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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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geworden war, rangierte er ihn zugunsten eines anderen aus? Dies ergab ein trauriges und hässliches Bild, welche dieser Antworten auch immer der Wahrheit entsprach.
    »Wie starb er?«, fragte Monk.
    Walters beobachtete ihn sehr ruhig, seine Augen zwinkerten kaum. »Der Arzt sagte, es sei Schwindsucht gewesen«, erwiderte er. »Aber er ist außerdem ziemlich herumgestoßen worden. War nicht direkt Mord, nicht im technischen Sinn, aber moralisch halte ich es für Mord. Ich würde mir einen Weg überlegen, wie ich einen Mann so fürchterlich verdreschen könnte, der einen Hund so behandelt hat, wie dieser Mann behandelt worden ist. Es ist mir egal, was er tat, um über die Runden zu kommen, oder welchen Charakter er hatte.« Hinter seinem gelassenen Auftreten loderte ein derart heißer Zorn, dass er es nicht wagte, ihm freien Lauf zu lassen, aber Monk erkannte ihn in seinem Blick, in der starren Haltung seiner Schultern und in den Fingern, die das Fensterbrett so heftig umklammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er hatte Walters vom ersten Augenblick an als angenehmen Menschen empfunden. Jetzt mochte er ihn nur umso mehr.
    »Haben Sie jemals jemanden deswegen verhaftet?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Nein. Aber ich habe die Suche noch nicht aufgegeben«, erwiderte Walters. »Wenn Sie bei… Ihrer Hilfe für Ihren Freund… auf jemanden stoßen, ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
    Nun sah er Monk neugierig an und versuchte festzustellen, wo seine Loyalitäten lagen und welche Art von »Freund« er wohl genau hatte.
    Monk war sich selbst nicht sicher. Der Erpresserbrief, den Alberton ihm gezeigt hatte, war vergleichsweise harmlos. Er war ungeschickt formuliert, aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzt und auf ein gewöhnliches Blatt Papier geklebt, das man bei jedem Schreibwarenhändler erwerben konnte. Darin wurde behauptet, dass die Zahlungen als Entgelt für Dienste jedweder Natur interpretiert werden konnten, und in Anbetracht der Umstände, unter denen Gilmer starb, würde Albertons Stellung in der Gesellschaft ruiniert sein, wenn die Öffentlichkeit davon Kenntnis bekäme. Es wurde nicht behauptet, dass Alberton oder Casbolt für Gilmers Tod verantwortlich waren. Möglicherweise fürchtete der Erpresser, sie könnten beweisen, sich zu der Zeit anderswo aufgehalten zu haben. Wahrscheinlicher war jedoch, dass eine derartige Drohung unnötig war. Der Erpresser dachte wohl, er könnte erreichen, was er wollte, ohne so weit gehen zu müssen.
    »Wenn ich es herausfinde«, versprach Monk, »dann werde ich mich glücklich schätzen, Sie dabei zu unterstützen, Gerechtigkeit walten zu lassen. Soweit ich es verstanden habe, war es ein Männerbordell, in dem man ihn auffand?«
    »Das ist richtig«, stimmte Walters zu. »Und bevor Sie mich fragen, was er dort tat, sage ich Ihnen gleich, dass ich es nicht weiß. Der Besitzer gab an, Mitleid mit ihm gehabt und ihn in einem Akt der Barmherzigkeit von der Straße geholt zu haben.« In seinen Augen war keine Spur von Ironie zu entdecken, wodurch sich Monk dazu ermuntert sah, anderer Meinung zu sein.
    »Könnte wahr sein. Gilmer, der arme Teufel, war kaum in einem Zustand, in dem seine Arbeit von Nutzen gewesen wäre, und er verfügte weder über die Kraft noch über das Geld, um sich als Kunde dort aufzuhalten, vorausgesetzt, er hätte derlei Neigungen gehabt, was niemand zu wissen scheint. Wir haben es offiziell einfach als Tod mit natürlicher Ursache in die Akten aufgenommen. Aber wir wissen alle verdammt genau, dass ihn auch jemand ziemlich brutal geschlagen hatte. Man hätte sie wegen tätlichen Angriffs drankriegen können, wenn der arme Kerl nicht ohnehin gestorben wäre.«
    »Irgendeine Ahnung, wer ihn verprügelte?«, fragte Monk und hörte selbst den schrillen Unterton in seiner Stimme. »Ganz privat, wenn Sie es auch nicht beweisen können?«
    »Ahnungen«, sagte Walters düster. »Aber nicht viel mehr. An Örtlichkeiten wie diesem hinterlassen die Kunden selten ihre Namen auf Listen. Einige von ihnen haben ganz schön schmutzige Vorlieben, die sie weder zu Hause ausüben noch bekannt machen möchten.«
    »Denken Sie, es war ein Kunde?«
    »Bestimmt. Warum? Ist Ihr Freund einer davon?« Der Hohn in Walters Stimme war zu bitter, um verborgen zu bleiben.
    »Er behauptet, es nicht zu sein. Wenn Sie mir genau sagen, wann Gilmer starb, dann kann ich vielleicht feststellen, wo mein Freund sich zu dem Zeitpunkt aufhielt.«
    Walters nahm

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