In den Fängen der Macht
Schirme mit goldenen Fransen.
Casbolt war lässig, aber ganz offensichtlich mit Umsicht gekleidet. Sein Leinenhemd war makellos, und seine weichen Hausstiefel waren poliert und glänzten.
»Wie schön, dass Sie kommen, Mrs. Monk«, sagte er ernst. »Nachdem Sie bereits so viel für uns getan haben! Judith erzählte mir, Ihr Mann würde immer noch fast Tag und Nacht arbeiten, um Merrits Unschuld zu beweisen. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen? Wenn ich irgendetwas wusste, glauben Sie mir, dann hätte ich es gesagt.«
Sie hatte sich bereits genauestens zurechtgelegt, was sie sagen wollte.
»Ich habe mir sehr viel Gedanken gemacht über die Angelegenheit, wegen der Mrs. Alberton ursprünglich die Dienste meines Mannes in Anspruch genommen hatte«, sagte sie, nachdem sie den angebotenen Platz eingenommen, aber jegliche Erfrischung abgelehnt hatte, die er ihr anbot.
Er schien erschrocken, als wäre er sich der Bedeutung ihrer Worte nicht sicher. Er setzte sich ihr gegenüber auf die Kante eines Stuhls, lehnte sich aber nicht zurück. Er wirkte alles andere als entspannt.
»Wer immer den Versuch unternahm, sich die Waffen durch Erpressung zu beschaffen, mag auch noch einen Schritt weiter gegangen sein, meinen Sie nicht?«, begann sie.
Sein Gesicht erhellte sich, dann runzelte er erneut die Stirn.
»Fand Mr. Monk denn einen Hinweis darauf, dass Breeland doch unschuldig ist? Der Umstand, dass er die Waffen in seinem Besitz hatte, schließt doch diese Möglichkeit sicherlich aus?«
»Natürlich ist er in die Sache verwickelt«, stimmte sie zu.
»Und vielleicht sehen wir alle mehr, als wirklich da ist, weil wir uns so sehnlichst wünschen, Merrit möge unschuldig sein. Wir versuchen, uns eine Lösung vorzustellen, die sie aus dem Geschehen ausschließt…«
»Natürlich!«, nickte er. Sein Gesicht hatte einen verzweifelten Ausdruck, als ob der Optimismus seiner Stimme sich nicht mit seiner Überzeugung deckte. Hester fragte sich, ob er eine Seite Merrits kannte, die ihnen verborgen geblieben war, und er aus diesem Grund zögerte. Dann lächelte er. »Ich bin der Meinung, dass Merrit vermutlich von Breeland benutzt wurde. Sie ist jung und verliebt. In einer solchen Situation sieht man nicht immer klar. Und all ihre Erfahrungen, die sie bisher gemacht hat, machte sie mit ehrwürdigen Menschen.« Er sah auf den üppigen Teppich auf dem Fußboden hinunter, dann hob er schnell den Blick.
»Ich weiß, sie stritt sich heftig mit ihrem Vater, aber glauben Sie mir, Mrs. Monk, Daniel Alberton war ein vollkommen ehrenhafter Mann, dessen Wort jeder völlig vertrauen konnte und der sich niemals zu einer Grausamkeit oder einer von Gier getriebenen Handlung hätte hinreißen lassen. Sie war wütend auf ihn, aber ihre Worte waren übereilt und voller hitziger Gefühle. In ihrem Herzen weiß sie, ebenso wie ich, dass er ein so guter Mann war, wie es ihn auf Erden nur geben kann.«
Sie sah ihn unverblümt an. »Was wollen Sie mir damit sagen, Mr. Casbolt? Dass sie sich Falschheit nicht vorstellen konnte und Breeland sie daher mit Leichtigkeit verführen konnte? Oder dass sie ihren Vater zu sehr liebte, um an seinem Tod mitschuldig zu sein, ungeachtet der Wut, die sie an jenem Abend auf ihn gehabt hatte?«
»Ich nehme an, ich versuche, beides zu sagen, Mrs. Monk.« Ein trauriger, selbstironischer Ausdruck trat in sein Gesicht. »Vielleicht auch, dass ich mir große Sorgen über den Ausgang dieser Tragödie mache und alles tun würde, um der Familie weiteren Schmerz zu ersparen.«
Sie konnte nicht umhin, sich der Intensität seiner Gefühle bewusst zu werden. Der Raum war erfüllt von dem Wissen um Furcht, Grauen und der Pein der Einsamkeit. In dem Moment erhaschte Hester einen flüchtigen Blick auf Casbolts Beziehung zu den Albertons und seine lebenslange Liebe und Hingabe, die er für seine Cousine hegte. Sie war jedoch nicht hier, um Mitgefühl oder Ermutigung anzubieten.
»Könnte Breeland an dem Erpressungsversuch beteiligt gewesen sein?«, fragte sie. »Er war ja bereit, alles zu tun, um an die Waffen zu kommen, und er ist ein Mann, dessen Glaube an die Sache alles zu rechtfertigen scheint. Er würde es als Beitrag zum Erhalt der Union und zur Sklavenbefreiung interpretieren.«
Casbolts Augen wurden fast unmerklich größer. »Daran hatte ich noch nicht gedacht, aber das ist möglich. Nur, woher hätte er von Gilmer und Daniel Albertons Freundlichkeit ihm gegenüber erfahren sollen?«
»Auf unterschiedlichste Arten«,
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