Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Kontakt zu Trace und der Wasseroberfläche bestand in dem Seil, und er versuchte, im Geist die Worte des Mannes zu entwirren: Ruhig bleiben! Nicht in Panik geraten! Daran denken, Sie sind nicht allein. Ziehen Sie am Seil, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten. Wir holen Sie hoch!
    Der Druck auf seine Ohren wurde größer. Er schluckte, um ihn auszugleichen. Während sich seine Augen an die Düsternis gewöhnten, verbesserte sich allmählich seine Sicht ein wenig. Er konnte Trace’ Umriss ausmachen, der nun auf ihn zukam und ihn an der Hand nahm. Mit bleiernen Füßen, die den schlammigen Grund gerade eben berührten, folgte Monk ihm.
    Er verlor jegliches Zeitgefühl. Es erstaunte ihn, wie schwierig es war, das Gleichgewicht zu halten. Hier unten war die Strömung weit kräftiger, als er es sich vorgestellt hatte, sie riss ihn hierhin und dorthin, sie wirbelte und bildete Strudel, manchmal zerrte sie ihn auf Brusthöhe in diese Richtung und auf Höhe der Oberschenkel und Knie in die entgegengesetzte. Mehr als einmal fiel er und kam nur unter Schwierigkeiten wieder auf die Beine. Und während der ganzen Zeit war er sich bewusst, dass nur ein dünner Schlauch, durch den Luft gepumpt wurde, sein Leben erhielt und ein paar dünne Seile ihn an die Oberfläche ziehen könnten.
    Der Grund unter seinen riesigen Stiefeln war leicht ansteigend. Sie waren an der Sandbank. Es war Schwerarbeit, daran hochzuklettern. Monk geriet ins Schwitzen, und doch waren seine Hände und Füße eiskalt. Das trübe Wasser wirbelte um seinen Kopf, es war eine braune Masse, die einem jegliche Sicht raubte.
    Die dunkle Gestalt von Trace war immer noch direkt vor ihm, nahe genug, um ihn an der Hand zu fassen, und sie verstärkte den Eindruck der Düsternis nur noch.
    Die Zeit kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er sehnte sich nach Licht. Dies war wahrhaftig eine idiotische Idee! Was hatte ihn nur dazu gebracht, zu denken, der Prahm wäre versenkt worden, nur weil er keinen Beweis dafür gefunden hatte, dass er wieder flussaufwärts gefahren war? Und wenn er ihn hier unten finden würde, was wäre dann bewiesen? Lediglich, dass von Anfang an betrügerische Absichten dahintergesteckt hatten. Würde es auch beweisen, wer diese gehabt hatte? Oder wer Alberton ermordet hatte?
    Vor ihm lag undurchdringliche Dunkelheit. Wie lange waren sie nun schon hier unten?
    Trace führte ihn immer noch, langsam drehte er sich um und winkte mit dem anderen Arm.
    Wieder verlor Monk das Gleichgewicht. Er hätte das alles hier Experten überlassen sollen. Doch das konnte er nicht. Er musste es selbst finden, die Wahrheit mit den eigenen Händen berühren, alles mit eigenen Augen sehen, er durfte nichts übersehen und keinen Beweis vernichten.
    Trace hielt immer noch Monks Hand, als er mit dem anderen Arm plötzlich auf etwas deutete. Vor ihnen lag tiefere Dunkelheit, dunkler noch als das wirbelnde braune Wasser.
    Trace setzte sich wieder in Bewegung, und Monk folgte ihm mit quälender Langsamkeit.
    Plötzlich wurden ihm die Füße weggerissen, und er spürte einen harten Ruck an den Seilen. Ungelenk versuchte er, nach unten zu blicken, um zu sehen, woran er hängen geblieben war. Es waren die Planken eines gesunkenen Wracks.
    Trace kletterte an einer Seite des Schiffes hoch.
    Monk folgte ihm. Die anstrengenden Bewegungen verursachten ihm heftige Muskelschmerzen. Plötzlich schienen die beiden Männer an Deck zu sein, wobei sie leicht rutschten, da der Bug tief im Schlamm steckte. Hand in Hand suchten sie nach der Kabine.
    Es war eine langwierige und langsame Untersuchung, aber Schritt für Schritt und Hand in Hand erforschten sie, was sich darin befand.
    Es war Trace, der die Kisten entdeckte. Es war unmöglich, festzustellen, wie viele davon an Bord waren, aber während sie sich unendlich langsam bewegten, zählten sie mindestens fünfzig Stück davon. Weit mehr, als Monk erwartet hatte. Mehr als die Lieferung an Breeland.
    Aber warum waren sie hier auf dem Grund des Flusses und nicht auf dem Weg hinüber nach Amerika oder in den Mittelmeerraum?
    Monk spürte Trace’ Hand auf seiner Schulter. Er konnte kaum etwas sehen. Es gab nicht genügend Licht, um sagen zu können, in welcher Richtung sich die Wasseroberfläche befand.
    Er griff nach Trace, zog aber seine Hand wieder zurück, die mittlerweile taub vor Kälte war. Dies war keine Zeit, um leichtsinnig zu werden!
    Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Dann spürte er den restlichen Körper, eine Schulter oder vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher