In den Armen eines Playboys
nur ein einmaliger Fehltritt, außerdem trage Isobel selbst die Schuld, weil sie sich ihm verweigert hatte.
Eine Zeitlang hatte Isobel sich gefragt, ob das wahr sein könne. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihr? Sie hatte sich nie von einem Kuss hinreißen lassen, sondern immer die Arbeit vorgeschoben. Bis auf den heutigen Tag.
Ihr fiel wieder ein, wie schwer es ihr gefallen war, sich von Marco loszureißen.
Und sie hatte ihren Job aufs Spiel gesetzt, als sie ihm sagte, dass sie das Interview nicht weiterführen wolle. Wenn sie ohne den Artikel zum Daily Banner zurückkehrte, wäre ihr Ruf als Reporterin wohl für immer zerstört.
Warum um alles in der Welt musste es unbedingt Marco sein? Isobel hatte diese Sorte Mann nie gemocht.
Was würde er wohl sagen, wenn er herausfände, dass ich noch Jungfrau bin, fragte sie sich. Für einen Moment stellte sie sich den spöttischen Ausdruck in seinem Gesicht vor. Wahrscheinlich würde er zu ihr sagen, dass es an den emotionalen Wunden lag, die sie in ihrer Kindheit davongetragen hatte.
Sie schloss die Augen und versuchte an etwas anderes zu denken. Es interessierte sie nicht, was Marco sagen würde. Und sie litt nicht unter Wunden aus der Kindheit. Ganz im Gegenteil: Ihre Kindheit hatte sie stark gemacht und ihr gezeigt, dass sie immer auf der Hut sein musste. Und das kam ihr bei einem Mann wie Marco Lombardi mehr als zugute.
Isobel war fast eingeschlafen, als sie das Geräusch einer zuschlagenden Tür hörte. Erschrocken setzte sie sich auf. Doch es herrschte wieder Stille.
Sie warf die Decke zurück, sprang auf und ging zum Fenster.
Der Vollmond stand am Himmel und tauchte Marcos Segeljacht, die am Ende des Bootstegs lag, in helles Licht.
Isobel sah zur Uhr. Es war vier Uhr in der Früh. Sie musste sich das Geräusch eingebildet haben; vermutlich war noch niemand wach. Isobel wollte gerade zurück ins Bett, als sie Marco entdeckte. Er trug einen Anzug und war offenbar auf dem Weg zur Jacht.
Man trug doch keinen Anzug, wenn man eine morgendliche Segeltour unternehmen wollte! Begab er sich etwa auf Geschäftsreise, damit sie in Ruhe packen und abreisen konnte, wie sie angedroht hatte?
Wahrscheinlich hatte er seinem Chauffeur schon gesagt, dass er sie zum Flughafen bringen sollte.
Panik überkam sie bei dem Gedanken. Sie war noch nicht bereit, aus Marcos Leben zu verschwinden. Nicht, wenn sie noch so viel über ihn in Erfahrung bringen musste.
Ohne groß nachzudenken, streifte sie ihren Morgenmantel über und lief ihm hinterher.
Erst als sie am Bootssteg angekommen war, hielt sie an, um tief Luft zu holen. Die Jacht sah aus der Nähe noch größer und imposanter aus. Über ihrem Kopf ragten die riesigen Masten fast bis in den Himmel. Das Schiff wirkte wie das Luxusspielzeug eines Mannes, der sich nur mit dem Besten zufriedengab. Wahrscheinlich hatte Marco sonst nur Frauen zu Gast, die Cocktailkleider und teuren Schmuck trugen.
Und nun stand sie hier in einem Morgenmantel.
Vielleicht sollte sie ins Haus zurückgehen, auf den Tagesanbruch warten und dem Chauffeur einfach sagen, dass sie es sich anders überlegt habe und nicht abreisen wolle.
Aber was wäre, wenn er sich strikt an Marcos Anweisungen halten wollte oder ihr erklärte, dass Marco für ein paar Tage auf Geschäftsreise sei?
Sie musste schnell handeln. Also ging sie an Bord. Abgesehen von dem fahlen Mondlicht herrschte Dunkelheit. Isobel wurde leicht unheimlich zumute. Das einzige Geräusch rührte von dem Wind her, der am Tauwerk der Masten rüttelte, und dem Ächzen der Seile, die das Schiff am Bootssteg vertäuten.
Isobel stand einen Moment unentschlossen da, dann sah sie Licht in einem Fenster aufflackern.
Sie ging darauf zu und spähte hinein.
Ein Kronleuchter warf Licht auf eine Sitzecke aus weißen Ledersofas und Glastischen. Aber keine Spur von Marco.
Vorsichtig ging sie weiter und suchte nach einer Tür. Als sie um die Ecke bog, sah sie Marco an der Reling des Schiffes stehen. Er telefonierte.
„Würdest du bitte die Zahlen für mich überprüfen?“, bat er. „Ich mache mich auf den Weg nach New York, sobald es geht.“
Er drehte sich um und sah Isobel. „Kümmer du dich darum, Nick, ich rufe dich später wieder an“, sagte er und legte auf.
Er schaute erst auf ihre nackten Füße, dann auf den schwarzen Morgenmantel aus Satin.
„Was machst du denn hier, Izzy?“ Seine rauchige Stimme verursachte ein Kribbeln auf Isobels Haut.
Stimmt, was mache ich hier? fragte sie sich.
Weitere Kostenlose Bücher