In den Faengen der Nacht
wäre ihm übel. »O Gott, es ist Erika.«
Otto runzelte die Stirn. »Wovon redet ihr jetzt?«
Leo seufzte noch einmal schwer. »Jemand von hier hat in einem Blog geschrieben, dass sie für einen unsterblichen Krieger arbeitet, der seine Gestalt verändert und Vampire jagt. Ich hatte Sue darauf angesetzt.«
Otto schaute völlig perplex. »Erika ist doch kein Squire.«
»Eigentlich nicht«, sagte Leo, »aber während ihr Vater auf Hochzeitsreise ist, springt sie für ihn ein und erledigt Dinge für Ravyn.«
»Wenn du wirklich glaubst, es handelt sich um Erika, warum hast du dann nicht Tad auf diesen Blog angesetzt?«
Leo schaute beleidigt. »Weil ich dann ja wohl mit Tad hätte reden müssen, oder nicht?«
»Ja, und?«
Leo räusperte sich und wurde verdrießlich. Leise und fast schamhaft sagte er: »Ich schulde ihm noch Geld.«
Otto starrte ihn überrascht an. »Was hat das denn damit zu tun?«
Leo verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich schulde ihm viel Geld.«
»Guter Gott, Leo«, sagte Kyl ärgerlich, »wenn man sich anschaut, wie viel Geld du hast, mit wie viel kannst du dann schon bei ihm in der Kreide stehen?«
»Ich schulde ihm alles, und das heißt: wirklich alles. Verdammt, sogar mein Porsche gehört ihm!«
Otto klappte die Kinnlade herunter. »Du gefährdest uns wegen deiner Schulden? Du machst wohl Witze!«
»Sehe ich vielleicht danach aus?« Nein, er sah total beleidigt aus. »Außerdem ist es nicht meine Schuld. Er betrügt beim Kartenspiel.«
Kyl machte ein abfälliges Geräusch. »Hast du etwa mit ihm Poker gespielt? Bist du wahnsinnig? Der Mann hat ein Computerhirn.«
»Das sagst du mir jetzt ?«
Otto ignorierte seinen Wutanfall. »Und deswegen setzt du eine Zivilistin auf einen Fall an, um den sich besser einer von uns gekümmert hätte? Mensch, was hast du dir bloß dabei gedacht?«
Leo sprang auf. »Lass mich in Ruhe, Otto. Ich bin hier in Seattle der Verantwortliche.«
Otto lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte, nur an Leo gewandt: »Nicht wenn ich dich wegen Unfähigkeit umbringe.«
Jessica grinste ihn böse an. »Sollen wir alle mal kurz wegschauen?«
Leo kniff die Augen zusammen. »Sehr witzig. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir immer noch herausfinden müssen, ob es sich bei Dark Angel wirklich um Erika handelt. Und wenn es nicht Erika ist, dann müssen wir wissen, ob Dark Angel ein anderer von uns ist oder ob da einfach nur einer spinnt.«
Otto schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich kümmere mich darum.«
Leo war nicht davon überzeugt, dass Otto das schaffen würde. »Und wie stellst du das an, Otto?«
»Ich tue das, was du auch hättest tun sollen: Ich frage sie einfach.«
Leo lachte. »Du kennst sie nicht, oder?«
»Nein, warum?«
Er lachte noch lauter.
»Zieh besser ein Suspensorium aus Teflon an«, murmelte Jessica.
Otto verdrehte die Augen. »Also bitte!«
»Nichts mit bitte«, sagte Leo, »sie ist ein bösartiger Piranha. Sie sieht ganz süß und lieb aus, aber wenn sie den Mund aufmacht, kommt so viel Gift heraus, dass sie gefährlicher ist als ein Nest Skorpione.«
Doch Otto sah völlig unbeeindruckt aus. »Ich werde mit ihr fertig.«
Leo schaute zu Kyl herüber. »Du kannst schon mal den Blumenladen anrufen, damit er eine Lieferung vorbereitet – entweder fürs Krankenhaus oder für die Leichenhalle.«
Otto schüttelte den Kopf und stand auf. »Sieht so aus, als hätten wir alle unsere Marschbefehle. Treffen wir uns später noch mal?«
Leo nickte. »Halb neun. Kommt alle!«
Susan stand auf, um wie die anderen den Raum zu verlassen, aber Leo hielt sie zurück.
»Ich hole bei Patricia ein Handbuch für dich. Du wirst wohl noch ein Weilchen hierbleiben.«
»In Ordnung.« Ihr Blick fiel auf die Tätowierung auf seiner Hand. »Kriege ich auch so eine?«
Er schnaubte. »Nein.« Er bewegte die Hand. »Die gibt es nur bei Blutriten.«
»Ist das so was wie eine Sonderausgabe?«
»Wohl kaum.«
Sie konnte es noch immer nicht glauben. Merkwürdig – es fiel ihr leichter, an Vampire glauben, als daran, dass Leo irgendjemanden verletzen könnte. »Du? Wo du mich doch immer in dein Büro rufst, wenn es darum geht, eine Spinne zu töten?«
»Das ist was anderes«, sagte er zu seiner Verteidigung. »Die sind ekelhaft.«
»Und da erwartest du, dass ich glaube, du würdest einen Menschen töten?«
Seine Augen wurden dunkel und abweisend. »Ich habe vor langer Zeit einen Eid abgelegt,
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