte immer noch. »Ich wollte ihn lebend, Stone.«
»Genau wie ich«, erwiderte Jack und wählte die Nummer der Bundespolizei.
Nach insgesamt drei Stunden Schlaf in den letzten vierundzwanzig Stunden befestigte Jack seinen Rucksack hinten auf dem Schlitten, dessen Motor schon warm lief. Er stieg auf und fuhr den See hinauf, als die Sonne über Bear Mountain aufging. Er hatte keine Ahnung, wohin er überhaupt fuhr. Er vertraute einfach darauf, dass er es wissen würde, wenn er ankam. Er hatte keinen Helm auf, weil er sich nicht die Mühe gemacht hatte, einen neuen zu kaufen, und die eisige Februarluft würde auf dem langen Weg, der vor ihm lag, dafür sorgen, dass er wach blieb.
Er hatte Megan immer noch nicht wiedergesehen, und ihn beschlich allmählich der Gedanke, dass die Götter darauf warteten, dass er tat, was von ihm erwartet wurde, ehe er sie wiedersehen durfte. Aber auch sie hatte nichts von sich hören oder sehen lassen…
Wahrscheinlich weil sie derart beschäftigt damit war, Kenzie Gregor einen geheimnisvollen Gefallen zu tun – was auch immer das war. Vielleicht half sie ihm, sein schleimiges Haustier zu baden.
Jack zügelte seine Wut und lenkte seine Gedanken wieder in eine erfreulichere Richtung: Er horchte auf den lieblichen Klang seines schnurrenden Motors. Ein Blick auf den Tacho ließ ihn lächeln und zeigte ihm, dass er ganz gemütliche sechzig Meilen die Stunde fuhr. Der junge Tom Cleary war heute Morgen fünfzig Dollar reicher geworden, und Jack achthundert Dollar ärmer, aber höchst zufrieden.
Wieder mit dem Schneemobil über den See zu fahren, ließ Jacks Gedanken unwillkürlich zu Megan zurückkehren, und deshalb ging er im Kopf noch einmal die Liste der Ausrüstungsgegenstände durch, die er gekauft hatte. Die Überlegungen, was er mitnehmen sollte, waren dadurch erschwert worden, dass er nicht wusste, wohin er eigentlich wollte, aber jetzt hatte er das Gefühl, für fast alles gerüstet zu sein. Er hatte eine Kletterausrüstung mitgenommen, denn irgendetwas sagte ihm, dass es weiter nach oben gehen würde. Außerdem hatte er mehrere Wolldecken und einen Falteimer dabei. Dann gehörten noch Schneeschuhe, sein starkes Gewehr, viele Müsliriegel, das Messer, das sein Vater ihm zu seinem achten Geburtstag geschenkt hatte, und sein Beil zur Ausrüstung.
Zwanzig Minuten später nahm Jack den Fuß vom Gas und trat auf die Bremse, sodass sein Schlitten auf der Stelle stehen blieb, als er den Berg bemerkte, der in fünf oder sechs Meilen Entfernung über dem See aufragte. Er wies die fast perfekte Form einer Kuppel auf und war wohl höher als dreihundert Meter. Er konnte sehen, dass an mehreren Stellen glatte Felsvorsprünge aus dem grünen Dickicht ragten, das ihn bedeckte, und er stöhnte gequält auf. Auch wenn er sich darauf eingestellt hatte, war in ihm doch die leise Hoffnung gewesen, nicht wirklich zu seinem Ziel klettern zu müssen … nicht, nachdem er nur drei Stunden Schlaf gehabt hatte.
Am Stand der Sonne schätzte er ab, dass er ein wenig mehr als eine halbe Stunde gefahren war, und nun stellte er fest, dass der Berg am nördlichen Ende des vierzig Meilen langen Sees lag.
Nichtsdestotrotz entschied er weiterzufahren, gab Gas und beschleunigte. Wenn seine Vorfahren
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