In den Armen des Schotten
nicht.
Megan schob den Vertrag in den Umschlag zurück. »Es ist der Berg, wo wir die Nacht verbracht haben«, erklärte sie leicht aufgebracht. »Sowie das Land, wo du die Spuren des Berglöwen gesehen hast. Jetzt brauchen wir uns keine Gedanken mehr darüber zu machen, dass in der Gegend jemals gebaut wird.«
Nach diesen Worten legte sie die gefalteten Hände unter ihren wunderschönen, vollen Brüsten auf den Bauch und sah ihn erwartungsvoll an.
Jack warf einen Blick auf die genauso erwartungsvoll blickende Gästeschar. »Ähm … mein Hochzeitsgeschenk für Megan …« Er bedachte sie mit einem liebevollen Lächeln. »Ich konnte es heute Abend nicht mit herbringen, denn es ist … na ja …«
Plötzlich hatte er einen Geistesblitz, und sein Lächeln wurde breiter. »Ich habe dir ein schnelles Boot gekauft, sodass wir jederzeit über den See zu dem Häuschen fahren können, das wir bauen werden!«
EIN BRIEF VOM LAKE WATCH
Liebe Leser!
Jeden Tag wird mir die Gnade zuteil, jede Menge Tiere zu sehen, die in meinem kleinen Winkel dieser geheimnisvoll abgeschiedenen Welt ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Und ob mich ihr possierliches Tun nun zum Lachen bringt oder zum Weinen … immer wieder beobachte ich voller Ehrfurcht ihren mächtigen Überlebenstrieb, die angeborene Neugier und ihre Verspieltheit.
Hier in Lake Watch kann ich jederzeit aus dem Fenster sehen und beobachten, was alles passiert. Meine Gästeliste weist Vögel, Eichhörnchen, Seetaucher, Fischadler, Füchse, Waschbären, Rehe, Hirsche und ab und zu Kojoten auf. Mein Ehemann Robbie und ich konnten in unseren Wäldern schon Hirsche beim Kämpfen beobachten, sehen, wie Fischadler sich ihr Mittagessen aus dem See holten und Eichhörnchen über ahnungslose Gäste herfielen, weil sie auf ein paar zusätzliche Nüsse hofften. Wir mussten uns das Kichern verbeißen, als wir zusahen, wie junge Waschbären vor unserem Schlafzimmerfenster morgens um eins nach dem Glockenspiel schlugen, oder hielten entsetzt den Atem an, als ein wirklich tapferes oder sehr dummes Eichhörnchen unter dem Vogelfutterhäuschen auf ein Stinktier losging.
All das lässt in mir die Frage hochkommen, ob vielleicht einige Tiere Sinn für Humor haben könnten oder ob ich nur eine liebenswerte menschliche Eigenschaft auf sie projiziere. Und wo wir schon dabei sind … können Tiere trauern? Spüren sie Stolz? Bedauern? Hass? Leidenschaft? Liebe?
Ich weiß, dass es mich immer wieder überrascht, wie sie nicht nur mit Menschen interagieren, sondern auch untereinander. Krähen sind die Ausrufer im Königreich der Tiere; wirf ihnen ein bisschen Essen hin, und die schwarzgefiederten Gesellen verkünden es jedem Aasfresser in Hörweite. Innerhalb von Minuten kann unser Vorgarten so zur örtlichen Müllkippe werden, wenn Seemöwen aus allen Richtungen angestürzt kommen. (Damit mache ich mich nicht unbedingt beliebt bei meinen Nachbarn, aber da meine Söhne zurückgekehrt und jetzt meine nächsten Nachbarn sind, können sie nicht viel gegen die Vorliebe ihrer Mutter tun, die Krähen zu füttern.)
Wir hatten früher hier in Lake Watch Hühner, und ich erinnere mich, wie ich eines Nachmittags aus meinem Fenster blickte und sah, dass eine Krähe und eine meiner Hennen Tauziehen miteinander veranstalteten. Jeder Vogel hatte das Ende eines armen Wurms im Schnabel, und beide weigerten sich, ihn herzugeben. Es war ein komischer Anblick, als meine aufgeplusterte Henne Auge in Auge einer ebenso entschlossenen Krähe gegenüberstand. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass letztendlich der Wurm der Verlierer war, als er schließlich in zwei Hälften gerissen wurde. Beide Vögel schluckten schnell ihren Leckerbissen herunter und begaben sich dann sofort auf die Jagd nach ihrem nächsten Opfer – und taten dabei so, als wäre es das Normalste der Welt, dass ein wild lebendes Tier und ein Haustier blendend miteinander auskommen.
Ein anderes Mal saß ich hinter dem Haus auf der Gartenbank, als mir plötzlich aufging, dass meine Krähen sich ungewöhnlich heiser anhörten. Ich ließ meinen Blick über das Feld schweifen und entdeckte einen Fuchs, der auf den Hinterbeinen stand und sich an unserem kleinen Schuppen am Wald nach oben streckte. Dann bemerkte ich eine Katze (keine von meinen), die auf dem Dach des Schuppens lag und entspannt zu der überlisteten Füchsin nach unten schaute. Die Krähen hockten in den umliegenden Bäumen und krächzten wie wild, als wollten sie rufen:
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