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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gramerfüllten Augen und gab den Gedanken auf. Er senkte den Kopf ein wenig, als würde er sich ergeben, und ging gehorsam zwischen Lanyon und dem Constable.
    Merrit folgte mit dem zweiten Constable ein paar Schritte dahinter, woraufhin Monk, Hester und Philo Trace allein auf dem Bahnsteig zurückblieben.
    »Wir müssen zu Mrs. Alberton fahren«, sagte Trace nervös.
    »Sie wird vor Sorge außer sich sein. Ich wünschte bei Gott, es gäbe etwas, was wir tun könnten, um Merrit von diesem Verdacht zu befreien. Wir können sie doch bestimmt vor der Anklage bewahren?« Seine Worte waren positiv, aber seine Stimme schalt sie Lügen. Er sah Monk an, als ob er auf Hilfe hoffte, die jenseits seiner Vorstellungskraft lag. »Sicher denkt doch niemand…« Er brach ab. Er wandte sich an Hester, als wolle er weitersprechen, doch dann sah er ihr Gesicht.
    Sie wussten alle, dass Merrit in Breeland verliebt war und sich loyal verhalten würde. Das allein hätte ihr verboten, ihn im Stich zu lassen, wie die Wahrheit über den Mord auch immer aussehen mochte. Die eigene Haut zu retten wäre ihr als Betrug erschienen, was für sie eine größere Sünde war als das eigentliche Verbrechen. Vielleicht würde sie es irgendwann einmal bedauern, aber in absehbarer Zukunft würde sie sich nicht von Breeland trennen oder ihr Schicksal von seinem lösen.
    »Wir fahren umgehend zu ihr«, stimmte Monk zu.
    Nach der langen Zugfahrt in der drückend heißen Hitze des frühen Augusts waren sie alle müde. Hester war sich nur zu bewusst, dass sie vom Rauch der Lokomotive verschmiert war und dass der untere Teil ihres Reisekleides vor Staub starrte, von den Knitterfalten gar nicht zu reden, aber sie machte keine Einwände. Zudem war es fast sieben Uhr abends und kaum die Stunde, zu der man unangekündigte Besuche machte. Aber auch das war im Moment nebensächlich. Ohne weitere Diskussionen stapelten sie ihr Gepäck auf den Wagen des Kofferträgers und strebten dem Ausgang und der nächsten verfügbaren Droschke entgegen, die sie zum Tavistock Square bringen würde.
    Judith Alberton empfing sie, ohne Formalitäten vorzuschieben. Unbewusst blickte sie als Ersten Philo Trace an.
    »Wir haben Merrit«, sagte er sogleich, und sein Blick wurde weich, als er in ihre Augen sah. »Sie ist sehr müde und leidet sehr unter all dem, was geschehen ist, doch sie ist unverletzt und bei guter Gesundheit.«
    In ihrem Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab, doch sie zögerte.
    Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, fuhr er fort. »Sie ist nicht mit Breeland verheiratet, und sie wusste nichts vom Tod ihres Vaters… aber das hatten Sie sicherlich auch nicht angenommen.«
    »Nein, nein, natürlich nicht.« Sie sah ihm in die Augen, als wolle sie dadurch ihren Worten Nachdruck verleihen. Sie wartete auf weitere Informationen, auf Dinge, die bis jetzt nicht ausgesprochen worden waren. Sie sammelte sich und erinnerte sich daran, dass Monk und Hester immer noch auf ihre Anerkennung und ihren Dank warteten. Sie errötete leicht, als sie sich ihnen zuwandte.
    »Ich kann gar nicht ausdrücken, wie dankbar ich Ihnen für Ihren Mut und Ihr Geschick bin, das es möglich machte, meine Tochter nach Hause zu bringen. Ich gestehe, ich dachte, ich hätte Unmögliches erbeten. Ich… ich hoffe, Sie haben keine Verwundungen erlitten? Ich kann nicht glauben, dass Sie keiner Mühsal ausgesetzt waren, und wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, mit der ich Sie mehr als mit Worten oder Geld belohnen könnte, denn was Sie getan haben, ist großartiger, als dass man es mit dem einen oder anderen vergüten könnte.«
    »Bis jetzt hatten wir Erfolg«, erwiderte Monk schlicht.
    »Das allein ist eine beträchtliche Belohnung. Ich möchte nicht undankbar erscheinen, Mrs. Alberton, aber würden Sie akzeptieren, dass wir das alles taten, weil wir es selbst für wichtig hielten? Belasten Sie sich bitte nicht mit der zusätzlichen Bürde der Dankbarkeit.«
    Hester merkte, dass sie vor Stolz lächelte. Es waren generöse Worte gewesen, und sie wusste, dass er sie spontan geäußert hatte. Sie streckte ihre Hand aus und legte sie ganz sanft auf seinen Arm, wobei sie seinen Blick mied, sich aber einen Schritt näherte. Sie wusste, dass er sich ihrer Gegenwart bewusst war, da sich seine Wangen mit zarter Röte überzogen.
    Auch Judith Alberton lächelte, doch die Furcht stand immer noch in ihren Augen. Sie wusste weit besser als ihre drei Besucher, was die Zeitungen geschrieben hatten.
    »Ich danke

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