In den Faengen der Nacht
der Einzige, der ihn nicht fürchtet. Keine Ahnung, warum das so ist.«
Das bedeutete nichts Gutes für ihre Pläne. Als Dienerin der Artemis hatte Satara noch nie von diesem Mann gehört, aber wenn sie bedachte, was ihr Bruder sagte, ergab es einen Sinn. Artemis hielt gern den Kopf unten und fiel nicht auf. »Wie können wir ihn bekämpfen?«
» Wir können das nicht. Ich habe dir schon gesagt, dass wir uns nicht mit ihm anlegen.«
Für seine Sturheit und Angst hätte sie ihn am liebsten erwürgt. Wenn es irgendetwas gab, das sie verabscheute, dann war es Schwäche. »Und wie kommen wir dann ins Serengeti rein, um Ravyn zu verjagen?«
»Noch mal: Wir können das nicht.« Stryker stand auf und trat von seinem Thronpodest herab. Er schritt unheimlich ruhig auf sie zu, bis er neben ihr stand. »Mein Plan für Seattle, so wie er war, ist gescheitert. Jetzt, wo die Dark-Hunter wissen, was wir vorhaben, lohnt es sich nicht, ihn weiterzuverfolgen. Das Spiel ist aus.«
»Nicht so schnell«, sagte sie und überlegte, was schiefgelaufen war. »Wie hat dein ursprünglicher Plan ausgesehen?«
»Wie meinst du das?«
»Bevor Seattle dir die Türen geöffnet hat, was hattest du da geplant?«
Er antwortete nicht. Aber Satara wusste es auch so. »Du bist hinter Acheron her. Du willst ihn leiden sehen.« Sie trat näher an ihn heran und flüsterte, damit die Göttin, die in diesen Gefilden herrschte, es nicht hören konnte: »Und außerdem bist du hinter Apollymi selbst her, damit du dich für den Schmerz rächen kannst, den die beiden dir zugefügt haben.«
Er reagierte nicht, aber sie kannte die Qualen, unter denen Stryker litt. Um seine Hingabe an Apollymi zu beweisen, hatte er seinem Sohn die Kehle durchgeschnitten und sich Urian für immer zum Feind gemacht.
Urian war das Einzige gewesen, was Stryker jemals geliebt hatte. Das schloss auch sie mit ein. Er gestattete nur, dass sie um ihn war, weil er nicht völlig allein sein wollte, aber letztlich machte sie sich keine Illusionen darüber, was seine Gefühle anging. Wenn sie in dieser Sekunde sterben würde, würde er es gelassen hinnehmen und weitermachen.
Urian dagegen war eine Wunde, die ständig schwärte und ihn auffraß.
»Willst du auf irgendwas hinaus?«, fragte Stryker zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Sie nickte, als ihr eine neue Idee kam. »Es gibt noch immer Mittel und Wege, um Acheron Schaden zuzufügen.«
»Und die wären?«
»Ach, Stryker«, sagte sie in mitleidigem Tonfall, »von allen Männern solltest doch gerade du genau wissen, wie man jemanden verkrüppelt. Was ist schlimmer als jemand, dem du voll und ganz vertraust und der sich dann gegen dich wendet?«
Sein Gesicht wurde maskenhaft, und sie wusste, dass er an den Tag dachte, an dem er erfuhr, dass Urian ihn angelogen hatte, denn er beschützte die Familie, die Stryker zu töten geschworen hatte.
»Ja«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »und jetzt stell dir vor, wir würden einen von Acherons Männern für unsere Seite gewinnen, ohne dass er davon weiß. Wir können ihm genau das antun, was er dir angetan hat …«
Seine Augen verdunkelten sich misstrauisch. »Wie?«
Sie lachte ordinär und böse. »Was ist von jeher der Untergang des Menschen gewesen, mein Bruder?«
Er zögerte nicht mit der Antwort. »Stolz.«
»Wohl kaum.« Sie hob die Hand und blies einen tiefen Atemzug lang auf ihre Nägel, dann fixierte sie ihn mit einem bösen Blick.
»Die Liebe ist es, Bruder. Sie ist das Einzige, für das Menschen töten, um sie besitzen zu können. Das Einzige, das sie dazu bringt, Dinge zu tun, die sie normalerweise niemals tun würden. Dinge, von denen sie sich nicht einmal eine Vorstellung machen können. Und es wird das Einzige sein, das Acheron schließlich in die Knie zwingt. Seine Dark-Hunter sind die eine Schwäche, die wir ausnutzen können. Seattle ist für uns noch nicht verloren. Es gibt noch immer Mittel und Wege, Anspruch auf die Stadt zu erheben und Acheron mitten ins Herz zu treffen.«
»Und wenn du unrecht hast?«
»Was haben wir denn zu verlieren? Jetzt mal ehrlich.« Satara stand auf Zehenspitzen und bot ihm die winzige Andeutung eines hoffnungsvollen Lächelns, obwohl sein Gesichtsausdruck hart und unerbittlich war. »Aber was, wenn ich recht habe?«
Er blinzelte und schaute zur Seite, als ob er über ihre Worte nachdachte. Als sein Blick den ihren wieder traf, lag in ihm das ganze rohe, schmerzhafte Verlangen, das ihn beseelte, diesen Krieg gegen Acheron und Apollymi
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