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In den Faengen der Nacht

In den Faengen der Nacht

Titel: In den Faengen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Übung.«
    »Das möge Gott verhüten«, sagte sie mit gespielter Ehrfurcht.
    Leo räusperte sich und zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Sue, ich brauche eine Antwort.«
    »Habe ich denn überhaupt eine Wahl?«
    »Nein«, sagten sie einstimmig.
    Leos Gesichtsausdruck wurde ein bisschen weicher. »Du weißt zu viel über uns.«
    Susan saß still da und ging die Ereignisse des Tages noch einmal durch. Es war einfach zu viel für sie. Du liebe Zeit, sie wünschte sich, dass sie verrückt werden konnte wie ihre Großmutter, um dem Ganzen zu entkommen. Aber das Leben war im Moment nicht so gnädig zu ihr. Ihre geistige Gesundheit war intakt, und sie hatte nicht die geringste Möglichkeit, aus dieser beschissenen Situation zu entkommen. »Und dieses neue Leben, das ihr mir anbietet – was bringt das so mit sich?«
    Leo blickte zu den anderen hinüber, ehe er antwortete: »Nicht viel. Wirklich nicht. Du legst vor uns einen Eid ab, dass du Stillschweigen bewahren wirst, dann stehst du auf unserer Gehaltsliste und bist in unserem System, sodass wir dich überwachen können.«
    Diese Worte ließen sie, in Zusammenhang mit seinem Tonfall, erschaudern. »Überwachen? Wie denn?«
    »Das ist nicht so bedrohlich, wie es klingt«, versicherte Leo ihr. »Wir kontrollieren dich von Zeit zu Zeit, um sicherzugehen, dass du nicht mit irgendwelchen Zivilisten über uns gesprochen hast. Solange du schweigst, bekommst du eine Menge Vergünstigungen.«
    »Welche denn, zum Beispiel?«
    Leo schob die Mappe zu ihr herüber. »Privatflugzeug. Exklusivurlaub. Rentenversicherung und Aktienanteile, die alles in den Schatten stellen. Geldmittel, um dein eigenes Unternehmen aufzubauen, wenn du willst.« Er hielt inne und blickte sie ernst an. »Und eine Sache, die du nie erlebt hast: Eine Familie, die immer da ist, wenn du sie brauchst.«
    Dieser letzte Satz hatte gesessen, und Leo wusste das. Ihr Vater hatte sie und ihre Mutter verlassen, als Susan drei Jahre alt gewesen war. Sie hatte überhaupt keine Erinnerung an ihn, und ihre Mutter hatte sie nie mitgenommen, wenn sie seine Verwandten besuchte. Ihre Mutter war ein Einzelkind gewesen wie Susan und hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, aber auch diese waren gestorben, als Susan noch ein Kind war, und schließlich war ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen – drei Tage vor Susans siebzehntem Geburtstag.
    Seitdem war sie allein.
    Es gab diese eine Sache in ihrem Leben, nach der sie sich immer mit brennendem Verlangen gesehnt hatte: Familie. Es war wie eine Karotte, von der Leo genau wusste, dass er sie ihr nur vor die Nase halten musste.
    Sie seufzte, blätterte durch die Mappe und sah einen Vertrag und eine Liste mit Telefonnummern für unterschiedliche Dienstleistungen. Sie schloss sie wieder und durchbohrte Leo mit einem kühlen Blick. »Bei dir klingt alles so rosig, aber ich habe inzwischen eines gelernt: Wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, dann stimmt irgendwas nicht. Wo ist also der Haken bei der Sache?«
    »Es gibt keinen Haken dabei. Versprochen.« Leo legte die Hand aufs Herz. »Du kannst so leben, wie du willst, und bist bei einer Menge Sachen privilegiert, von denen der Durchschnittsmensch keine Ahnung hat.«
    »Der Nachteil besteht darin, dass du einen solchen Tag wie heute noch viel häufiger erleben wirst«, sagte Jessica mit emotionsloser Stimme. »Wenn du ein Squire bist, werden sich die Daimons von dir angezogen fühlen und von Zeit zu Zeit hinter dir her sein.«
    »Aber wir werden dich darauf vorbereiten«, sagte Leo. »Wir lassen dich nicht allein, wenn du gegen sie kämpfen musst.«
    So eine Freude! Konnte jemand bei Verstand sein und dieses Angebot nicht ablehnen? Sie musste sich beherrschen, um nicht zu lachen. »Ist das alles?«
    Otto schnitt eine Grimasse. »Reicht das nicht?«
    »O doch«, sagte sie mit einem humorlosen Lachen. »Es reicht bei Weitem.« Susan war still, als sie über alles nachdachte, was Leo ihr da eben an Informationen vor die Füße geworfen hatte. Aber jetzt wusste sie wenigstens, was diese Leute taten …
    Sie hatte keine Wahl.
    Schweren Herzens sah sie zu Otto hinüber. »Es sieht so aus, als ob ich dir den Tag verderben würde. Ich entscheide mich dafür, mein kleines schäbiges Leben noch ein bisschen länger zu leben.«
    »Verdammt.« Otto seufzte tief.
    Leo schien erleichtert. »Willkommen an Bord.«
    Sie fühlte sich nicht besonders willkommen geheißen. Sie fühlte sich schlecht, und das änderte sich

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