In den eisigen Tod
weitergegangen waren, verschwanden die Sastrugi, und sie kehrten zurück, um ihre Skier wieder zu holen; auf diese Weise vergeudeten sie Zeit und Energie. Ein reuiger Scott erkannte: »Von jetzt an muss ich mich an die Skier halten«, doch seine Unschlüssigkeit war ein Symptom für seine wachsende Anspannung. Am gleichen Tag schilderte Wilson die immer härter werdenden Bedingungen: »Unsere haarigen Gesichter und Münder vereisten auf dem Marsch fürchterlich, und oft wurden einem die Hände, wenn man die Skistöcke hielt, sehr kalt. Evans, der sich vor einigen Tagen beim letzten Depot ins Handgelenk geschnitten hat ... hat heute Abend eine Menge Eiter darin.«
Am folgenden Tag brach ein Schneesturm los. Scott tröstete sich damit, dass die Ruhe für Evans’ Hand gut sei, und nutzte die erzwungene Pause dazu, eine Lobeshymne auf seine Gefährten zu schreiben. In seinem Tagebuch findet sich folgende Eloge auf seine schlittenziehenden Kameraden:
»Es ist unmöglich, sich über meine Begleiter zu positiv zu äußern. Jeder von ihnen erfüllt seine Pflicht gegenüber der Gruppe; Wilson, zunächst als Arzt, stets wachsam, um die Wehwehchen und Schwierigkeiten zu lindern, die mit der Arbeit verbunden sind; jetzt auch als Koch, fix, gewissenhaft und geschickt, immer um einen neuen Notbehelf bemüht, um das Leben im Lager zu erleichtern; in den Zuggurten zäh wie Leder, von Anfang bis Ende niemals wankend. Evans, ein gewaltiges Arbeitstier mit einem wirklich bemerkenswerten Kopf. Erst jetzt begreife ich, wie viel ihm zu verdanken ist ... Der kleine Bowers bleibt ein Wunder – er kommt hier voll und ganz auf seine Kosten. Ich überlasse ihm sämtliche Dinge, die mit dem Proviant zu tun haben .. . , er hat keinen einzigen Fehler gemacht. Zusätzlich zu den Vorräten kümmert er sich auch gründlich und gewissenhaft um die meteorologischen Aufzeichnungen, und dazu kommt jetzt noch die Pflicht des Observators und Photographen ... Oates leistete seinen unschätzbaren Beitrag mit den Ponys; jetzt ist er unermüdlich zu Fuß und geht die ganze Zeit stramm; er beteiligt sich an der Arbeit im Lager und erträgt die Entbehrungen genauso gut wie jeder von uns. Auch ihn möchte ich nicht missen. Unsere fünf Leute sind also vielleicht so glücklich gewählt, wie man es sich nur vorstellen kann.«
Diese platonische Auffassung von einer Expedition als einer Gesellschaft en miniature, in der jeder sein eigenes Fachgebiet hat, wird auch von Forschungsreisenden neuerer Zeit geteilt. Sir Ranulph Fiennes schrieb in seinem Bericht über seine Transglobale Expedition von Pol zu Pol: »Obwohl es uns an Erfahrung mangelte, lag ein großer Teil unserer Stärke in unserer Teamfähigkeit.« 12
Der Schneesturm flaute ab, und am 9. Januar konnte Scott in sein Tagebuch ein triumphierendes REKORD eintragen: Sie hatten Shackletons südlichsten Punkt passiert und befanden sich nun wirklich in einer Terra incognita. Doch die Gruppe wurde immer müder. Das Polarplateau war mit sandigem Schnee bedeckt, der die Kufen des Schlittens bremste. Das relativ warme und sonnige Wetter erschwerte das Gehen weiter. Jetzt vertraute Scott seinem Tagebuch die Erkenntnis an, dass die Reise »offensichtlich in beide Richtungen schwierig« werden würde. Am 11. Januar schrieb Scott: »Eine weitere Schufterei am Nachmittag und weitere neun Kilometer. Etwa 137 Kilometer vom Pol entfernt – können wir das sieben Tage lang durchhalten? Es schlaucht uns wie sonst etwas! Keiner von uns hatte je zuvor so hart arbeiten müssen.« Er verwendete Wörter wie »schrecklich« und »qualvoll«. Das schwere Ziehen über ödes Gelände war nervtötend. »Solange der Boden so ist, geht einem die Monotonie entsetzlich auf den Geist, und man kann sich leicht vorstellen, dass es die Kräfte verzehrt ... Es ist anstrengend, solche Kilometerzahlen zu erreichen, aber wenn wir vier weitere Märsche durchhalten können, müssten wir es schaffen. Es wird knapp werden«, schrieb ein trübe gestimmter Scott.
Sie spürten die Kälte: »Beim Zelten heute Nacht fror jeder, und wir tippten auf einen Kälteeinbruch, doch zu unserer Überraschung lag die tatsächliche Temperatur über der der letzten Nacht, als wir in der Sonne trödeln konnten. Es ist ganz und gar unerklärlich, warum wir plötzlich die Kälte in dieser Weise empfinden; es liegt, vermute ich, teils an der Erschöpfung durch den Marsch, teils aber auch an einer Feuchtigkeit der Luft.« Von nun an wurde die Kälte ein stets
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