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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nichts von dem Blutbad und der Panik, als ob die Männer, deren Schande er damit verteidigte, Menschen waren, die ihm bekannt gewesen wären. Er sah weder Hester noch Trace an, auch gab er ihnen keine Chance, ihn zu unterbrechen.
    »Wir reisten durch die Linien der Konföderierten nach Richmond und anschließend nach Charleston. Niemand versuchte, uns daran zu hindern.«
    Judiths Augen waren groß vor Bewunderung. Selbst unter diesen Umständen konnte Hester nicht umhin, festzustellen, welch schöne Frau sie war. Es überraschte sie keineswegs, dass Philo Trace sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie hätte es unverständlich gefunden, wenn es sich anders verhalten hätte.
    »Aber die Polizei verhaftete Merrit«, sagte Judith zu Casbolt.
    »Sie fanden Breelands Uhr im Hof des Lagerhauses.«
    »Ich weiß«, beeilte er sich zu sagen. »Ich war dabei, als Monk sie aufhob.« Er wirkte konsterniert.
    Judith senkte die Stimme. »Breeland schenkte sie Merrit als Andenken an ihn. Ich wusste das, aber ich hatte gehofft, die Polizei wüsste es nicht. Wie dem auch sei, jedenfalls erzählte Dorothea Parfitt es ihnen… in aller Unschuld, wie ich vermute. Aber nun kann es natürlich nicht mehr rückgängig gemacht werden. Merrit zeigte ihr die Uhr, sie prahlte ein bisschen, wie Mädchen es eben so tun.«
    Casbolt legte den Arm um ihre Schultern und zog sie näher zu sich. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und die Intensität seiner Gefühle war einen Moment lang vollkommen offen in sein Gesicht geschrieben.
    »Breeland ist verabscheuungswürdig«, sagte er leise. »Er muss sie ihr wieder abgenommen haben und sie dort fallen gelassen haben, unabsichtlich oder mit der Absicht, uns damit an seiner Verfolgung zu hindern, welche ihr Schaden hätte zufügen können. Wie es auch sei, Judith, ich schwöre, wir werden ihn in die Knie zwingen. Wir werden die besten Anwälte engagieren, die es gibt, und einen Kronanwalt als Verteidiger für Merrit, wenn wir es nicht verhindern können, dass es tatsächlich zur Anklage kommt.« Er wandte sich an Monk. »Halten Sie es denn für denkbar, dass Breeland sie entlasten wird? Empfindet er ihr gegenüber überhaupt einen Funken von Liebe, hat er ihr gegenüber ein Ehrgefühl? Schließlich ist er ein erwachsener Mann und sie ist kaum mehr als ein Kind. Außerdem hätte sie nie im Leben daran gedacht, aus eigenem Antrieb Waffen zu stehlen.«
    Noch bevor er antwortete, wusste Hester, was Monk sagen würde. Sie warf sogar Trace einen kurzen Seitenblick zu und sah auch in seinem Gesicht den Schatten der Ahnung.
    »Nein«, antwortete Monk unwirsch. »Er leugnet, Mr. Alberton ermordet oder jemals Waffen gestohlen zu haben.« Er ignorierte ihre ungläubigen Mienen und fuhr fort. »Er behauptet, Mr. Alberton habe seine Meinung hinsichtlich des Waffenverkaufs geändert und ihm eine entsprechende Nachricht zukommen lassen. Er sagt, er habe die Gewehre legal erworben und einem Mann namens Shearer das Geld dafür übergeben.«
    »Was?« Casbolt riss den Kopf hoch. Judith starrte Monk ungläubig an.
    »Weiter behauptet er, er habe keine Ahnung, wer die Männer im Hof des Lagerhauses ermordet haben könnte.« Monk fuhr fort: »Doch er deutete die Möglichkeit an, es sei Trace gewesen, aus Rache, dass es ihm nicht gelungen war, die Waffen in seinen Besitz zu bekommen.«
    »Das ist doch lächerlich!« Casbolt konnte nicht länger an sich halten. »Das ist völlig absurd. Niemand würde das glauben.« Er wandte sich an Judith. »Hast du eine entsprechende Zahlung bekommen?«
    »Nein«, gab sie entschieden zurück.
    »Wer ist überhaupt dieser Shearer? Und wo ist er?«, fragte Monk sie.
    »Ich weiß nicht, wo er ist«, gestand sie. »Für die Waffen wurde kein Geld bezahlt außer der Summe, die Mr. Trace anfangs hinterlegte, denke ich.«
    Casbolt fuhr zu Philo Trace herum. »Sie hinterlegten doch die erste Hälfte für die gesamte Lieferung, nicht wahr?«
    »Sie wissen, dass ich das tat, Sir.«
    »Bekamen Sie jemals etwas zurückerstattet, weil Sie den Kauf nicht tätigen konnten?«
    »Nein, keinen Cent.« Trace’ Stimme war leise, und sie klang angespannt, als ob es ihm Judiths wegen peinlich wäre, obwohl es doch nicht ihre Schuld war.
    Casbolt sah Monk an. »Das sollte Ihre Fragen hinreichend beantworten, falls Sie noch welche gehabt haben sollten. Ich weiß nicht, was er mit Merrit getan hat, um sie von seiner Unschuld zu überzeugen, oder wie er sie gar dazu brachte, eine Lüge zu beschwören, um ihn zu schützen,

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