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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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In seiner Stimme schwang Zorn mit und ein Schmerz, den sie nur zu deutlich vernahm. Sie wünschte, ihn fragen zu können, worauf er gestoßen war und ihr nicht mitteilen konnte, aber der Haltung seines Körpers und seinem Gesichtsausdruck entnahm sie, dass er es ihr nicht sagen würde.
    Sie stand auf, um den Tisch abzuräumen und das Geschirr in die Küche zu tragen. Sie würde nicht noch einmal auf das Thema zu sprechen kommen, wenigstens nicht heute Abend.
    Monk ging früh zu Bett. Er war müde, aber weit mehr als das wollte er vermeiden, mit Hester zu sprechen. Er hatte sich selbst ausgeschlossen, und nun wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte.
    Am Morgen erwachte er früh und ließ Hester schlafend zurück. Wenigstens dachte er, dass sie noch schliefe. Aber er war nicht sicher. Er schrieb eine hastige Notiz, in der er ihr mitteilte, er würde noch einmal an den Fluss gehen, um die Sache mit den Waffen und dem Geld zu überprüfen sowie alles in Erfahrung zu bringen, was er über die Firma herausfinden konnte, die mit den Piraten in Verhandlung gestanden hatte. Dann verließ er das Haus. Er würde irgendwo etwas essen, wenn ihm danach wäre, irgendwo an der Straße. Es gab genügend Bettler, die Sandwiches und Pasteten verkauften. Die große Masse der arbeitenden Bevölkerung hatte keine Möglichkeit, zu Hause zu kochen, und aß ständig auf der Straße. Er wollte es nicht riskieren, Hester aufzuwecken. Sie hätte ihn in der Küche vorgefunden, dann wäre er zu Erklärungen gezwungen gewesen oder hätte diese ganz offensichtlich vermeiden müssen, und er war nicht bereit, so großen Schmerz zu ertragen.
    Von dem Moment an, als er im Hospital aufgewacht war, war seine Vergangenheit ein unbekanntes Terrain gewesen, das zu viele dunkle Flecken und zu viele hässliche Überraschungen bereithielt. Er hätte die Klugheit und die Selbstbeherrschung haben sollen, um seine Gefühle besser im Griff zu haben. Damals hatte er gewusst, dass die Ehe nichts für ihn war. Liebe und all ihre Verwundbarkeiten waren für jene bestimmt, die ein komplikationsloses Leben führten, die sich selbst kannten und deren dunkelste Winkel der Seele lediglich die gewöhnlichen Neidgefühle waren, die unbedeutenden Akte des Distanzierens, die jedermann kannte. Er war nicht auf jemanden wie Hester vorbereitet gewesen, die von ihm Gefühle forderte, die er weder bezwingen noch kontrollieren und letztendlich nicht einmal leugnen konnte.
    Er verließ das Haus, schloss leise die Haustür und eilte die Fitzroy Street entlang und bog in die Tottenham Court Road ein. Es blieb ihm keine andere Wahl, als diese Erpressung näher zu untersuchen. Seine Abneigung dagegen war keine Entschuldigung, tatsächlich nötigte sie ihn sogar, alles zu tun, was in seiner Macht stand, um sie auf Fakten hin zu überprüfen, und, wenn möglich, sie sogar zu widerlegen.
    Es war zu früh, die Erlaubnis einzuholen, Albertons Finanzen einsehen zu dürfen. Rathbone würde sich zu dieser Stunde noch nicht in seinem Büro in der Vere Street befinden. Aber wie dem auch sei, Monk konnte wenigstens eine Mitteilung hinterlassen, in der er um die notwendige Ermächtigung ansuchte.
    Anschließend wollte er sich um Baskin and Company kümmern, die als Zwischenhändler für die Waffen der Piraten genannt worden waren.
    Zu dieser frühen Stunde herrschte bereits reger Verkehr auf dem Fluss. Die Gezeiten richteten sich nicht nach der Bequemlichkeit der Menschen, und so waren Dockarbeiter, Kahnführer und Schiffsmakler längst bei der Arbeit. Er sah Kohlenträger, die unter der Last ihrer schweren Säcke tief gebeugt gingen und nur mit großer Mühe das Gleichgewicht hielten, wenn sie aus den tiefen Laderäumen kletterten. Männer schrien sich gegenseitig etwas zu, und das Kreischen der Möwen, die in der Hoffnung, einen Fisch zu ergattern, niedrig kreisten, erfüllte die Luft. Das Klirren der Ketten und das helle Scharren von Metall auf Metall übertönte das allgegenwärtige Rauschen und Klatschen des Wassers.
    »Nie davon gehört«, antwortete der erste Mann fröhlich, als Monk ihn nach der Firma fragte. »Hier in der Nähe ist sie jedenfalls nicht. Hey! Jim! Je was von Baskin and Company gehört?«
    »Nicht hier in der Gegend!«, erwiderte Jim. »Tut mir Leid, Kumpel!«
    Und so ging es weiter bis hinunter nach Limehouse und um die Flussbiegung bei der Isle of Dogs und auch auf der anderen Flussseite in Rotherhithe. Er war überzeugt gewesen, dass ihm, wenn überhaupt, die

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