In den eisigen Tod
Victoria Land geologische Untersuchungen durchführen sollte. Die Terra Nova würde Campbells Gruppe und die von Griffith Taylor absetzen und dann nach Neuseeland zurückfahren, weil sie, anders als die Discovery , nicht im McMurdo Sound überwintern sollte. Scott hatte kein Funkgerät mitgenommen, und deshalb würden er und seine Männer in der Zeit zwischen der Abfahrt der Terra Nova und ihrer Rückkehr vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten sein
Scotts Gruppe, die die Vorratslager anlegen sollte, marschierte am 24. Januar los, nur drei Wochen nach der Landung. Man war sich bewusst, dass es sich um ein besonderes Ereignis handelte, und Wilson schrieb, dass »viel fotografiert« wurde und dass es »eine Menge Ärger und Aufregung« gab, als die Hunde und die Ponys auf dem Eis herumrutschten. Die Männer amüsierten sich darüber, wie sie in ihren Schlittenkleidern aussahen. Debenham kam zu dem Schluss, dass ihre Windkleidung, die sehr weit geschnitten war, damit sie über andere Kleider passte, »überhaupt nicht elegant [war] und einen Mann sehr korpulent, ja sogar wassersüchtig aussehen ließ!«.
Es war geplant, ungefähr 180 Kilometer entlang der Polarroute über das Ross-Schelfeis zu marschieren und an strategischen Punkten so lebenswichtige Vorräte wie Ponyfutter, Schlittenrationen, Hundekuchen und Paraffinöl zu deponieren. Dass sie sich sputen mussten, wurde sofort klar – das Meereis, das die einzige direkte Route zum Ross-Schelfeis darstellte, fing bereits an aufzubrechen. Cherry-Garrard zufolge überquerte die Gruppe es gerade noch rechtzeitig, aber »mit einer Hast, die an Panik grenzte«.
Wilson und Meares waren für die beiden Hundeteams mit Dimitri Gerow verantwortlich, während Scott, Oates, Atkinson, Cherry-Garrard, Birdie Bowers, Gran, Crean, Forde, Keohane und Teddy Evans die Ponys führten beziehungsweise neben ihnen her marschierten. Wilson genoss das Treiben seiner Hunde aus vollen Zügen und fand es »eine ganz andere Sache als die scheußliche Hundetreiberei, die wir in den Tagen der Discovery verbrochen haben«. Er entwickelte eine tiefe Zuneigung zu dem Anführer seines Teams namens »Stareek«, Russisch für ›alter Mann‹, »dem nettesten, intelligentesten alten Hunde-Gentleman, dem ich je begegnet bin. Er sieht aus .. . , als würde er die ganze Gemeinheit der Welt und all ihre Sorgen kennen und als würde ihn beides zu Tode langweilen.« Er hatte auf der Reise von Neuseeland nach Süden mit Meares über das Hundetreiben diskutiert und war zu folgendem Schluss gelangt: »Wenn irgendeine Zugkraft außer uns selbst den Gipfel des Beardmore-Gletschers erreichen kann, dann sind es die Hunde.« Scotts Versuch, Hunde zu treiben, verlief weniger erfolgreich, was ihn zu folgendem Eintrag in sein Tagebuch veranlasste: »Meine Meinung über die Hunde halte ich zurück; ich bezweifle sehr, ob sie ein wirklicher Erfolg werden – aber die Ponys machen sich tatsächlich gut.«
Die Gruppe bekam es schon bald mit einigen bedrohlichen Problemen zu tun. Atkinsons Fuß war so rasch wund gescheuert, dass er nach Cape Evans zurückkehren musste. Scott hatte kein besonderes Mitgefühl, was er damit begründete, dass Atkinson »seine Schwierigkeiten viel früher hätte melden sollen«. Auch erwies sich der Boden des Ross-Schelfeises als weicher und nachgiebiger als die beinharte Fläche, die sie erwartet hatten. Die Ponys hatten Schwierigkeiten zu gehen und kämpften sich nur mühsam voran. Scott musste einräumen, dass die Bedingungen für sie nicht geeignet waren: »Der große Nachteil besteht darin, dass sie im weichen Schnee so leicht einsinken ... Sie schlagen sich tapfer, ... aber es fällt schwer, ihnen dabei zuzusehen.« Das einzige Paar Pony-Schneeschuhe der Gruppe – es handelte sich um bambusbereifte Drahtringe – wurde an einem Pony, Weary Willie, ausprobiert. Zum Erstaunen aller, einschließlich Oates’, der wenig Vertrauen in die Schuhe hatte und deshalb nur ein Paar mitgenommen hatte, wirkten sie wahre Wunder. Meares und Wilson wurden zurückgeschickt, um noch mehr zu holen, stellten aber fest, dass das Eis aufgebrochen und somit eine Rückkehr nach Cape Evans unmöglich war. Verständlicherweise regte sich Scott auf, dass »etwas, was uns die Arbeit so sehr erleichtert hätte, in der Station zurückgelassen worden war«.
Die Gruppe kämpfte sich nach Süden und Osten voran, um eine Position genau südlich von Cape Crozier zu erreichen, der sie den Spitznamen Corner Camp
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