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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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sich brachte, und Scott in Auffassungen bestätigen, die zumeist auch von Shackleton geteilt wurden und von denen sich einige für ihn als letzten Endes verhängnisvoll erweisen sollten.
    Den Männern war bewusst, dass sie vielleicht nicht zurückkehren würden. Alle hinterließen Abschiedsbriefe – Scott an seine Mutter, Shackleton an Emily Dorman und Wilson an seine geliebte Oriana. Wilson scheint die Reise mit gemischten Gefühlen angegangen zu sein. Er hoffte, es würde sich um mehr als nur »eintönige Schwerarbeit in einer Eiswüste« handeln und er würde etwas finden, was zu zeichnen sich lohnte. Über die vor ihm liegende Herausforderung grübelnd, schrieb er, dass an dem Tag, an dem die Polarforschung unter Einsatz von Kraftfahrzeugen und Flugmaschinen betrieben werden könne, sie für Männer wie ihn und seine Gefährten ihren Reiz verlieren werde.
    Zunächst kamen sie gut voran. Bernacchi schilderte, wie sie mit ihren unerschrocken flatternden Schlittenwimpeln wie drei Polarritter über das Eis dahinflogen und Barne rasch einholten. Die Hunde legten ein zügiges Tempo vor und jagten so durch den Schnee, dass die Männer Mühe hatten mitzuhalten. Doch schon bald fing das Wetter an, ihnen Streiche zu spielen. Der Schnee wurde pappig, und die Schlitten ließen sich schwerer ziehen; außerdem hielten Schneestürme sie immer wieder in ihren Zelten gefangen. Shackleton fand es lästig, »hier herumzuliegen, unsere Vorräte aufzubrauchen und überhaupt nicht voranzukommen«. 8 Er sollte lernen, dass dies für Polarreisende eine übliche Erfahrung war. Sie fühlten sich recht wohl in ihren Schlafsäcken aus Rentierfell, die ihnen ein wichtiges Stück Privatleben ließen. Wie Wilson schrieb: »Sobald man einmal in seinem Sack steckt und mit der Klappe über dem Kopf und dem ganzen Körper zugeknebelt ist, fühlt man sich angenehm weit von seinen Gefährten entfernt.« Zum Zeitvertreib lasen sie Darwins Über die Entstehung der Arten . Am vierten Tag der Reise entwickelte Shackleton etwas, was Wilson als »sehr hartnäckigen und ärgerlichen Husten« bezeichnete – in dieser frühen Phase ein bedrohliches Vorzeichen.
    Auf der Weiterfahrt registrierten sie allmählich, welche psychologischen Wirkungen das Reisen in völlig ödem Gelände hat. Die Landschaft wurde deprimierend – sie tauchten auf einer großen offenen Ebene auf, auf der sie sich klein wie Ameisen vorkamen. Scott bemerkte die fürchterliche Eintönigkeit dieser einfarbigen Welt – grauer Himmel, graues Terrain, graue Gedanken. Doch am 12. November erhielten sie Auftrieb, weil sie weiter nach Süden vorgedrungen waren als Borchgrevink. Am 15. November, als Barne und die Hilfstruppe umkehrten, schien die Sonne wieder, und die Fotografien zeigen sie alle vor dem Abschied in fröhlicher Pose.
    Was ging Scott durch den Kopf, als er und seine beiden Kameraden jetzt allein loszogen? Er schrieb: »Wir können angesichts der Aussicht, die vor uns liegt, einfach nur begeistert sein«, aber es ist nicht klar, was genau er sich unter dieser Aussicht vorstellte. Er erwähnte den Südpol nicht direkt, doch der Gedanke, dass er nach Erreichen des Südpols ein gemachter Mann wäre, muss verlockend gewesen sein. Die Tage, da er sich über Geld Sorgen machen und »über die Runden kommen« musste, würden dann vorüber sein, und seine Karriere wäre gesichert. Auch Shackleton muss in diese Richtung spekuliert haben. Er, der vielleicht noch ehrgeiziger war und in noch weniger sicheren finanziellen Verhältnissen lebte als Scott, muss sich ausgerechnet haben, dass er mit dem Sieg am Pol die Frau für sich gewinnen konnte, die er heiraten wollte. Merkwürdigerweise war es Wilson, der eine der aufrichtigsten Bemerkungen über das letztliche Ziel machte, indem er schrieb: »Unser Ziel ist es, auf dem Ross-Schelfeis in einer geraden Linie so weit nach Süden zu gelangen, wie wir können, wenn möglich den Pol selbst zu erreichen oder irgendein neues Land zu entdecken.« Doch über die Bedingungen war viel zu wenig bekannt, um genau vorhersagen zu können, was geschehen würde. Scott glaubte, das Ross-Schelfeis würde sich direkt bis zum Pol hinunter erstrecken, ohne dass irgendwo die Landmasse zum Vorschein käme. Aber wer konnte das schon wissen?
    Schwierigkeiten ergaben sich beinahe schon von Anfang an. Die Hunde verloren ihren anfänglichen Schwung und ermüdeten schnell. Man musste ihnen gut zureden und sie unter Druck setzen; sie bestätigten Scotts ursprüngliche

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