In den eisigen Tod
worden zu sein; er muss nur noch durchgeführt werden.« Er verzeichnete auch seine Dankbarkeit gegenüber Bowers und Edgar Evans dafür, dass »es in unserer Ausrüstung kein einziges Detail gibt, das nicht mit der äußersten Sorgfalt und auf der Grundlage von Erfahrungen vorbereitet wurde«.
Scott war ein Mensch, der die menschliche Natur mit Hingabe studierte. Er hatte einen großen Teil des Winters damit verbracht, seine Gefährten zu beobachten und weniger allgemein schmeichelhafte als scharfsinnige Porträts zu zeichnen, von denen viele in der veröffentlichten Version seines Tagebuchs weggelassen oder abgeschwächt wurden. Seine Beobachtungen halfen ihm auch bei der Entscheidung, wie er seine Leute auf der Reise nach Süden einsetzen sollte. Zur Hauptgruppe würden Wilson, Bowers, Oates und Cherry-Garrard gehören, zusammen mit Atkinson, Wright und den Unteroffizieren Evans, Crean und Keohane. Der mit den Motorschlitten reisende Voraustrupp sollte unter dem Befehl von Teddy Evans stehen, den Scott am Vorabend seiner Abreise in einem Brief an seinen Agenten in Neuseeland als »einen durch und durch gutmütigen kleinen Mann« beschrieb, der aber in Dingen, die über die Seefahrt hinausgingen, ein bisschen trottelig und für den Posten des stellvertretenden Kommandeurs ungeeignet war. Diese Bemerkungen stehen in Einklang mit ähnlichen, die Scott im Mai dieses Jahres in sein Tagebuch eintrug, die aber vor dessen Veröffentlichung entfernt wurden. Sie scheinen sein verfestigtes Urteil über seinen Stellvertreter zu bestätigen.
Natürlich heizten die Pläne ernsthafte Spekulationen darüber an, wer zur Pol-Gruppe zählen würde. Wilson fragte sich, ob er die Chance bekommen würde, zum Pol zu gehen, meinte aber, dass es viel »junges Blut« gebe, das frischer und fitter war als er. Oates versuchte, sich seine Chancen auszurechnen. »Ich habe ziemlich gute Aussichten, das heißt, wenn wir, Scott und ich, uns nicht in die Wolle kriegen. Es wird ziemlich hart werden, vier Monate [mit ihm zusammen] zu sein, er regt sich schrecklich auf.« 2 Ponting hielt eine aufschlussreiche Diskussion fest, die in der Verschwiegenheit seiner Dunkelkammer stattfand:
»Die Frage stellte sich, was ein Mann tun solle, wenn er auf der Reise zum Pol zusammenbrach und für die anderen zur Last wurde. Ohne zu zögern und mit Nachdruck äußerte Oates die Meinung, dass es nur eine mögliche Lösung gebe – Selbstaufopferung. Er meinte, dass eine Pistole mitgenommen werden sollte, und für den Fall, dass ›irgend jemand zusammenbricht, dieser das Privileg haben sollte, von ihr Gebrauch zu machen‹.«
In den Monaten vor dem Aufbruch kam es zu einer ganzen Unglücksserie. Die Schlittenhunde wurden von einer geheimnisvollen Krankheit befallen, der etliche erlagen, während einige Ponys sehr wackelig aussahen. Unteroffizier Forde erlitt schwere Erfrierungen an seiner Hand, so dass er für die Schlittenreise nicht in Frage kam. Clissold, der ausgezeichnete Koch, der eigentlich mit der Motorschlittengruppe gehen sollte, purzelte von einem kleinen Eisberg herunter und zog sich eine Gehirnerschütterung zu, während er für Photos posierte oder »pontierte«, wie man es inzwischen nannte. Griffith Taylor hatte »pontieren« so definiert: »eine grauenhafte Zeit damit verbringen, in einer unbequemen Haltung zu posieren«. Debenham verletzte sich beim Fußballspielen auf dem Eis das Knie, ebenfalls zur Freude von Pontings Kamera. Der Photograph schilderte später, wie ein wütender Scott mit folgenden Worten auf ihn losging: »Das ist also ein weiteres Mitglied der Expedition, das Sie außer Gefecht gesetzt haben !« Scott entschuldigte sich noch am selben Abend und war »so charmant, dass ich ihn um so lieber hatte, und wenn man sich die Sorgen, die auf ihm lasteten, vor Augen hielt, fühlte man ganz mit ihm.« 3 Ponting hatte tatsächlich einige Zeit darauf verwandt, Scott Grundkenntnisse im Photographieren zu vermitteln, und Scott »freute sich wie ein kleiner Junge«, obwohl er viele Fehler machte und leicht die Geduld verlor.
Aus dem, was Scott in der Zeit, als der Aufbruch immer näher rückte, geschrieben hat, lässt sich eine gewisse Frustration herauslesen, so als habe er das Gefühl gehabt, dass er allein den Ernst dessen, was vor ihnen lag, verstehe, während die anderen alles ein wenig wie einen Jux betrachteten. Ponting traf den Nagel auf den Kopf, als er Scotts Verhalten während der Wintermonate und insbesondere die Perioden von
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