In den eisigen Tod
schließlich doch hold, und jeder Tag zeigt die Vorteile des Ortes, den wir für unsere Winterstation ausgewählt haben.« 9 Obwohl nicht alles nach Plan gelaufen war, fühlte Scott sich nicht niedergeschlagen – es gab wahrlich viel zu tun, und es blieb keine Zeit für Selbstbespiegelung und Selbstzweifel, in die er in ruhigeren Augenblicken so leicht verfiel.
Scott war darauf bedacht, seinen Stützpunkt schnell zu errichten, damit die verschiedenen Expeditionen aufbrechen konnten, bevor es zu kalt wurde. Am wichtigsten war, die Hütte aufzubauen – ein schönes Gebäude von 15 Metern Länge, siebeneinhalb Metern Breite und 2,75 Metern Höhe bis zum Dachvorsprung. Die doppelten Wände wurden mit abgestepptem Seegras isoliert und mit Filz verkleidet. Das Dach wurde mit »dreilagigem Ruberoid« und der Boden mit Linoleum bedeckt. Den strengen Vorschriften der Marine entsprechend wurde die Hütte in die Offiziersmesse, die nur die Offiziere und die Wissenschaftler benutzen durften, und das Mannschaftsdeck für die übrigen unterteilt. Obwohl jede Seite alles hören konnte, was vor sich ging, konnte sie es laut Protokoll eben nicht, und das gab beiden Gruppen ein Gefühl der Geborgenheit und Privatsphäre, was unter den anstrengenden, isolierten Bedingungen in Antarktika wichtig war. Am 18. Januar war die Hütte bezugsfertig: Ofen, Küchenherd, Grammophon und Pianola – alles hatte seinen festen Platz gefunden. Eine aus dem Eis gehauene Höhle beherbergte die Geräte für die erdmagnetischen Messungen, während eine Eisgrotte mit Vorräten an Hammel-, Pinguin- und Seehundfleisch vollgestopft wurde und auf der leewärts gelegenen Seite Ställe für die Ponys gebaut wurden. In seinem Tagebuch schrieb Scott, dass er sich gefragt habe, wie die Ponys untergebracht werden sollten. Es scheint zumindest merkwürdig, dass er nicht früher daran gedacht hatte, angesichts der angeblich wichtigen Rolle, die die Ponys spielen sollten, aber vielleicht verließ er sich auf Oates. Jedenfalls freute er sich über den Fortschritt, auch wenn er sich nach wie vor Sorgen darüber machte, dass »hinter diesem Sommerwetter irgend etwas Unheilvolles steckte«, das sie übersehen hatten.
Am 15. Januar brach Scott mit Meares und einem Hundegespann auf, um Hut Point zu besuchen. Er war schockiert, als er feststellte, dass Shackleton und seine Männer ein Fenster offen gelassen hatten und die Hütte jetzt voller Schnee und Eis war. Sie war auch in einem schmutzigen Zustand, weil Shackleton sie überstürzt hatte verlassen müssen. Er hatte sich, nur drei Tage nachdem er zur Hütte zurückgekehrt war, wieder auf der Nimrod eingeschifft. Und von diesen drei Tagen hatte er zwei damit zugebracht, Kameraden, die noch draußen auf dem Eis waren, zu retten. Scotts Ärger über das unbekümmerte Verhalten seines Rivalen veranlasste ihn, eine wütende Passage in sein Tagebuch zu schreiben, die später in der veröffentlichten Version gestrichen wurde: »Kisten voller Exkremente wurden in der Nähe der Vorräte gefunden, und Schmutz ähnlicher Art lag dick unter der Verander [sic] ... Es ist schon seltsam, wenn man sich vorstellt, dass Menschen so fürchterlich und mit einem solchen Mangel an Rücksicht auf andere, die nach ihnen kommen, gehaust haben können.«
Doch Scott hatte wenig Zeit zum Grübeln, denn sie mussten mit den Schlittenreisen beginnen. Aus seinem Tagebuch wird wieder einmal eine erstaunliche Unsicherheit deutlich. Er schrieb: »Mein Kopf scheint hinsichtlich dieses Themas nicht halb so klar zu sein, wie er sollte.« Endlich beschloss er, eine Gruppe von zwölf Männern mit acht Pony- und zwei Hundeschlitten in der kurzen Zeit, die noch vor Wintereinbruch verblieb, anzuführen und jene Reihe von Vorratslagern anzulegen, die für den im nächsten antarktischen Sommer geplanten Versuch, zum Pol zu gelangen, von entscheidender Bedeutung sein würden. In den Depots sollten erhebliche Mengen an Nahrung und Brennstoff gespeichert werden; sie waren als Ergänzung jener Vorräte gedacht, die das Pol-Team und seine Hilfstrupps selbst würden transportieren können, und sollten den tatsächlichen Handlungsradius vergrößern, damit der Pol mit einer angemessenen Sicherheitsmarge erreicht werden konnte. Oberleutnant zur See Campbell, der sogenannte »Wicked Mate«, sollte ein Team anführen, das die Küste von King Edward VII. Land auskundschaften würde, während der Australier Griffith Taylor mit drei anderen auf den Bergen und Gletschern von
Weitere Kostenlose Bücher