In den Fängen der Macht
erwiderte sie.
»Irgendjemand wusste ja ganz offensichtlich davon.«
»Aber zu dem Zeitpunkt war er doch erst seit wenigen Wochen in England.«
»Woher wissen Sie das?«
Langsam atmete er ein. »Tatsächlich weiß ich es nicht mit Bestimmtheit!«
»Und er könnte Verbündete gehabt haben. Was immer die Wahrheit sein könnte«, erklärte sie, »es sieht so aus, als sei Breeland mit einem Sonderzug nach Liverpool gefahren und konnte daher Alberton gar nicht getötet haben. Und Merrit war bei ihm, was sie ebenfalls ausschließt, dem Himmel sei Dank.«
Er beugte sich nach vorn. »Sind Sie sicher? Mrs. Monk, bitte, bitte wecken Sie bei Judith nur dann Hoffnungen, wenn es absolut keinen Zweifel gibt… Sie verstehen, alles andere wäre eine unerträgliche Grausamkeit.«
»Natürlich. Ich verstehe. Aus eben diesem Grund kam ich zu Ihnen und nicht zu ihr«, fügte sie hastig hinzu.
»Und weil ich mit Ihnen offen über Mrs. Alberton sprechen kann. Aber glauben Sie denn, dass der ganze Erpressungsversuch mit dem Diebstahl der Waffen in Verbindung steht – ob es nun ein erfolgloser Versuch von Breeland oder gar von Mr. Trace gewesen sein mochte?«
Seine Augen wurden groß.
»Trace? Ja… könnte sein. Er ist… verschlagen genug … für so etwas.« Er runzelte die Stirn. »Aber auch wenn es so wäre, wie würde das Merrit helfen? Und um aufrichtig zu sein, Mrs. Monk, das ist alles, was mir Sorgen bereitet. Mir geht es nicht um Gerechtigkeit. Ich hoffe, meine Worte schockieren Sie nicht. Daniel war mein Freund, und ich will, dass seine Mörder dafür bestraft werden, aber nicht auf Kosten weiteren Kummers für seine Witwe und Tochter. Er war seit meiner Jugend mein bester Freund, und ich kannte ihn sehr gut. Ich glaube, dass das Wohlergehen seiner Familie ihm weit mehr am Herzen gelegen hätte als die Rache für seinen Tod. Und so würde es auch jetzt noch sein.« Er sah sie ernst an und suchte in ihren Augen nach Verständnis.
Sie versuchte sich vorzustellen, was sie an Judiths Stelle empfinden würde. Würde sie sich vorrangig um Monks Rache sorgen, oder würden die Sicherheit und das Glück ihres Kindes an erster Stelle stehen? Würde sie selbst ermordet werden, würde sie wollen, dass Monk Vergeltung übte?
Die Antwort auf ihre Frage kam umgehend. Nein, sie würde Schutz für die Lebenden wollen. Die Zeit würde für die Gerechtigkeit Sorge tragen.
»Ich sehe, dass Sie mich verstehen«, sagte er leise. »Das habe ich erwartet.« Seine Stimme klang weich und erleichtert. Er konnte seine Gefühle nicht verbergen, und vielleicht wollte er es auch gar nicht.
Aber sie konnte nicht davon ablassen, die Wahrheit erfahren zu wollen und das Problem zu überdenken, bis sie es gelöst haben würde. Danach würde sie dann entscheiden, wem sie es offenbaren wollte und welche Entscheidungen zu treffen sein würden.
»Ich frage mich, warum die Erpresser die Waffen zu Baskin and Company liefern lassen wollten anstatt direkt zu sich selbst? Sind Sie der Meinung, Mr. Alberton hatte irgendeinen Grund, warum er sie weder der einen noch der anderen Seite der amerikanischen Kriegsgegner verkaufen wollte?«
Er verstand genau, was sie meinte. »Ich kenne keinen. Aber das würde auf jemanden hindeuten, der mit seiner Familiengeschichte nicht vertraut war. Jemand, der ihn kannte, würde niemals auf den Gedanken kommen, dass er Geschäfte gemacht hätte, aus denen, wie indirekt auch immer, Piraten Profit erzielt hätten. Deshalb haben Sie sicher Recht damit, dass es vermutlich eher ein Amerikaner war als ein Engländer.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Dennoch sehe ich nicht, inwiefern dies Merrit helfen könnte. Tatsächlich verstehe ich auch nicht, wie uns das der Wahrheit näher bringen sollte. Was wir brauchen, ist etwas, das beweist, dass Merrit keinerlei Kenntnis hatte von Breelands Absichten, Daniel Schaden zuzufügen. Entweder das oder, dass sie es zwar wusste, aber unfähig war, etwas dagegen zu tun, dass sie selbst bedroht wurde oder auf irgendeine Art handlungsunfähig war.«
»Das könnte sie nicht beweisen, da es ganz offensichtlich nicht der Wahrheit entspricht«, erklärte sie.
»Sie ist freiwillig mit ihm gegangen und ist immer noch bereit, ihn zu verteidigen. Sie glaubt an seine Unschuld.«
»Sie glaubt es, weil sie muss.« Er schüttelte den Kopf und lächelte schwach. »Ich kenne Merrit seit ihrer Geburt. Sie ist fast wie ein eigenes Kind für mich. Ich weiß, dass sie leidenschaftlich und willensstark
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