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In den Armen des Schotten

In den Armen des Schotten

Titel: In den Armen des Schotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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wollten, dass er kletterte, dann kletterte er eben.
    Und es war tatsächlich genau das, was Jack eine halbe Stunde später tat, allerdings brauchte er dafür kein Seil oder Sicherheitsgeschirr. Er hatte einen schwach erkennbaren, doch eindeutig von Menschen angelegten Weg entdeckt, der den Berg hochführte, und er stellte fest, dass er nicht der Erste war, der hergekommen war, um nach Antworten zu suchen.
    Ein leises Summen lag in der Luft, das Jack mit Ruhe erfüllte. Je höher er stieg, desto lauter wurde das Summen, bis er bis ins Mark zu vibrieren meinte und von einer zeitlosen Energie erfüllt war.
    Seine Ahnen sangen und hießen ihn dem Kreis der Macht näher zu kommen. Als er den Gipfel erreichte, konnte er nicht mehr erkennen, ob er noch in seiner Welt war oder bereits in ihrer. Er stand auf einer kleinen Waldlichtung und schaute sich um.
    Er hatte eindeutig sein Ziel erreicht.
    Mit einem erschöpften Stöhnen setzte er den Rucksack ab, lehnte ihn an den Stamm einer verkrüppelten Kiefer und holte sein Beil heraus. Er sah mehrere Erlenschösslinge am Rande der Lichtung stehen, die offensichtlich nur darauf warteten, dass jemand sie brauchte. Er schlug ein rundes Dutzend der Schösslinge und trug sie zur Mitte der Lichtung, wo er sie kreisförmig mit etwa drei Meter Durchmesser in den Schnee trieb. Er ging zu seinem Rucksack zurück, holte das Seil aus Rohleder heraus, das er mitgebracht hatte, und fing an, die Spitzen der Stämme über der Mitte des Kreises zusammenzuschnüren, sodass eine Kuppel entstand.
    Als Nächstes packte er die bunten, leicht zerschlissenen Wolldecken aus, strich zärtlich über sie und atmete den vertrauten Geruch ein. Lebhafte Erinnerungen stiegen in ihm auf: Grand-père in seine Lieblingsdecke gehüllt vor einem lodernden Feuer sitzend, ohne anscheinend den fallenden Schnee zu bemerken; drei weitere Decken, die genau wie diese aussahen und seine Mutter, seinen Vater und seinen Bruder bei ihrer Reise ins Leben nach dem Tod bedeckt hatten; ein zitternder Jack, der in eine dieser Decken gehüllt war, während er gegen das Fieber kämpfte, das ihn nach der Bärenattacke befallen hatte, als er zwölf war.
    »Hör auf rumzutrödeln, Coyote«, flüsterte Grand-père von den Bäumen her. »Wir meinen fast eine Ewigkeit auf diesen Tag gewartet zu haben. Fahr mit deiner Aufgabe fort.«
    »Ich komme«, murmelte Jack und warf die Decken neben die Kuppel aus Erlenschösslingen. Er nahm eine hoch, schüttelte sie aus und zog sie dann vorsichtig über das Gerüst. Das wiederholte er, bis die ganze Konstruktion bedeckt war.
    Er beeilte sich jetzt und entzündete ein Feuer nur ein paar Schritte vom winzigen Eingang entfernt, den er in der Kuppel offen gelassen hatte. Während das lodernde Feuer das Holz in glühende Kohlen verwandelte, machte er sich auf die Suche nach Wasser. Gleich jenseits der Lichtung fand er eine sprudelnde Quelle und wusste, dass er sich auf heiligem Boden befand. Die Weisen hatten an alles gedacht, was jene brauchten, die sie aufsuchten, um sich Rat zu holen.
    Jack kniete sich hin und trank, ehe er den Eimer in die Quelle tauchte und ihn zur Lichtung zurückschleppte. Er stellte ihn neben das kuppelförmige Zelt, krabbelte hinein und begann, den Schnee flach zu stampfen. Dann schnitt er Kiefernzweige ab und bedeckte die Hälfte des Bodens damit, darüber breitete er eine der letzten beiden Decken. Er ging nach draußen und schaufelte so viel Holzkohle wie möglich auf die rechte Seite im Zelt, wo sie weit genug von den Kiefernzweigen entfernt waren. Er entfachte ein neues Feuer, schüttete das Wasser aus dem Eimer über die Decken, die über den Stangen lagen, bis sie ganz nass waren, um dann wieder zur Quelle zu gehen und den Eimer aufzufüllen.
    Er kam zurück und krabbelte in sein gemütliches kleines Zelt. Jack wusste, dass er bald vor Schweiß triefen würde und zog sich aus. Seine Kleidung faltete er zusammen und legte sie auf einen Haufen. Dann streckte er sich auf der Decke aus und faltete die Hände hinter dem Kopf. Seufzend schloss er die Augen und beschloss ein kurzes Nickerchen einzulegen, während er wartete.
    Er wachte auf, als glühend heiße Luft über seinen schweißüberströmten Körper strich und mehrere Männer, angeführt von seinem Urgroßvater, das Zelt betraten. Ihm folgte sein Großvater, Shadow Dreamwalker, mit mehreren anderen Männern, die Jack nicht kannte. Der eine sah für ihn aufgrund seiner Kleidung wie ein Wikinger aus. Der andere war mit

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