In den Armen des Spions
nicht, was darin ist - ich habe nicht nachgesehen. Aber was auch immer es ist ... ich hoffe, es ist das alles wert, das Opfer, das er gebracht hat.« Sie hob den Blick und sah zu Delborough. »Ich habe es in Ihre Hände übergeben, Colonel, wie ich es Captain MacFarlane versprochen habe.« Sie schob ihren Stuhl ein Stück nach hinten.
Sie erhoben sich alle. Der braunhaarige Major hielt ihr den Stuhl, damit sie aufstehen konnte.
»Erlauben Sie mir, Ihnen eine Eskorte zum Haus des Gouverneurs zu besorgen.«
Emily neigte den Kopf.
»Danke, Major.« Wer war er? Ihre Nervenenden summten wieder. Er stand näher als vorhin; sie glaubte eher nicht, dass der leichte Schwindel, den sie spürte, auf den getrunkenen Rum zurückzuführen war.
Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit Delborough und den beiden anderen zuzuwenden, und nickte.
»Guten Tag, Colonel, meine Herren.«
»Miss Elphinstone.« Sie verbeugten sich alle.
Sie drehte sich um und ging neben dem Major langsam über die Veranda. Sie winkte Idi zu sich, die aufstand und ihr folgte.
Sie blickte dem Major in das beherrschte Gesicht, dann räusperte sie sich.
»Sie haben ihn alle gut gekannt, vermute ich.«
Er sah sie an.
»Er hat mit uns gedient, neben uns gekämpft - mehr als acht Jahre lang. Er war ein guter Kamerad und ein enger Freund.«
Sie hatte ihre Uniformen bereits bemerkt, aber jetzt begriff sie es. Sie schaute den Major an.
»Sie sind keine gewöhnlichen Soldaten.«
»Nein.« Um seine Lippen zuckte es. »Wir sind Hastings eigene Truppe.«
Der Marquis of Hastings, der Generalgouverneur von Indien. Diese Gruppe und MacFarlane hatten gemeinsam und direkt unter ihm gedient?
»Verstehe.« Das stimmte zwar nicht, aber sie war sich sicher, ihr Onkel würde es ihr erklären können.
Sie kamen an die Verandastufen.
»Würden Sie hier bitte einen Augenblick warten?«
Das war nicht wirklich eine Frage. Sie blieb stehen und verfolgte mit Idi an ihrer Seite, wie der Major eine Hand hob und damit die Aufmerksamkeit eines Sepoy-Sergeanten auf sich lenkte, der gerade seine Truppe drillte.
Der Sergeant kam rasch herüber. Mit ein paar Worten organisierte der Major, dass eine Gruppe Sepoy sie zurück zur Residenz des Gouverneurs im Stadtinneren brachte.
Seine angeborene, aber unaufdringliche Autorität und die Aufmerksamkeit und Bereitwilligkeit - ja fast so etwas wie Eifer - des Sergeanten, ihm zu gehorchen, waren ebenso beeindruckend wie seine körperliche Gegenwart.
Während die Sepoys sich beeilten, sich vor den Stufen aufzustellen, drehte Emily sich zu dem Soldaten neben ihr um und hielt ihm die Hand hin.
»Danke, Major ...«
Er nahm ihre Hand, umschloss sie fest mit seiner und sah ihr in die Augen, dann verneigte er sich halb.
»Major Gareth Hamilton, Miss Elphinstone.« Er ließ ihre Hand wieder los und musterte die nun in Reih und Glied stehenden Sepoy, nickte beifällig und wandte sich dann wieder ihr zu.
Sah ihr wieder in die Augen.
»Bitte seien Sie vorsichtig.«
Sie blinzelte.
»Ja, natürlich.« Ihr Herz klopfte ungewöhnlich schnell. Sie konnte noch immer den Druck seiner Finger um ihre spüren. Sie atmete durch, füllte ihre Lungen mit der dringend benötigten Luft und neigte den Kopf, dann trat sie auf die staubige Erde.
»Guten Tag, Major.«
»Guten Tag, Miss Elphinstone.«
Gareth stand auf den Stufen und schaute zu, wie Emily Elphinstone über den sonnenverbrannten Boden zu den massiven Toren des Forts schritt. Mit ihrem Porzellanteint, rosig und ganz klar, ihren zarten Zügen und dem weichen braunen Haar sah sie so durch und durch englisch aus, wie das Bild von dem typischen liebreizenden jungen Mädchen aus seiner Heimat, das er all die Jahre seines Dienstes im Herzen getragen hatte.
Das musste der Grund dafür sein, dass er das Gefühl hatte, als habe er seine Zukunft getroffen.
Aber sie konnte es nicht sein, und es konnte vor allem nicht ausgerechnet jetzt sein.
Denn jetzt rief die Pflicht.
Die Pflicht und die Erinnerung an James MacFarlane.
Er drehte sich um, stieg die Stufen hoch und ging wieder zurück nach innen.
3. September 1822
In meinem Zimmer in der Gouverneursresidenz, Bombay
Liebes Tagebuch,
ich habe so lange darauf gewartet und gebe gerne zu, dass ich schon begonnen hatte zu glauben, es werde nie geschehen, dass ich nun, da es vielleicht passiert ist, dazu neige, ziemlich vorsichtig zu sein. Ist es das, was meine Schwestern gemeint haben, als sie sagten, ich werde es ein fach wissen? Auf jeden Fall
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