In den Faengen der Nacht
Schlimmeres, als sich um sich selbst kümmern zu müssen, wenn man sich völlig beschissen fühlte.
»Ja, ich bleibe bei ihm. Und was das Essen angeht, da würde ich fast alles essen, was nicht zurückbeißt.«
Otto nickte und verschwand.
Kaum waren sie allein, da drehte Ravyn sich auf die Seite und versuchte, sich aufzusetzen.
Susan fing ihn ab und drückte ihn auf die Matratze zurück. »Du musst liegen bleiben.«
Er schreckte zusammen. »Schrei mich nicht so an.«
O je, er war auf Ketamin. Was würden sie sonst bei jemandem verwenden, der seine Gestalt verändern konnte? Das hätte sie wissen müssen. Sie hatte im College eine Zimmernachbarin gehabt, die gern mit allen Arten von entspannenden Drogen experimentiert hatte, und Special K, ein Betäubungsmittel in der Veterinärmedizin, war eine ihrer Lieblingsdrogen gewesen. Wenn Susan sich richtig erinnerte, hatte es sie äußert empfindlich gegenüber Licht, Geräuschen und Berührung gemacht.
Sie wollte ihre Theorie ausprobieren und strich Ravyn übers Haar. Wie eine Katze krümmte er den Rücken und schnurrte regelrecht. Es ging so gegen seinen Charakter, dass sie sich fragte, was er dazu sagen würde, wenn er nicht unter dieser Droge stand.
Er hob die Hand und legte sie an ihre Wange. »Du hast so weiche Hände«, sagte er seufzend. Er verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. »Mir ist schlecht.«
Susan sah sich schnell um und erblickte einen kleinen Mülleimer neben der Tür. Sie ließ Ravyn los, packte den Eimer und schaffte es gerade noch bis zu ihm zurück, ehe er den Inhalt seines Magens in den Eimer spuckte.
Sie schauderte. Sie mussten ihm eine ziemliche Überdosis verpasst haben. Ihrer Zimmergenossin war es von der Droge oft schlecht geworden, aber Susan konnte sich nicht erinnern, dass sie sich auch nur ein Mal hätte übergeben müssen – sie war einfach nur sehr benommen und übertrieben anhänglich gewesen.
Als er endlich fertig war, fiel er auf die Matratze zurück, keuchte und stöhnte.
Susan seufzte und fragte sich, was sie jetzt mit dem Abfalleimer tun sollte. »Das perfekte Ende eines perfekten Tages.«
Stryker stand in einer kleinen Gasse hinter dem Serengeti. Er hatte drei Männer und Satara dabei und starrte Trates an, der zu verantworten hatte, dass Ravyn ihnen erneut entkommen war.
Strykers Stellvertreter sah ihn verlegen an, als wüsste er genau, wie unzufrieden Stryker mit ihm war. »Zumindest wissen wir jetzt, dass das Beruhigungsmittel wirkt, und zwar ganz genauso schnell, wie Theo versprochen hat.«
Das war kaum ein Trost.
Stryker leckte sich bedeutungsschwanger die Fangzähne. »Und wo steckt der gute Doktor jetzt?«
Trates trat einen Schritt zurück und wurde blass.
Satara warf einen Blick auf den Club. »Marschier einfach rein, und mach ihn fertig«, sagte sie gereizt
»Denk mal nach, kleine Schwester. Wenn du das Recht eines Sanctuarys verletzt, öffnest du damit eine Büchse voller Würmer, mit denen nicht einmal du zurechtkommen würdest.«
»Wieso denn das?«
Stryker trat bedrohlich auf sie zu und drückte sie gegen die Wand. »Mir fällt auf, dass du glaubst, als Dienerin von Artemis wärst du vor allem geschützt. Da hast du Glück gehabt. Aber wir anderen haben dieses Glück nicht. Wenn du da reingehst und Ravyn schnappen willst, wirst du Savitars Zorn auf uns alle herabbeschwören. Gar nicht davon zu reden, dass die Jagd auf Spathis eröffnet würde. Wir brauchen diese Orte genauso wie die Were-Hunter, um uns dorthin retten zu können.«
Ihre Nasenflügel bebten, und sie stieß ihn zurück. »Und was willst du tun? Den Plan aufgeben, dass wir Seattle übernehmen?«
»Nein«, knurrte er. »Wir haben hier schon eine Menge an Boden gewonnen, und die Menschen haben sich bis jetzt als würdig erwiesen. Wir warten einfach, bis sie wieder herauskommen, und bringen sie dann um.«
Sie schnaubte. »Weißt du, was dein Problem ist, Stryker? Du denkst wie jemand, der elftausend Jahre alt ist.«
»Was soll das denn heißen?«
»Du beschreitest nur die festgelegten Wege. Gib mir eine Gruppe Männer, die ich anführen kann.«
Natürlich. Sollte er ihr vielleicht vertrauen? Sie handelte zu rasch und dachte zu langsam. »Bist du wahnsinnig?«
»Nein, aber anders als du denke ich unkonventionell.« Sie deutete auf die Gebäude rings um sie. »Du willst Seattle? Ich kann es dir geben.«
Stryker zögerte und überdachte ihren Vorschlag. Seit Jahrhunderten hatte Satara sich zurückgehalten und ihn nur besucht,
Weitere Kostenlose Bücher