Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
Vom Netzwerk:
wurden die beiden Frauen rüde beiseite gescheucht, denn die Männer setzen sich an die Ruder, um die Boote in die Flussmitte zu bringen. Öllampen an Bug und Heck, die durch dünne Hornplatten vor dem Wind geschützt waren, sorgten dafür, dass die drei Schiffe einander sehen konnten.
    Mit verhaltener Stimme gab Thore seine Befehle. Als die Schiffe auf Kurs waren und die Ruder in gleichmäßigem Takt kräftig durchs Wasser zogen, so dass eine frische Brise die Gesichter kühlte, ging er breitbeinig zum Heck hinüber, wo die beiden Frauen eng aneinandergeschmiegt saßen.
    „Deine Weissagung war gut, Hexe“, sagte er triumphierend.
    Rodenas Gesicht war im schwachen Licht der kleinen Öllampe schlecht zu erkennen, doch ihm schien, dass sie sehr bleich war und ihre Augen dunkel umschattet.
    „Lass die Lampen besser löschen“, riet sie leise.
    „Die Lampen erfüllen ihren Zweck“, meinte er gleichmütig. „Du magst eine Seherin sein – von der Seefahrt verstehst du so viel, wie ein Fisch vom Fliegen weiß.“
    „Ganz wie du meinst, großer Meister der Meere “, gab sie beleidigt zurück. „Aber wenn du klug wärest, dann würdest du jetzt so rasch wie möglich zur Küste zurückfahren, anstatt weiter landeinwärts zu rudern. Du weißt selbst, dass Alain Schiefbarts Späher uns längst entdeckt haben“
    „Hör zu, Hexe“, knurrte er. „Ich habe dich mitgenommen, um deine Weissagungen zu hören. Was ich jedoch tun werde, das entscheide ich selbst. Also spare dir deine Ratschläge!“
    Sie zog die Augenbrauen in die Höhe und wirkte jetzt sehr hochmütig.
    „Es soll Fische geben, die fliegen können, Wikinger. Auch soll es Männer geben, deren Verstand klein wie eine Nuss ist.“
    „Es soll auch Weiber geben, die schweigen können.“
    „Und Männer, die auf den klugen Rat einer Frau hören“
    Er schnaubte, denn ihre frechen Antworten reizten ihn. Schön, sie war eine Seherin, aber das gab ihr noch lange nicht das Recht, ihm Anweisungen zu erteilen. Schließlich war er bisher auch ohne die Weissagung einer Druidin gut zurechtgekommen. Überhaupt wäre es ihm viel lieber gewesen, wenn sie diese Sehergabe nicht besäße, denn sie gefiel ihm in ihrer stolzen Art, und er begehrte sie. Er beugte sich tiefer über sie, obgleich er wusste, dass er sich damit in die Gefahr begab, ihrer Verführungskraft zu erliegen. Sie hatte den Blick gesenkt, doch die Lider zitterten ein wenig.
    „Weshalb bist du so blass?“, wollte er misstrauisch wissen. War sie vielleicht krank? Der Gedanke beunruhigte ihn, denn er wollte sie auf keinen Fall verlieren. Plötzlich wurde ihm klar, dass diese halsstarrige Person ihm wichtiger war als alles Silber und alle Schwertklingen, die er erbeutet hatte.
    „Ich vertrage das Schwanken des Bootes nicht“, murmelte sie .
    Er grinste erleichtert „Das vergeht, Hexe. Sag deiner kleinen Freundin, dass sie von nun an Ubbe gehören wird, denn er will unbedingt ihr Beschützer sein.“
    Rodena riss die Augen auf und fuhr trotz ihrer Erschöpfung hoch, denn der Zorn trieb ihr Blut warm durch die Adern.
    „Du hast mir versprochen, dass sie niemand sie anrühren wird. Sie soll meine Dienerin sein ...“
    „Bilde dir nichts ein, Hexe!“, fuhr er laut dazwischen. „Ich habe dir gar nichts versprochen und entscheide so, wie ich es für richtig halte. Sie gehört Ubbe – deine Dienerin kann sie dennoch sein, denn Ubbe hat nichts dagegen.“
    Rodena fuhr sich wütend mit den Händen durch das lange Haar. „Ich hatte vergessen, dass das Wort eines Wikingers weniger wert ist als ein trockenes Blatt im Wind!“, schimpfte sie.
    Er ging nicht auf diese Beleidigung ein, sondern drehte sich um und wollte an den Ruderern vorbeilaufen, um mittschiffs nach dem Rechten zu sehen.
    „Mach nur so weiter und stürze dich in dein Verderben“, rief sie ihm zornig nach. „Folter und Tod stehen dir bevor, wenn du nicht auf mich hörst, das hat meine Göttin mir in Bildern gezeigt!“
    Er blieb tatsächlich stehen, doch ohne sich zu ihr umzuwenden.
    „Das hast du dir doch jetzt nur ausgedacht, weil du wütend auf mich bist“, knurrte er.
    „Ich sage die Wahrheit! Weshalb bist du so stur? Noch ist Zeit umzukehren.“
    „Vielleicht ist mein Verstand klein wie eine Nuss“, sagte er höhnisch. „Aber er reicht aus, um dich zu durchschauen, Hexe. Denke nicht, dass ich nach deinem Willen tanzen werde, nur weil du eine Druidin bist!“
    Mit weiten Schritten stieg er über die Ruderbänke hinweg und begab sich

Weitere Kostenlose Bücher