In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
gleiten, dann gab er sie zögernd frei und legte die Hände um ihre Taille. Er bezweifelte, dass sie ohne seine Unterstützung stehen konnte.
Er sah sich um, dann fiel sein Blick auf eine Anrichte, die zwischen dem Kamin und dem Bett stand. Er lehnte Flick gegen die Anrichte. »Bleib hier – rühre dich nicht.«
An der Stelle, an der sie stand, konnte man sie von der Tür aus nicht sehen.
Sie schaute ihn verständnislos an, dann blickte sie zur Tür.
Demon ließ sie los und wandte sich um. Als er im Spiegel neben der Tür sein Bild sah, fluchte er noch einmal, zog seine Weste zurecht und seinen Rock, dann fuhr er sich mit den Fingern durch das Haar, ehe er den Riegel zurückschob.
Er nahm an, dass es Gillies war, der geklopft hatte, oder einer der Angestellten aus dem Gasthaus. Wer auch immer es war, er würde ihn schnell wieder loswerden. Er drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür.
Der elegante Gentleman, der vor der Tür stand und dessen freundliches Lächeln schnell wieder schwand, gehörte nicht zu den Angestellten des Gasthauses. Leider kannte er ihn.
Innerlich fluchte Demon und wünschte, er hätte einige der Kerzen gelöscht, die Flick im Zimmer verteilt hatte. Wenigstens war Flick nicht zu sehen. Er hielt die Tür nur ein Stück geöffnet und zog arrogant eine Augenbraue hoch. »Guten Abend, Selbourne.«
»Cynster.« Enttäuschung lag in Lord Selbournes Stimme, er sah verstimmt aus, doch er blieb freundlich. »Ich …« Selbournes Blick ging über Demons Schulter hinweg, seine Augen weiteten sich.
Demon erstarrte und biss die Zähne so fest zusammen, dass er glaubte, sie würden zerbrechen. Doch er drehte sich nicht um.
Lord Selbourne zog anerkennend die Augenbrauen hoch, dann betrachtete er Demon nachdenklich. Und lächelte. »… verstehe.«
Dieses eine Wort war bedeutungsschwer. Demon begriff nur zu gut, was er damit sagen wollte. Mit angespanntem Gesicht nickte er knapp. »Genau. Ich fürchte, Sie müssen sich einen anderen Ort suchen, an dem Sie heute Nacht schlafen können.«
Selbourne seufzte. »Der Sieger bekommt die Trophäe.« Mit einem hochmütigen Blick über Demons Schulter wandte er sich ab. »Ich wünsche Ihnen, lieber Junge, all die Ruhe, die Sie bekommen können.«
Demon unterdrückte einen Fluch – einen äußerst unflätigen Fluch -, dann schaffte er es, die Tür zu schließen, ohne sie heftig zuzuschlagen. Er stützte die Hände in die Hüften und starrte auf die geschlossene Tür. Dann streckte er langsam die Hand aus und drehte den Schlüssel im Schloss.
Das Geräusch, als der Schlüssel sich drehte, war wie das Geläut einer Totenglocke, denn es bedeutete einen unwiderruflichen Schritt. Demon wandte sich um.
Und wurde in seiner Vermutung bestätigt, dass Flick in der Tat nicht in der Lage gewesen war, ihre Neugier zu unterdrücken. Sie war neben den Kamin getreten, um zu erfahren, wer geklopft hatte.
Selbourne hatte sie sehr gut sehen können – mit ihrem zerzausten Haar und dem zerknitterten Kleid, mit ihren rosigen Lippen, die noch feucht waren von seinen Küssen. Und was noch schlimmer war, sie hatte weder die Kapuze auf dem Kopf gehabt noch ihren Schleier. Demon starrte sie an.
Sie erwiderte seinen Blick. »Wer war das?«
Er betrachtete sie nachdenklich, dann wandte er sich zurück zur Tür und zog den Schlüssel aus dem Schloss. »Das Schicksal. Verkleidet als Lord Selbourne.«
13
Flick hielt seinem Blick stand. »Kennst du ihn?«
»Oh, in der Tat kenne ich ihn.« Er steckte den Schlüssel in die Tasche seiner Weste und kam dann langsam auf sie zu. »Jeder in der gehobenen Gesellschaft kennt die Quasselstrippe Selbourne.«
»Quasselstrippe?«
Dicht vor ihr blieb Demon stehen und sah ihr tief in die Augen. »Seine Zunge hat Räder.«
Sie sah ihm prüfend in die Augen und in sein Gesicht, dann formte ihr Mund ein tonloses Oh.
»Und das bedeutet«, erklärte er, »dass morgen Abend auf jedem Ball in London das schlüpfrigste bon mot sein wird, wer diese herrliche jugendliche ›Witwe‹ wirklich war, die man in Bury St. Edmunds dabei erwischt hat, wie sie sich mit mir abgegeben hat.«
Flick erstarrte, ihre Augenlider flatterten. »Fang nicht schon wieder damit an. Nur weil er mich gesehen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass ich kompromittiert bin. Er weiß nicht einmal, wer ich bin.«
»Aber das wird er bald herausgefunden haben.« Demon berührte mit einem Finger ihre Nasenspitze. »So verschafft sich Quasselstrippe seine
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