In den Faengen der Nacht
anführt.«
Otto strich sich gedankenvoll übers Kinn. »Was genau hat Jimmy denn gewusst?«
Susan holte tief Luft und versuchte, sich ganz genau zu erinnern. »Es hat vor einigen Jahren angefangen. Er hatte einige vereinzelte Vermisstenfälle von College-Studenten und Ausreißern zu bearbeiten. Ab und zu haben sie sogar eine Leiche gefunden. Die Fälle waren gelöst, aber er hat die Berichte nie zu sehen bekommen. Zunächst hat er sich nichts dabei gedacht. Aber vor einigen Monaten häuften sich diese Fälle, und da wurde er misstrauisch.«
»Bist du der Sache nachgegangen?«
Schmerz breitete sich in ihr aus. »Nein. Ich kann mich im Rathaus nicht mehr sehen lassen. Ich würde ausgelacht und rausgeworfen werden, ehe ich mit meinen Nachforschungen überhaupt angefangen hätte.«
Sie fing Ottos mitfühlenden Blick im Spiegel auf, aber er sagte nichts. »Waren diese Vermisstenfälle alle in der gleichen Gegend?«
»Ravenna. In der Gegend um den Happy Hunting Ground.«
»Das ergibt Sinn, findest du nicht?«
Sie nickte. »Ich glaube, Jimmy hatte recht. Jemand, der sehr weit oben sitzt, mischt sich ein und hilft den Daimons. Jemand wie zum Beispiel der Bürgermeister.«
Otto gab einen Laut von sich, mit dem er besagte, dass er nicht einverstanden war. »Der sitzt zu weit oben. Er könnte nicht so viele Leute bei der Polizei herumschubsen, ohne dass jemand misstrauisch würde.«
»Stimmt, außerdem hat die Sache schon vor seiner Amtszeit angefangen.« Susan kaute auf ihrer Unterlippe und überlegte, wer noch infrage kommen könnte. »Wie ist es mit dem Polizeichef?«
»Das klingt schon eher danach. Oder vielleicht ein Detective?«
»Nein, Jimmy sagte, es gehe höher rauf.«
Otto nickte. »Na, er musste es ja wissen.«
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie daran dachte, dass Jimmy ihr nun nichts mehr erzählen konnte …
Verdammt, wenn sie doch nur irgendeine Spur hätte …
»Es muss einen Grund dafür geben. Bist du sicher, dass sie nie zuvor so etwas versucht haben?«
»Ganz sicher. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, was einen Polizisten dazu veranlassen könnte, einem Vampir zu helfen, Jagd auf Menschen zu machen – und schon gar nicht höher gestellten Polizisten.«
»Aber es geschieht trotzdem.«
Otto nickte. »Was immer hier auch vorgeht, ich finde, wir sollten Cael ersetzen, denn er ist ja ganz offensichtlich abgelenkt und achtet nicht darauf, was die Menschen und die Daimons dort machen.«
Das konnte sie nachvollziehen. »Ist es normal für einen Dark-Hunter, dass er mit einer Apollitin zusammen ist?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich habe noch nie von einem Dark-Hunter gehört, der sich mit einer Apollitin eingelassen hat. Das einzige Mal, dass etwas passiert ist, das dem nahekam, war die Sache mit Wolf, und der war eigentlich kein echter Dark-Hunter. Er war ein Mensch, der durch eine altnordische Gottheit in das alles hier hineingeraten ist. Dark-Hunter sollen mit überhaupt niemandem zusammen sein. Und Heiraten ist streng verboten.«
Das musste schrecklich sein. Sie konnte dieses Konzept noch nicht einmal vollständig erfassen. »Sie sind also unsterblich, dürfen aber nie den oder die Richtige haben?«
»So sieht es aus.«
»Das ist doch beschissen.«
»Jawohl«, stimmte Otto zu. »Das ist es, aber wie Ash sagen würde: Wenn du dich mit den Hunden schlafen legst, darfst du dich nicht wundern, wenn du mit Flöhen aufwachst.«
»Ash?«
»Acheron, der Anführer der Dark-Hunter.«
Sie erinnerte sich, dass sie etwas über ihn gelesen hatte. Obwohl da nicht viel über ihn gestanden hatte, außer dass er ziemlich exzentrisch war und dass es für einen Squire schwierig war, ihn zu erwischen. »Wie alt ist er?«
»Elftausend und noch was Jahre.«
Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie sich einen verhutzelten alten Mann vorstellte, der aussah wie Merlin in einem Film über König Artus. »Da hat er ja verdammt lange herumgewirtschaftet.«
»Ja« – Otto lachte hell auf –, »das kann man so sagen.«
Sie schwiegen, als Susan alle Informationen in ihrem Kopf noch einmal Revue passieren ließ.
Als sie sich dem Serengeti näherten, fuhr sie langsamer.
Otto fluchte, als er feststellte, wohin sie wollte. »Du kannst ihn da nicht wieder hinbringen, Susan.«
Sie parkte in der Kurve in der Nähe der Hintertür. »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
Sie erwartete, dass er einen Streit beginnen würde. Stattdessen gab er ihr ein Zeichen, kurz zu warten, holte sein
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