In den Fängen der Macht
ist, und wenn sie sich einer Sache oder einer Person verschreibt, dann tut sie das mit ganzem Herzen, aber nicht immer lässt sie sich dabei von Weisheit lenken. Ich habe sie erlebt, als sie ihre Liebe für Pferde entdeckte, als sie entschlossen war, Nonne und später Missionarin in Afrika zu werden, und als sie für den Hausarzt der Familie schwärmte, einen sehr netten jungen Mann, der sich ihrer Zuneigung keineswegs bewusst war.«
Belustigung und Zärtlichkeit erhellten seine Züge.
»Gnädigerweise verging Letzteres ohne Folgen und Peinlichkeiten.«
Er zuckte die Achseln. »Ich bin der Meinung, das ist alles Teil des Erwachsenwerdens. Ich erinnere mich an einige turbulente Gefühle meinerseits, bei denen ich erröte, wenn ich heute daran denke, und von denen ich sicherlich niemandem erzählen werde.«
Hester hätte dasselbe tun können, den Vikar eingeschlossen, von dem sie Monk erzählt hatte. Sie hatte ebenfalls Zeiten durchgemacht, in denen sie überzeugt gewesen war, niemand würde sie lieben oder ihre Gefühle verstehen, am allerwenigsten ihre Eltern.
»Trotzdem«, beharrte sie, »der Erpressungsversuch ist ja nun nicht zu leugnen. Wenn es weder Breeland noch Trace war, dann muss es jemand anderes gewesen sein. Könnte es Mr. Shearer, der Unterhändler, gewesen sein?«
Casbolt erschrak. »Shearer? Warum…?« Er starrte sie eindringlich an. »Ja, könnte sein, Mrs. Monk. Das ist ein sehr unangenehmer Gedanke, aber er ist keineswegs abwegig. Shearer, der als Zwischenhändler für Piraten agierte, und als das nicht funktionierte, schlug er sich auf Breelands Seite!« Seine Stimme wurde lauter. »Und wenn Breeland selbst den armen Daniel nicht töten konnte, vielleicht war es dann Shearer? Es scheint sicher zu sein, dass Shearer London nach Daniels Tod verlassen hat. Ich habe ihn seit den letzten Tagen vor der Mordnacht nicht mehr zu sehen bekommen. Das würde eine Menge erklären… und das Beste wäre, es würde Merrits Glauben an Breelands Unschuld erklären.«
Das Zimmer um sie herum schien zu glühen. Eine Vase mit goldenen sommerlichen Rosen glänzte bernstein und apricotfarben und spiegelte sich auf der polierten Tischplatte, auf der sie stand. Eine grazile Pferdestatue schmückte einen Alkoven.
»Armer Daniel«, sagte er leise. »Er vertraute Shearer. Er war ehrgeizig, achtete ständig auf seinen Vorteil, und von allen Männern am Fluss war er derjenige, der am härtesten verhandelte, wenn es um die Transportkosten ging, und das, glauben Sie mir, besagt eine ganze Menge. Aber Daniel hielt ihn für loyal, und ich muss gestehen, dasselbe gilt für mich.« Seine Lippen verzerrten sich zu einer bitteren Grimasse. »Aber ich nehme an, man wird am schlimmsten von jenen betrogen, von denen man es am wenigsten erwartet.«
Eine andere Idee kreuzte Hesters Gedanken, eine, der sie am liebsten nicht nachgegangen wäre, aber sie ließ sich jetzt nicht mehr beiseite schieben.
»Haben Sie Kontrolle darüber, wer die Waffen kauft, Mr. Casbolt?«
»Rechtlich gesehen nicht, aber ich nehme an, effektiv habe ich das. Hätte Daniel etwas getan, was ich inakzeptabel gefunden hätte, hätte ich es verhindern können. Warum fragen Sie? Er tat niemals etwas dergleichen, nicht einmal etwas, was nur im Entferntesten fragwürdig gewesen wäre.«
»Hätten Sie die Waffen an Piraten verkauft?«
»Nein.« Wieder begegnete er ihrem Blick mit Offenheit und Eindringlichkeit. »Und wenn Sie glauben, Daniel hätte das getan, dann irren Sie sich. Judith hätte das niemals ertragen nach dem, was ihrem Bruder zugestoßen ist. Noch hätte ich das unterstützt. Auch Daniel hätte das niemals getan, auch wenn sie es nie erfahren hätte. Glauben Sie mir, er hasste Piraten genauso wie wir.« Einen Moment lang senkte er die Lider. »Es tut mir Leid, wenn ich brüsk klinge, Mrs. Monk, aber Sie kannten Daniel nicht, andernfalls hätten Sie nicht gefragt. Was sie Judiths Bruder antaten, war grauenhaft. Daniel hätte ihnen nicht die Luft zum Atmen gewährt, geschweige denn ihnen Musketen verkauft, damit sie ihre Verbrechen fortsetzen könnten. Ich hätte das auch nicht zugelassen, wie sehr sie mir auch gedroht oder welchen Preis sie mir auch angeboten hätten.«
Hester glaubte ihm, aber sie konnte nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob Daniel Alberton den Verkauf vielleicht so dringend nötig gehabt hatte, um den Verkauf insgeheim zu tätigen, in der Hoffnung, Judith würde niemals davon erfahren.
Durch den Krieg in Amerika schienen
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