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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Wilsons Freundschaft mit Shackleton Bescheid wusste, entschied er sich für den wortgewandten Iren mit seiner Liebe zu Browning. Er tat es, um Wilson einen Gefallen zu tun, als Beweis für die Bindung, die zwischen ihnen wuchs, aber es war eine Entscheidung, die er bereuen sollte.

Kapitel 5
    Vorstoß zum Pol
    Am 22. August begrüßten Scott und seine Männer die Sonne mit fast heidnischer Begeisterung: »Wir scheinen in dieser strahlenden Lichtflut zu baden und aus ihren funkelnden Strahlen neues Leben, neue Kraft und neue Hoffnung zu saugen.« Die Wiederkehr der Sonne war ein Symbol für ihr geistiges und körperliches Überleben während der monatelangen Finsternis. Die Stimmung war jetzt von Erregung und neuem Elan geprägt, und unaufhörlich summte die Nähmaschine des Schiffes, wurden Schlitten zusammengebaut, Vorräte abgewogen, Hundegeschirre entwirrt und Pelzkleidung ausgebessert. Obwohl sie ganz gut durch den Winter gekommen waren, war sich Scott nach wie vor schmerzlich der Tatsache bewusst, dass er und seine Kollegen Anfänger waren. Vinces Tod hatte gezeigt, welche Gefahren die Unerfahrenheit in sich barg. Scott empfand seine Verantwortung als Belastung. Die ersten Ausflüge mit den Schlitten hatten bewiesen , dass »das Fahren mit den Schlitten nicht so einfach ist, wie man es sich vielleicht vorstellt« und dass sie viele Fehler gemacht hatten: »Das Essen, die Kleidung, alles war falsch, das ganze System war schlecht.«
    Doch während er sein Projekt plante und ausrechnete, wie viel Verpflegung sie brauchten, hatte Scott Grund zu der Annahme, dass er dem Unternehmen und seinen Kollegen seinen persönlichen Stempel aufgeprägt habe. Es hatte unvermeidliche Spannungen gegeben, von denen einige auf sein eigenes zurückhaltendes, nervöses Naturell und seine gelegentlichen Wutanfälle zurückzuführen waren. Clarence Hare beschrieb später, wie »überempfindlich« Scott sein konnte »und wie er sich aufregte, wenn die Dinge nicht so liefen wie geplant«, und »weil er gewohnt war, dass man auf Marineschiffen seinen Befehlen im Laufschritt gehorchte, [habe] ihm die laxe Reaktion der Leute von der Handelsschiffahrt Anlass zu ... Wutausbrüchen gegeben«. 1 Zum Glück hatte Wilson eine bemerkenswerte Begabung an den Tag gelegt, die Reibungen auszubügeln, zu denen es unweigerlich kommt, wenn eine Gruppe von Männern unter schwierigen Bedingungen zusammengepfercht ist. Auch wenn Wilson nicht so »gesellschaftsfähig« war wie Shackleton, hatte er sich zu demjenigen entwickelt, an den die anderen sich instinktiv wandten. Mit »Onkel Bill«, wie Wilsons Spitzname lautete, zu reden war für jeden ein Sicherheitsventil, den eine Sorge oder ein Problem bedrückte. Die Männer von der Discovery bewunderten Scott zwar, hatten aber nicht das Gefühl, sich ihm anvertrauen zu können – vielleicht, weil sie fürchteten, dass er ihre Probleme als Zeichen der Schwäche interpretieren würde. Er war hart zu sich selbst, und daher war es unwahrscheinlich, dass er anderen gegenüber nachgiebiger sein würde.
    Wilsons Meinung über Scott hatte sich während des Winters herauskristallisiert. Anfangs hatte Wilson ihn für aufbrausend und ungeduldig gehalten, doch auf dem Weg nach Antarktika hatte er angefangen, die komplexen, aber bewundernswerten Eigenschaften seines Kommandanten zu verstehen, und seinen Eltern geschrieben:
    »Er macht sich über jeden einzelnen Gedanken, erweist aber wenige Gefälligkeiten, um dies zu beweisen. Er ist auch bereit, jedem zuzuhören, und macht von Herzen gern bei jedem Blödsinn mit, der hier veranstaltet wird. Ich hege große Bewunderung für ihn, und er kennt keine dienstliche Routine, sondern ist stets darauf bedacht, jede Frage von beiden Seiten zu sehen, und ich habe nie erlebt, dass er unfair war. Zu seinen größten Stärken gehört auch, dass er in allen Dingen sehr bestimmt ist; nichts bleibt vage oder unklar. Bei jeder Diskussion steuert er direkt auf das Wesentliche zu und weiß immer genau, worauf er hinauswill. Niemand muss befürchten, dass wir in den südlichen Regionen ziellos umherwandern werden.« 2
    Wilson war besonders erfreut, dass Scott auf seinen Rat hörte: »Er hat alle meine Vorschläge angenommen. Es ist sehr hilfreich, wenn die eigenen Ideen von einem Mann geschätzt werden, der selbst immer wieder neue und schwierige Sachen ausprobiert.« 3 Eine interessante Bemerkung, wenn man bedenkt, dass man Scott oft, vor allem aber auf seiner letzten Expedition,

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