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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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wie sie nicht wussten, durch Amundsen aus Höflichkeit bereits nach König Haakon VII. von Norwegen benannt worden war) stellte in dieser riesigen, eisigen Ödnis eine winzige Oase der Menschheit dar. Evans wusste, ihre beiden grünen Zelte waren »die einzigen Gegenstände, die die Eintönigkeit der großen weiß glitzernden Wildnis unterbrachen, welche sich von der Spitze des Beardmore bis zum Südpol erstreckt«. Es hätte genauso gut auf dem Mond sein können.
    Sie befanden sich nunmehr auf einer Höhe von etwa 2438 Metern, und das Wetter war immer noch schön, obschon der Boden, auf den sie traten, uneben und die Schlitten anstrengend zu ziehen waren. Wie Scott schrieb: »Alle schwitzten, besonders das zweite Team, das große Schwierigkeiten hatte, Schritt zu halten.« Der arme Bowers, der sich soviel auf seine körperliche Stärke einbildete, sorgte sich: »Es zerreißt einem fast das Herz, wenn man weiß, dass man Stunde für Stunde beinahe sein Leben darangibt, während sie anscheinend mit wenig Mühe vor sich hin spazieren.« In seinem Tagebuch beschreibt er auch die Folgen der Witterung: »Ich könnte nicht sagen, ob mein Gesicht jetzt voller Frostbeulen ist, es besteht nur aus Schuppen, ebenso meine Lippen und meine Nase. Eine beträchtliche Menge roter Haare bemüht sich, das Ganze zuzudecken.«
    Scott kam zu dem Schluss, dass der zweite Schlitten schlecht beladen war. Gereizt schrieb er: »Die Gruppe ist nicht erschöpft, und ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass sie das Problem selbst anpacken und auch selbst lösen müssten. Es gibt keinen erdenklichen Grund, weshalb sie nicht so leicht vorankommen sollten wie wir.« Er scheint das, was Teddy Evans beobachtet hatte, nicht bemerkt zu haben – dass nämlich alle ihren federnden Schritt verloren hatten. Evans notierte: »Ein Mann, der geübt ist, über die Gesundheit von Menschen zu wachen .. . , hätte gesehen, dass etwas nicht stimmte.« Aber auch Wilson bemerkte offensichtlich nichts. Er hatte seit der Discovery -Expedition nicht mehr als Mediziner praktiziert. Die niedrigen Temperaturen – Scott und seine Männer erlebten auf dem Plateau eine durchschnittliche Temperatur von minus 28 Grad – zehrten an ihren Kräften. Sie litten auch unter Austrocknung. Sie hatten nicht genügend Brennstoff, um Eis in ausreichender Menge zu schmelzen – und die Körper verloren in der Höhe und bei niedrigen Temperaturen rasch an Flüssigkeit.
    Scott spürte den Druck und die Einsamkeit des Führers. »Die Gruppe anzuführen ist keine leichte Aufgabe. Man darf seinen Gedanken nicht erlauben, so frei auf Wanderschaft zu gehen, wie sie es tatsächlich tun, und wenn es, wie heute nachmittag, Turbulenzen gibt, finde ich es sehr beunruhigend und ermüdend.« Einen Teil seiner Enttäuschung reagierte Scott an dem armen Bowers ab, der ihr einziges Hypsometer zerbrochen hatte, das zur Höhenmessung verwendet wurde. Der kleine Mann sprach von »einem ungewöhnlichen Wutausbruch« und jammerte darüber, dass es »ziemlich traurig ist, an diesem kritischen Punkt mit seinem eigenen Führer in den Clinch zu geraten, aber Pannen wird es [immer] geben, und diese eine geschah nicht aus Unachtsamkeit«.
    Ende Dezember hatten sie eine Höhe von über 2743 Metern erreicht, aber die Bodenbeschaffenheit hatte sich verschlechtert, was das Ziehen der Schlitten sehr erschwerte. Am 29. Dezember verzeichnete Scott mit Genugtuung, dass es der zweiten Gruppe nunmehr gelang, Schritt zu halten, doch schon am nächsten Tag befürchtete er, dass sie ermatteten. Er hoffte, dass sich die Situation bessern würde, wenn sie erst einen Teil der Ausrüstung eingelagert hätten und sich dann mit leichteren Ladungen bewegen könnten. »Wir haben mit Shackleton gleichgezogen. Alles wäre erfreulich, wenn ich überzeugt wäre, dass die zweite Gruppe fit genug ist, um voranzukommen«, schrieb er nervös. Am Silvesterabend wurde das nächste Depot angelegt. Die beiden Teams hielten auch einen halben Tag an, um die langen Kufen gegen kurze auszutauschen, um so die Schlitten leichter zu machen. Lashly, Crean und Edgar Evans schufteten bei Temperaturen um minus 18 Grad und leisteten dabei gute Arbeit. Dabei schnitt sich aber Evans in die Hand – ein scheinbar belangloser Unfall, der während der folgenden Tage noch von großer Bedeutung sein sollte.
    Das neue Jahr wurde mit Schokoladeriegeln und in neuer Kameradschaft gefeiert. Teddy Evans beschrieb zwei Jahre später im Strand Magazine , wie

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