In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
beobachtete sie, als sie einen Ländler tanzte und dabei fröhlich lachte, aber ohne diesen besonders glücklichen Ausdruck, den sie nur für ihn hatte. Trotz seiner Sorgen, trotz all der Ironie lächelte er bei ihrem Anblick. Er schlenderte durch den Ballsaal, doch er ließ sie dabei nie aus den Augen – seine Freude, sein Verlangen -, und er überlegte, wie er ihren guten Ruf am besten schützen konnte.
Ein Teil seiner Antwort war eine Fahrt durch den Park. Einfach und sehr wirksam – und sie würde wissen, was er tat. So früh wie möglich fuhr er zum Berkeley Square. Er ignorierte Highthorpes verständnisvolle Blicke und ging die Treppe hinauf zu den Privaträumen seiner Mutter. Dort klopfte er einmal an und trat dann ein.
Seine Mutter saß auf der chaise , eine Brille auf der Nase, sie sah auf und lächelte. Wie er es erwartet hatte, sortierte sie die Einladungen, die sie an diesem Morgen bekommen hatte. Flick saß auf einem Sofa vor ihr und half ihr dabei.
»Guten Morgen, Harry, womit haben wir diese angenehme Überraschung verdient?« Seine Mutter legte ihre Brille ab und hob ihm das Gesicht für einen Kuss entgegen.
Er gehorchte pflichtschuldig und ignorierte ihren neckenden Blick. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, wandte er sich an Flick, die aufgestanden war.
»Ich bin gekommen, um Flick zu fragen, ob sie mit mir eine Ausfahrt in den Park machen möchte.«
Flicks Augen begannen zu leuchten, ihr Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt. »Das wäre schön.« Sie trat einen Schritt vor und streckte ihm die Hand entgegen.
Demon nahm ihre Hand – und hielt sie fest. Er blieb in einem sicheren Abstand stehen und widerstand dem Wunsch, sie näher an sich zu ziehen. Einen Augenblick lang schaute er in ihr Gesicht und genoss ihre Begeisterung, dann senkte er die Lider, lächelte und deutete zur Tür. »Draußen weht ein frischer Wind, du wirst deinen Umhang brauchen.«
Keine einzige Sekunde hatte er seine höfliche Maske vergessen; Flick blinzelte, und ihr Lächeln wurde ein wenig schwächer. »Ja, natürlich.« Sie wandte sich an Horatia. »Wenn es Ihnen recht ist, Ma’am.«
»Natürlich, meine Liebe.« Horatia lächelte, Flick knickste höflich, dann ging sie.
Wenn Demon noch Zweifel daran gehabt hatte, wie groß die Bedrohung war, die Flick darstellte, so zerstreute der plötzliche scharfe Blick seiner Mutter sie vollkommen. In dem Augenblick, als sich die Tür hinter Flick schloss, warf Horatia ihm einen missbilligenden Blick zu – doch die Frage, auf die sie eine Antwort haben wollte, konnte sie ihm nicht stellen.
Und immerhin hatte er vorgeschlagen, mit Flick eine Ausfahrt im Park zu machen.
Während Demon die Verwirrung von Horatia nicht entgangen war, senkte er den Kopf. »Ich werde unten auf Flick warten – ich muss meine Pferde bewegen.« Ohne auf Horatias Blick zu reagieren, wandte er sich um und floh.
Flick ließ ihn nicht lange warten – sie kam die Treppe heruntergelaufen, als er langsam nach unten ging. Ihre Abneigung, sich herauszuputzen, schenkte ihnen einen seltenen Augenblick, in dem sie allein sein konnten. Demon lächelte lässig, erleichtert, seine Maske einen Augenblick lang fallen lassen zu können – er griff nach ihrer Hand und zog Flick an sich.
Sie lachte leise, erfreut, dann lächelte sie strahlend und wandte ihm ihr Gesicht zu. Er fühlte den leisen Schauer, der durch ihren Körper rann, spürte, wie sich ihre Nerven anspannten, wie ihr Atem schneller ging, die Spannung, als ihre Körper sich flüchtig berührten. Ihre Augen weiteten sich, die Pupillen wurden größer, sie öffnete die Lippen – ihr Gesicht wurde sanfter. Und sie strahlte.
Selbst in dem schwachen Licht des Treppenhauses war es völlig unmöglich, ihre Sinnlichkeit zu übersehen. Er hatte sie viel zu gut in die Kunst der Liebe eingeführt, und sie sehnte sich danach, genau wie er. Die Verlockung, sie in seine Arme zu ziehen, den Kopf zu senken und seine Lippen auf ihre zu legen, war noch nie so groß gewesen, und das Verlangen hatte ihn noch nie zuvor so gnadenlos gepackt.
Er holte zitternd Luft, dann blickte er nach unten – und entdeckte Highthorpe an der Tür. Er zog sich von ihr zurück und setzte seinen gelangweilten Gesichtsausdruck wieder auf. »Komm – die Braunen kühlen sonst zu sehr ab.«
Sie fühlte, dass er sich von ihr zurückzog, aber dann entdeckte auch sie Highthorpe. Sie nickte und ging an seiner Seite die Treppe hinunter.
Nachdem sie das Haus verlassen hatten und
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