In den Faengen der Nacht
erschreckt.«
Ravyn seufzte müde, obwohl er zu schätzen wusste, was sie da zu tun versuchte. »Ich versichere dir, ich träume nicht von Puppen, Susan.«
»Das weiß ich. Aber immer, wenn ich aus diesem Albtraum erwacht bin, ließ mich meine Mutter erzählen, was ich geträumt hatte … egal, wie dumm es war. Sie sagte: Wenn du darüber reden kannst, dann kriegst du es aus dem Kopf und kannst stattdessen von schönen Dingen träumen.«
»Ich will nicht darüber reden.«
In diesem Moment fühlte er ihre Hand, die sanft über seinen Kopf streichelte. »In Ordnung.«
Ravyn schloss die Augen, und ein fremdes Gefühl überkam ihn. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn zum letzten Mal jemand getröstet hatte. Wann eine Frau ihn zum letzten Mal so berührt hatte. Sie bewegte ihre Hand über seine Schulter zu seinem Arm, wo sie behutsam über seinen Bizeps strich. Ihre Berührung … nein, ihre Freundlichkeit versengten ihn fast.
Susan sprach kein Wort, als sie ihm über den Rücken strich. Sie lag da, tröstete ihn und ließ ihre Hand über seinen Körper gleiten. Erinnerte ihn daran, dass er nicht allein in der Dunkelheit war. Erinnerte ihn, dass es in Ordnung war, ein Mensch zu sein. Er spürte nicht, dass sie ihn verurteilte. Sie fand ihn nicht schwach oder untauglich.
Und bevor er sich bewusst wurde, was er tat, sprach er mit ihr über seinen Albtraum. »Es ist immer die gleiche Erinnerung …«, flüsterte er. »Ich treffe Isabeau am See, wo ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie war die Tochter eines Händlers aus der Stadt, die nicht weit von unserem Dorf entfernt lag. Sie und ein paar ihrer Freunde veranstalteten ein Picknick, als meine Brüder und ich vorbeikamen. Sie haben uns gewunken, und Dorian ist auf sie zugegangen.«
Ravyn konnte diesen Tag noch immer ganz deutlich vor sich sehen. Es war ein perfekter warmer Frühlingstag gewesen. Die drei waren in die Stadt geritten, um Vorräte zu besorgen, und befanden sich auf dem Rückweg. Er und Dorian saßen auf Pferden, während Phoenix den Wagen lenkte.
Die Frauen hatten gelacht und Wein getrunken … viel Wein. Ehe Ravyn und seine Brüder vorbeigekommen waren, hatten die Frauen im See gebadet und sich danach in die Sonne gelegt. Sie trugen feuchte Unterkleider, die ihnen immer wieder von den nackten Schultern glitten und ihre Vorzüge zur Geltung brachten. Ganz schwindelig von ihrem Spiel, hatten die Frauen ihn und seine Brüder tatsächlich herangepfiffen.
Aber diese Einzelheiten ließ er weg, als er Susan die Geschichte erzählte. »Weil Phoenix eine Gefährtin hatte, fuhr er weiter, während Dorian und ich zu den Frauen gingen. Sie boten uns Essen und Wein an.« Und andere Dinge, die hier am besten unerwähnt blieben. »Ich kann nicht sagen, warum, aber ich fühlte mich sofort von Isabeau angezogen. Es war etwas an ihr, das sie lebendiger wirken ließ als ihre Freundinnen.«
Susan spürte bei diesen Worten einen unerklärlichen Stich der Eifersucht. Die Vorstellung, dass er mit einer anderen Frau herumtollte, gefiel ihr nicht. Aber sie sagte nichts, und er sprach weiter.
»Es wurde spät, und die Frauen packten zusammen, um nach Hause zurückzukehren. Also verabredeten Isabeau und ich, uns in ein paar Tagen wieder zu treffen. Und zwar zu zweit.«
»Du warst auf ein Abenteuer aus.«
»Ja, und sie war keine Jungfrau mehr.« Er lachte kurz und bitter auf. »Sie war eine Frau mit kräftigem Appetit, und ich hatte nichts dagegen, ihr Hauptgang zu sein.«
Susan musste sich beherrschen, damit sie ihm kein Haarbüschel herausriss. So ein Mistkerl.
Aber er hatte für diese Tändelei mit dieser Schlampe bitter bezahlen müssen. Das würde Susan auch ihrem schlimmsten Feind nicht wünschen.
Ravyn holte tief Luft, ehe er fortfuhr. »Eines führte zum anderen, und plötzlich trafen wir uns regelmäßig.«
Sie runzelte bei seinen Worten die Stirn. »Hattest du keine Angst, sie könnte schwanger werden?«
»Nein. Were-Hunter können außer mit ihren Gefährten keine Kinder zeugen. Weil wir nicht miteinander verbunden waren, bestand keine Gefahr.«
Das verstand Susan, aber eine Schwangerschaft war doch nicht das Einzige, um das man sich Sorgen machen musste. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber was ist denn mit sexuell übertragbaren Krankheiten? Wenn man bedenkt, wie schnell sie sich dir an den Hals geworfen hat, hattest du da keine Angst, dass sie dir etwas anhängen könnte?«
Er schnaubte. »Nein. Meine Leute können diese Krankheiten nicht
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