In den Fängen der Macht
Es fühlte sich an, als würde er in einen schweren Sack mit Ärmeln und Hosenbeinen schlüpfen.
Er hatte keine Ahnung gehabt, wie schwierig es war, seine Hände durch die engen Gummimanschetten zu zwängen. Er musste sich die Hände mit einer glitschigen Seife einreiben, dann seine Hände so schmal wie möglich machen, und während einer der Männer die Manschette für ihn dehnte, stieß er die Hand mit solcher Gewalt hindurch, dass er fürchtete, er könnte sich das Fleisch aufreißen. Anerkennend nickte sein Helfer. Falls er den kalten Schweiß auf Monks Gesicht wahrnahm, dann enthielt er sich jedenfalls eines Kommentars.
»Setzen Sie sich!«, ordnete er an und deutete auf die Ruderbank hinter Monk. »Sie müssen die Stiefel anziehen und den Helm aufsetzen. Müssen zusehen, dass alles stimmt.« Er bückte sich und begann mit der Prozedur, ihm die Stiefel mit den enormen Gewichten anzuziehen.
»Wenn die nicht richtig sitzen, verlieren Sie sie da unten in dem Schlamm. Der saugt ganz schön. Wenn Sie die verlieren, sind Sie ein toter Mann.«
Monk spürte, wie sein Magen revoltierte, als er sich die Dunkelheit und den gierigen Schlamm vorstellte. Es kostete ihn seine gesamte Disziplin, gehorsam und bewegungslos sitzen zu bleiben, während ihm der Helm über den Kopf gestülpt und festgeschraubt wurde. Metall wetzte über Metall, bis er dicht war. Das vordere Glas war noch nicht eingesetzt. Monk war von dem enormen Gewicht des Helms überrascht. Der Luftschlauch wurde unter seinem rechten Arm hindurchgeführt und das Ende am Einlassventil festgeschraubt, dann wurde die Brustleitung unter seinem linken Arm hindurchgezogen und gesichert. Zum Schluss kamen der Gürtel und das schwere rasierklingenscharfe Messer, das in die Lederscheide gesteckt wurde. Anschließend band der Mann ein Seil um Monks Taille.
»Hier, halten Sie das fest, und wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, ziehen Sie sechs oder sieben Mal daran, dann ziehen wir Sie hoch. Deswegen nennen wir das Ding auch die Lebensleine.« Er grinste. »Das andere Seil, das wir hier an Ihnen befestigt haben, knüpfen wir mit dem anderen Ende an die Leiter – wir wollen Sie ja nicht verlieren – wenigstens nicht, bevor Sie uns bezahlt haben!« Er lachte herzlich und machte sich an die letzten Handgriffe an Monks Helm. »Alles klar, Mann?«, fragte er. Monk nickte, sein Mund war völlig ausgetrocknet.
Er sah auf das braune Wasser um ihr Boot, das sich immer noch träge kräuselte, und hatte das Gefühl, gleich bei lebendigem Leibe begraben zu werden.
Die drei Männer gingen eifrig ihren Aufgaben nach, umsichtig und professionell.
Trace saß in demselben Aufzug auf der anderen Ruderbank. Er lächelte, und Monk lächelte zurück. Er wünschte sich, tatsächlich so viel Zuversicht zu verspüren, wie seine Mimik vorzugeben versuchte.
Einer der Männer stand auf. »Also gut, Leute, lasst uns die Pumpe in Gang setzen.« Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch, und einen Augenblick später spürte Monk, wie die Luft in seinen Helm strömte. Der Mann lächelte. »Hey, funktioniert doch alles bestens! Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen, Mann. Denken Sie nur daran, nahe beieinander zu bleiben, und vergessen Sie nicht, wie Sie mit diesem Ventil Ihren Anzug aufblasen, dann geht alles gut.« Er klang nicht mehr ganz so zuversichtlich, als ob er sich im letzten Moment bewusst geworden wäre, welch blutiger Amateur Monk war und welches Risiko er auf sich nahm.
Das Glas wurde in Monks Helm geschraubt, woraufhin er kurz in Panik geriet. Er schnappte nach Luft und sog sie in seine Lungen. Langsam beruhigte sich sein wilder Herzschlag.
»Gut«, sagte der Mann mit gezwungenem Lächeln.
»Jetzt wird es Zeit!«
Monk schleppte sich auf die Leiter zu und dachte bei jedem Schritt, das Gewicht des Helmes würde ihn in die Knie zwingen. Mit ungelenken Bewegungen kletterte er hinunter, und als er bis zur Hüfte im Wasser stand, wurden zwei fünfzig Pfund schwere Bleigewichte an seiner Brust und seinem Rücken befestigt. Er keuchte, als er plötzlich das zusätzliche Gewicht verspürte.
Man reichte ihm eine wasserdichte Laterne mit einer brennenden Kerze darin.
Sein Anzug begann sich leicht aufzublasen, als sich die Luft darin ausdehnte. Jetzt wusste Monk es zu schätzen, dass er ihm viel zu groß zu sein schien.
Trace war vor ihm und fast ganz unter Wasser.
Der Fluss schlug über seinem Kopf zusammen, und binnen weniger Augenblicke war er von Düsternis umgeben. Der einzige
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